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"Wenn ich auf der Rolltreppe schon trinke, bin ich schneller bsoffn"

Bild: Hieronymus Ahrens

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Ron Foto, der Mann aus Männern, stammt aus East Schwabing, ist zwischen 30 und 50 Jahre alt und hat mit „Augustiner 40 Ounce“ den alternativen Wiesn-Hit des Jahres gelandet. Wir haben uns von ihm anhand des Tracks eine Anleitung zum authentischsten Wiesn-Besuch aller Zeiten geben lassen. Also: erst den Track anschauen, dann lesen.

 Ron Foto, die wichtigste Frage des Jahres 2016 zuerst: Kann man überhaupt heuer auf die Wiesn gehen, Stichwort Bedrohungsszenario, IS und Maschendrahtzaun?

Ja. Man muss sogar gehen, jetzt erst recht. Wenn man noch unentschieden ist, kann man ja am ersten Wochenende daheimbleiben und schauen, wie’s anläuft. Interessant wird vor allem, wie sich der Wiesn-Besuch durch die Zäune verändert, wenn man da vielleicht ewig anstehen muss. Meine Empfehlung: Hingehen, keine Angst haben und ruhig bleiben. Ohne Gewähr natürlich.  

Wenn man auf die Wiesn gehen will, dann hat man dank deines Wiesnhits „Augustiner Forty Ounce“ eine ziemlich detaillierte Anleitung, wie man als echter Münchner sein Wiesn-Erlebnis maximal ausreizt. Wie läutet man am besten den  Wiesn-Besuch ein?

Ich empfehle: Daheim oder in der U-Bahn schon zwei Halbe trinken, weil dann der Schock einfach nicht so groß ist und man besser in den Wiesn-Vibe reinkommt. Falls man an der U-Bahn-Haltestelle Theresienwiese aussteigt, unbedingt auf die Stationssprecher hören.  

Du rappst „Presshalbe auf der Rolltreppe spart Zeit“. Wofür?

Wenn ich auf der Rolltreppe schon trinke, bin ich schneller bsoffn.  

Nächster Punkt auf der To-Do-Liste: Schmoizler sniffen mit den O.G.s aus Landshut. Was hat es damit auf sich?

Was ich an der Wiesn so toll finde ist, dass da nicht nur Münchner hingehen, sondern Leute aus dem Umland und aus ganz Bayern. Die würde man halt sonst nie treffen. Nur auf der Wiesn.

Jetzt zum vielleicht wichtigsten Schritt: Ins Zelt kommen. Du präsentierst zwei Wege: Busen präsentieren oder Türen aushängen. Was machst du lieber?

Was manchmal echt funktioniert: Neben die Tür stellen, nichts sagen, nicht im Weg stehen und warten. Das kann eine halbe Stunde dauern, aber irgendwann kommt man eventuell rein – als Frau natürlich sehr viel schneller. Die Ordner checken einfach irgendwann: der ist hartnäckig, nervt aber nicht, dann lassen sie dich rein. Die einzige Ausnahme der Regel: Das Schützenzelt am letzten Sonntag, da hast du keine Chance. Türen aushängen habe ich ein paar Mal in den 1990er Jahren erlebt, da hatten die anscheinend die Türscharniere nicht gesichert. Also haben die Leute zu fünft, oder zu zehnt erst ihre Füße unter die Tür geschoben und irgendwann ausgehängt. Da hatten die Ordner natürlich keine Chance. Aber heute geht das bestimmt nicht mehr.    

Im Zelt: Lieber 1000 Euro für eine Tischreservierung bei Ebay oder eine Stehmaß im Gang und sich von den Kellnerinnen blöd anreden lassen?

Auf jeden Fall Stehmaß, weil man da viel mehr Leute anschaun kann. Am besten ist, man wird mit einer Stehmaß erst ein bisschen warm und labert sich vom Gang aus in einen Tisch rein. Und dann setzt man sich irgendwann dazu.  

Und du kriegst wirklich Stehmaßn von einer Kellnerin?

Da muss man einfach freundlich sein und an einem Tisch fragen, ob sie einem eine Maß mitbestellen. Das ist natürlich nicht erlaubt, aber je später der Abend, desto egaler is des den meisten. Auch den Kellnern.  

Wie kann ich elegant Connects zu den Reinbolds aufbauen und wie zur Wiesnzeit ausnutzen?

Ich hab’ die Zeile vor allem deshalb geschrieben, um selbst die Connects zu den Reinbolds zu kriegen.  

Kurze Pause, Mittagsschlaf. Ist der Kotzhügel wirklich der beste Ort dafür oder hast du alternative Hangouts fürs Powernapping?

