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Ich wähle keine Spielekiller - Petra Fröhlich kämpft fürs Image der Computerspieler

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Sie werden am 28. September vermutlich nicht CSU wählen, oder? Das weiß ich noch nicht, ob bis dahin noch politische Vernunft einkehrt. Wir haben ja noch gut zwei Wochen bis zur Wahl. Nach aktuellem Stand ist die Partei für mich aber nicht wählbar, das stimmt. Warum? Weil in der Debatte um Actionspiele, die von der CSU oft als Killerspiele bezeichnet werden, erwachsenen Menschen vorgeschrieben werden soll, was sie zu spielen haben und was nicht. Im Kino würde sich das niemand bieten lassen, dass beispielsweise die Filme von Quentin Tarantino pauschal als Killerfilme gebrandmarkt und seine Zuschauer als potenziell gefährlich abgestempelt würden. Bei Computerspielen findet das aber ständig statt.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Was sollte sich konkret ändern, damit Sie Ihre Stimme der CSU geben könnten? Ich finde man sollte zunächst mal diesen diskriminierenden und kriminalisierenden Begriff des „Killerspiels“ aus der politischen Debatte verbannen. Wir waren schwer überrascht als Innenminister Joachim Herrmann das Thema wieder auf die Tagesordnung gebracht hat. Wir halten das für sehr falsch, weil dieser Begriff suggeriert, dass hier Menschen zu Killern gemacht werden. Es gibt aber durchaus ernstzunehmende Stimmen, die sagen, solche Actionspiele machen die Spieler aggressiv und vielleicht sogar gewalttätig. Ich kenne diese Behauptungen auch, sie sind aber in keiner Weise bestätigt. Es gibt keine Studien, die diesen Zusammenhang belegen. Diese Spiele richten sich an ein erwachsenes Publikum, so wie es auch Filme oder Bücher gibt, die man erst ab 18 Jahren kaufen darf. Diese Produkte gehören – genau wie Actionspiele – nicht in die Hände von Kindern oder Jugendlichen. Das ist ganz klar und darum geht es auch gar nicht. Es geht darum, dass hier erwachsene Spieler pauschal kriminalisiert werden und dagegen wollen wir uns wehren. Also glauben Sie, der Innenminister bringt das Thema aus reinem Populismus vor der Wahl auf die Agenda? Das weiß ich nicht, aber es scheint so zu sein. Denn es gibt in Deutschland keine Lobby der Computerspieler. Es gibt niemand, der aufsteht und sich wehrt, wenn der Innenminister Computerspiele in einen Zusammenhang bringt mit Kinderpornografie oder Nazi-Propaganda. Wir halten das für falsch und wollen nicht einfach so mitansehen, wenn hier alle Computerspieler wie ein potenzielles Sicherheitsriskio behandelt werden. Immerhin handelt es sich um Ihre Leser? Auch, ganz klar. Wenn beispielsweise über das „Grand Theft Auto 4“ diskutiert wird, muss man sagen, dass dieses Spiel weltweit höchste Weihen bekommen hat und positiv in allen Feuilletons besprochen wurde. Wenn ein solches Spiel verboten werden soll, ist das eine klare Ansage an die 400.000 Menschen, die das Spiel in Deutschland gekauft haben. Was ist das Ziel Ihrer Kampagne? Um es ganz klar zu sagen: Es geht nicht um eine Wahlempfehlung. Uns geht es darum, mit der Faust auf den Tisch zu hauen und nicht unwidersprochen zuzuschauen, wenn diese Thesen in den Raum gestellt werden. Wir wären schon sehr zufrieden, wenn wir mit der Aktion die Politiker sensibilisieren würden für die Interessen der Spieler und wenn daraufhin nicht mehr so leichtfertig von Killerspielen gesprochen würde. Sie selber sprechen von Spiele-Killern ... Um genau darauf aufmerksam zu machen. Und es hat auch schon funktioniert: Die CSU-Landtagsfraktion hat sich bereits gegen diese Diffamierung gewehrt. Das freut uns natürlich, weil die Politiker dann vielleicht merken, wie sich Computerspieler fühlen müssen, wenn sie von der Politik pauschal diskriminiert und diffamiert werden. Gab es noch weitere Reaktion der Politik? Ja, es hat durchaus ein Aufhorchen stattgefunden. Wir haben von vielen tausend Menschen Zustimmung für unsere Aktion bekommen. Und ich habe schon viele Geschichten gehört von Menschen, die das System des Infostandes umgedreht haben. Die haben sich bei ihren Politikern keine Flugblätter abgeholt, sondern unseren offenen Brief an die Wahlstände der CSU getragen. Und ich gehe auch davon aus, dass Innenminister Herrmann sich noch zu Wort melden wird. Mit diesem Gegenwind hat er sicher nicht gerechnet. Haben sich auch schon Vertreter der Spiele-Industrie bei Ihnen gemeldet? Immerhin übernehmen Sie ja Lobbyarbeit für sie. Wir reden hier von fünf Prozent aller Spiele, die es in Deutschland gibt. Insofern geht es uns überhaupt nicht um die Spiele-Industrie als solches, die sich in Berlin ja schließlich selber um Lobbyarbeit bemüht. Uns geht es hier vielmehr um die vielen Millionen Spielefans, denen wir eine Stimme geben wollen.

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