Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben

Mädchen, hättet ihr gerne Nacktbilder von euren Exfreunden?

Teile diesen Beitrag mit Anderen:



Es geht um Bilder von nackten Frauen. Wir meinen nicht die Fotos diverser Mädchen und Frauen, die sich im Internet aus diversen Gründen entkleiden und sich scheinbar bereitwillig in Posen werfen, die Kopulationsbereitschaft signalisieren. Wir meinen keine Pornos, sondern Bilder von euch. Eher so ästhetische Aufnahmen, in denen ihr in Schwarz-Weiß zwar schon scharf, aber halt vor allem irgendwie wahnsinnig gut ausseht. Es kann auch ein Hipstamatic-Bild sein, in dem ihr nackt in der Dusche steht oder im Bett liegt. Wichtig ist, dass ihr auf dem Bild nackt seid und es sich in unserem Besitz befindet.

Ein befreundeter Fotograf meinte letztens, er besitze von allen seinen Ex-Freundinnen Nacktaufnahmen. Der hat es natürlich leicht, weil einem Fotografen Mädchen viel eher vertrauen. Zum einen denkt ihr euch wahrscheinlich: Wenn der das macht, schaue ich darauf bestimmt nicht schlecht aus. Zum anderen kriegt das alles einen künstlerischen Flair, und ist von Porno-Schmierigkeiten scheinbar weit entfernt. Die meisten von uns sind neidisch auf diesen Fotografen.

Wir als Nichtfotografen haben es ungleich schwerer, Nacktbilder von euch zu machen. Entweder werden wir ausgelacht oder ihr habt Angst, dass dieses Bild irgendwann auf Seiten wie myexgirlfriend.ru auftaucht. Der Sinn einer solchen Aufnahme ist ebenso schwer zu vermitteln, fußt sie doch auf dem theoretischen Gedanken, dass wir eines Tages nicht mehr zusammen sind, und wir uns dann wehmütig an diese Zeit zurückerinnern, in der es ganz normal war, euch nackt zu sehen. Sie nimmt also indirekt eine Trennung schon vorweg.

Ganz ehrlich: Aber genau aus diesem Grund hätten wir wahnsinnig gerne ein Nacktfoto von jeder unser Exfreundinnen. Kann schon passieren, dass wir beim Betrachten auch an ganz simple körperliche Grundbedürfnisse denken. Aber ein Foto der nackten Exfreundin ist Souvenir, Trophäe und Schrein zu gleich. Es versinnbildlicht das, was uns keiner mehr wegnehmen kann: die Erinnerung an eine gute Zeit, an einen schönen Körper.

 Ist das bei euch so? Habt ihr Nacktfotos von euren Exfreunden? Hättet ihr gerne welche?


Default Bild

„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Ich würde jetzt mal behaupten, dass wir Mädchen noch keine Sekunde unseres Lebens mit dem Gedanken verschwendet hätten, Nacktfotos unserer Exfreunde zu begehren. Wieso auch? Welches Interesse hätten wir daran, unsere Verflossenen im Nachhinein noch einmal nackt zu sehen? Die Zeiten, in denen wir das sehr gerne und am besten ununterbrochen wollten, sind vorbei. Und zwar in den meisten Fällen aus gutem Grund. Nicht etwa, weil unsere Exfreunde allesamt unattraktiv gewesen wären oder miese Schweine. Aber es hatte sich eben eines Tages ausgeliebt zwischen uns und damit ist es uns unmöglich geworden, diese Person weiterhin sexuell anziehend zu finden.

Wenn wir uns an den Sex mit unserem Ex erinnern, kommt uns das mindestens so seltsam vor, als würden wir unsere jüngste Schwester beim wilden Rumvögeln in der Küche erwischen: Unvorstellbar weit weg und sehr befremdlich. Nichts läge uns daher ferner, als Nacktfotos von Exfreunden als Masturbationsvorlage zu verwenden. Es mag durchaus sein, dass in irgendwelchen Dachbodenkisten tatsächlich noch ein paar alte Nacktbilder von unserer ersten großen Liebe herumflattern. Wir würden sie aber nie suchen gehen. Höchstens aus Versehen finden, nachträglich auslachen und sie schnell vernichten, damit sie bloß kein Mensch je in die Finger bekommt. Wir verzichten liebend gerne auf diese Bilder als „Souvenir". Was vielleicht daran liegt, dass wir unsere Exfreunde im Nachhinein auch nicht als „Trophäen"betrachten. Sie sind nicht mehr und nicht weniger, als zu einem gewissen Punkt unserer Lebens das Allergroßartigste gewesen und nun sind sie das eben nicht mehr - jedenfalls nicht mehr für uns. Akuten Souvenirbedarf würden wir doch nur empfinden, wenn wir noch nicht mit ihnen abgeschlossen hätten. Und selbst dann täte es ein ganz normales Porträtfoto oder jenes, was wir damals von ihnen über unserem Bett hängen hatten. Das würde reichen, um unsere Erinnerung an die ganze Nacktheiten und den vielen Sex wieder herauszubeschwören. In unserem Kopf sind diese Bilder klarer und schöner konserviert, als das ein abgeblitztes Amateurfoto je liefern könnte.

Ein bisschen ist das vielleicht wie mit Pornos. Die schauen wir Mädchen zwar auch hin und wieder an, aber unsere Vorliebe für das weite Feld unserer Kopfszenarien überwiegt. Ich will hier nicht mit dem alten Klischee um die Ecke reiten, dass ihr eben platter und berechenbar seid als wir, wenn es um Sex geht. Vielleicht liegt der Grund dafür auch darin begraben, dass ihr es leichter habt als wir. Frauenkörper sind von Natur aus ästhetischer und aufregender als Männerkörper. Sie sind irgendwie immer heiß, selbst, wenn sie total mies abgeblitzt werden. Dann ist das eben Jürgen Teller-Style oder zur Not Terry Richardson-Gusto. Den ganz eigenen Reiz eines Männerkörpers bildhaft festzuhalten ist bedeutend schwerer.

Außerdem sind Frauenkörper doch schon allein deshalb besonders fotografierenswert, weil sie schneller und sichtbarer verfallen. Das ist dann übrigens auch der wahre Grund, warum wir euch doch ab und zu einige Schnappschüsse unserer Nacktheit erlauben. Nicht nur, weil wir euch vertrauen und weil es uns schmeichelt. Wir tun es vor allem in vorfreudigen Gedanken an den Tag, an dem wir alt, grau und faltig im Rollstuhl sitzen und die Bilder unserer aufregenden Jugend noch einmal hervorziehen können.

mercedes-lauenstein

  • teilen
  • schließen