Der Kotzhügel ist definitiv die schlechteste Wahl, aber der Suff zieht manche da einfach hin, glaube ich. Eventuell könnte man im Cafe Kaiserschmarrn ein bisserl ruhen. Da gibt’s nur Omas und bequeme Bänke.  

Wie komm’ ich bitte zur Rooftop-Party aufs Winzerer Fähndl rauf?

Die gibt’s noch nicht, aber ich fürchte es ist nur eine Frage der Zeit.  

Dein Tipp für Saufen ohne Geld: Noagerlmaß z’amm schütten. Welchen Tipp hast du gegen den Herpes-Ausbruch im Anschluss an diese Aktion?

Noagerl z’amm schütten ist eine Beobachtung, auf keinen Fall eine Empfehlung. Daher ist mein Tipp gegen den Herpes: Mach’s nicht. Wenn die Noagerl-Mass unbedingt sein muss, dann such dir die Stelle, wo die wenigsten Leute ihre Lippen hatten. Am Besten direkt über dem Henkel. Krank wird man auf der Wiesn aber trotzdem immer.

Deine Tipps für Saufen mit Geld: Schampus im Weinzelt, Geldsexuelle im Käferbiergarten, in der Box mit Shaniqua von Hohenzollern. Lass uns an deinem Insider-Wissen teilhaben.

Das mit dem Champagner im Weinzelt ist eine ganz spezielle Performance. Eine Magnumflasche kostet da über 2000 Euro. Die wird dann angeschleppt, auf den Boden gehauen, damit sie richtig aufgeladen ist und dann in die benachbarten Boxen gespritzt. Es ist Krieg. Jeder dort hat einen Schirm, um sich gegen den Schampus-Regen zu schützen. Es ist das dekadenteste Spektakel, das du dir vorstellen kannst und findet am Abend ungefähr alle zehn Minuten statt. Aber sehenswert ist es. Genauso wie der Biergarten im Käferzelt, das ja eine Stunde länger aufhat als die anderen Zelte. Wenn man halt reinkommt.

Kiffen würdest du nur auf dem Riesenrad? Oder gibt’s noch andere Hangouts für alternative Rauschzustände?

Ich glaube ehrlich gesagt, es ist nicht sinnvoll, auf der Wiesn was Anderes zu machen als sich zu besaufen, weil man dann einfach nicht in den Vibe reinkommt.    

Jetzt kommen wir zum schwierigsten Teil des Wiesn-Besuches - dem korrekten Abschluss desselben. Erst mal einhändig Fotoschießen, dann einbeinig auf dem Tobogan, dann was? Heim oder ins Substanz?

Auf jeden Fall muss man noch zum Teufelsrad oder in eines der vier Weißbierkarussels. Dann von mir aus ins Substanz oder ins "Unter Deck", das ist ja auch nicht so weit weg. Dieses Jahr gibt es auch noch das "Damaskuss" im Kiss, in der Landwehrstrasse, also ungefähr zwei Sekunden von der Wiesn entfernt. Das macht die Crew, die im Sommer den Ølhavn im Stadtmuseum gemacht haben. Die haben während der Wiesn von 12 Uhr mittags bis zwei Uhr Nachts eine Alternativ-Wiesn. Oder man geht ins "The High" in der Blumenstraße.  

Du bist also ein Befürworter der Weiterfeier-Fraktion?

Das Schöne an der Wiesn ist, dass du auch hingehen kannst, wenn du am nächsten Tag arbeiten musst, weil um 23 Uhr alles vorbei ist. Wenn du dann ins Bett gehst, ist das natürlich die gesündere Variante. Aber München ist ja das ganze Jahr über komplett verpennt. Außer eben in diesen zwei Wochen, da sind plötzlich auch nachts Leute auf der Straße. Das muss man eigentlich ausnutzen.  

Die vielleicht wichtigste Botschaft deines Tracks lautet ja: der Trachten-Wahn auf der Wiesn nervt. Warum?

Ich habe überhaupt nichts gegen Tracht. Ich finde das super. Und wenn man seit 40 Generationen im Trachtenverein ist – umso besser. Aber eine richtige Tracht sieht man selten, eher die Faschings-Variante mit Tischdecken-Hemden. Ich finde es halt komisch, dass ich im Zelt stehe und vielleicht einer von fünf Leuten bin, die nicht in Tracht sind. Ich schau mir gerne Leute an, wenn die aber alle gleich ausschaun, ist irgendwie der Witz weg. Und wenn mich die Leute fragen, wo meine Lederhosen ist, dann sag ich immer "I brauch’ koane, I bin scho a Bayer!"

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