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„Wir haben durch unsere Distanzierung von Frauke Petry viel Zuspruch bekommen“

Foto: Die Blauen / facebook

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Mathias Molter, 28 Jahre alt, ist Mitinitiator und „Communications Manager in Chief“ einer Mini-Partei namens „Die Blauen“, die auf Facebook mit Bier-Humor auftritt. (Auch in einer Kleinstadt in Hessen sitzen übrigens drei Abgeordnete einer anderen gleichnamigen Partei im Gemeinderat)

Es gibt die Partei seit etwa zehn Jahren. Vor kurzem wunderte er sich, denn Frauke Petry bestätigte kurz nach der Bundestagswahl und ihrem AfD-Austritt, sich schon mal die Domain dieblauen.de gesichert zu haben. Und aktuell wird berichtet, dass sie offenbar in den kommenden Tagen die Gründung ihrer neuen Partei unter dem Namen „Die Blaue Partei“ bekannt geben wird. Ein Gespräch über den lustigen Parteinamen, der plötzlich gar nicht mehr so lustig ist. 

jetzt: Mathias, kannst du „Die Blauen“ kurz vorstellen?

Mathias Molter: Wir sind ein Freundeskreis aus sechs Personen, die gemeinsam vor ungefähr zehn Jahren eine Partei gegründet haben und Aktionen durchführen. Wir veranstalten zum Beispiel jedes Jahr eine Mai-Wanderung oder haben auf dem Weihnachtsmarkt einen Stand. Wir sind zwar nur sechs Parteimitglieder, aber unser Unterstützerkreis ist natürlich um einiges größer.

Ist es nicht frech, dass Frauke Petry offenbar eine neue Partei unter einem sehr ähnlichen Namen gründet und sich die Domain dieblauen.de gesichert hat?

Selbstverständlich! Dass Frauke Petry unseren Namen jetzt in ein rechtspopulistisches Licht rückt, finden wir überhaupt nicht gut. Davon haben wir uns ganz klar mit einer Pressemitteilung distanziert. Andererseits sind wir es schon gewohnt, dass die große Politik unsere Ideen klaut. Wir hatten erst letzte Woche eine Aktion, in der wir uns für mehr Brückentage stark gemacht haben. Mit dem Slogan „Montags gehört Vati mir“. Und dann klaut Verdi einfach den Slogan zurück und sagt „Dienstags gehört Vati mir“. Da sieht man einmal mehr, wie die Großen auf dem Rücken der Kleinen die Themen und Ideen klauen.

Bekommen Sie jetzt öfter Post auf Facebook von verwirrten Petry-Fans?

Tatsächlich haben wir schon in den letzten Jahren verstärkt festgestellt, dass wir häufig von seltsamen Facebook-Profilen Nachrichten bekommen. Die meisten von denen haben wir allerdings als Spam-Bots identifiziert. Das fanden wir sehr seltsam, bis uns aufgefallen ist, dass unser Profil-Bild denselben Blauton hat wie die AfD und auch unser Bild eine gewisse Ähnlichkeit mit anderen Parteien hat. Aber wir werden jetzt eine Image-Kampagne starten. Immerhin steht unser Ruf auf dem Spiel!

 

Kam auch schon eine Kontaktaufnahme von Frau Petry?

Nein, die hat sich nicht gemeldet. Aber wir haben durch unsere Distanzierung von Frauke Petry viel Zuspruch bekommen. Und es eher eine Entrüstung darüber gibt, dass Frauke Petry einfach unseren Namen gekapert hat.

 

Was sind denn die größten Unterschiede zwischen den „Blauen“ und den „Blauen“?

Der wichtigste ist wahrscheinlich der: Wir denken, dass man am allerbesten Inklusion leistet, indem man zusammen ein Bier trinkt. Da ist es nämlich ganz egal, an wen man glaubt. Und je mehr man das verinnerlicht, umso positiver lässt sich das Miteinander gestalten. Wenn Sie mal abends um 23 Uhr in eine Kneipe schauen, werden Sie feststellen, dass das in der Regel ein sehr friedlicher Ort ist, an dem sich die Menschen miteinander verstehen. Wir halten das für eine schöne Metapher für unsere politische Arbeit.

 

War das auch der Grund für die Gründung der Blauen?

In Kneipen kommen gegen 23 Uhr immer die besten Ideen zustande und das war in unserem Fall auch so. Wir dachten damals, was der Stadtrat kann, können wir auch.

 

Aber ihr seid keine Spaßpartei, oder?

Nein. Wir glauben, dass es unsere soziale Verantwortung ist, den Menschen zu helfen, denen es nicht so blau geht wie uns. Wenn wir beim Weihnachtsmarkt Glühwein und Liebe in Form von Mistelzweigen verkaufen, dann geht der Erlös komplett an ein Kinderhospiz im Saarland. Wir machen Politik am ganz kleinen Mann.

 

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