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Ohne Worte

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Da kommt ein Gedanke, ein Metagedanke über das, was sie hier gerade tut, er fährt ihr in die Mundwinkel, sie amüsiert sich, immer mehr, denkt: Nee, soviel Lachen ist doch jetzt albern, oder? Lächeln, Lächeln verkneifen, loslassen - ist doch egal, ist doch eigentlich echt egal, ach, naja, okay, was mache ich jetzt mit meinem Gesicht, naja nur gucken eben, das sollte ich ja, da sein, ist ja ganz einfach. Nee, eigentlich ganz schön schwer. Oder: Komisch. Oder so. Und dann bewegt sie den Kopf, ein kleiner Ruck, als wolle sie im Affekt einfach gehen, nein, halt dableiben, du musst noch ein paar Minuten, achso, fast vergessen, ok, weitergucken, ich sein.

http://vimeo.com/127362706

Das ist das Video von Léa. Ihre Gedanken sind vielleicht ganz andere, wer weiß das schon, man sieht sie ja nicht. Und sieht sie doch. Beim Ansehen der Videos des Projekt "Portraitdrome" versucht man, in Gesichtern zu lesen, aber man bleibt natürlich Träumer und Mutmaßer. Und das ist schön. Drei Minuten ist auch eine passable Zeit dafür, so lange kann man sich ein Video schon mal anschauen, und irgendwie vergeht die Zeit auch ganz schnell. Im schweigenden Nur-Angucken einer Person, die auch nur schweigt und vermeintlich zurückguckt und einen nicht sieht, wird man ganz still und meditativ und nachdenklich und leicht.

Wie wäre ich selbst vor der Kamera? Was würde ich machen? Welche Zuckungen gibt es in meinem Gesicht, welches Leben spielt sich da ab, wenn jemand drei Minuten drauf hält? Wäre es wichtig, das zu wissen? Wäre es nützlich? Würde es mir etwas verraten, das ich nie ahnte?

Naja, egal erstmal. Erstmal weitergucken. Sind ja noch so viele da. Lenny, Mathilde, Tiana, David, Christian, Juliette, Roland. Was machen die wohl sonst so? Kann man sich jetzt alles in Ruhe ausdenken. Während sie nur da stehen und schweigen. Wie man selbst auch schweigt, während man sie ansieht.

mercedes-lauenstein

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