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Empirisch belegt: Menschen pinkeln ins Schwimmbecken

Foto: Niels P. Joergensen

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Ziemlich genau acht Wochen noch, dann öffnen die deutschen Freibäder wieder. Ob das Wetter bis dahin freibadmäßig wird, weiß keiner. Dass dann aber wieder etliche Leute Freibäder nicht nur zum Schwimmen, sondern auch zum Pinkeln benutzen, dürften die meisten ahnen. Dank einer kanadischen Studie ist aus Ahnen jetzt Wissen geworden: Forscher der University of Alberta haben herausgefunden, dass durchschnittlich 75 Liter Urin in einem normal großen Schwimmbecken rumtreiben.

Ja, richtig gelesen: Es gibt wirklich Forscher, die sich mit dem Urin-Gehalt in Schwimmbädern beschäftigen. Ebenfalls richtig gelesen: 75 Liter Urin! Soviel wie in 7,5 vollen Kästen Bier. Oder  soviel Wasser, wie man für ein Vollbad in einer Badewanne braucht.

Lindsay Blackstock ist Hauptautorin der gerade im American Chemical Society Journal veröffentlichten Studie. Sie sagte dem Guardian: „Unsere Studie liefert zusätzliche Beweise, dass Menschen wirklich in öffentliche Schwimmbecken pinkeln.“

Vermutet hat das natürlich jeder Mensch längst, der schon mal zwischen Kleinkindern mit gequältem Gesichtsausdruck im Nichtschwimmerbecken gestanden hat oder an einer Gruppe halbstarker Jungs in der Pubertät vorbei geschwommen ist. Typischer Schwimmbadgeruch entsteht überhaupt erst durch die Mischung von Urin und Wasser. Freies Chlor, das zur Desinfektion verwendet wird, riecht nicht. Durch die Mischung mit Harnstoffen entstehen Chloramine, die für den Geruch verantwortlich sind.

"Das Becken ist die größte Toilette – und sie gehört mir"

Zugeben will natürlich niemand, dass er sich im Wasser erleichtert. Die US-Olympiaschwimmer Ryan Lochte und Michael Phelps mal ausgenommen. Die waren nach der Olympiade 2012 geständig. „Jeder von uns pinkelt ins Wasser“, sagte Phelps dem Wall Street Journal. Und von Lochte gibt es sogar ein Video, in dem er sagt: „Wenn wir beim Training zwei Stunden im Wasser sind, gehen wir nicht raus, um uns zu erleichtern“. Und weiter: „Das Becken ist die größte Toilette – und sie gehört mir. Tiere markierten ihr Revier, und mein Revier ist eben der Pool. Da pinkle ich rein.“

Untersucht haben Blackstock und ihre Kollegen diese menschliche Unart nun in 31 Schwimmbecken in zwei kanadischen Städten, die sie nicht nennen. Sie nahmen Wasserproben und maßen die Konzentration eines künstlichen Süßungsmittels (Acesulfam Kalium, ACE), das häufig in Lebensmitteln verarbeitet und vom Körper nicht abgebaut wird – und so quasi ungefiltert vom Körper ins Wasser fließt.

 

Dabei stellten sie in einer Messung über drei Wochen die besagte Menge von 75 Litern im Wasser fest. Hier kommt aber die halbwegs gute Nachricht: 75 Liter klingen viel, sind es aber nicht wirklich. Eines der untersuchten Becken fasste 830.000 Liter (etwa die Größe von einem Drittel eines Olympia-Beckens) – was bedeutet, dass der Urin-Anteil 0,01 Prozent beträgt.

 

"Wir wollen diese Studie zur Förderung der öffentlichen Wahrnehmung auf geeignete Schwimmhygiene verwenden", sagte Blackstock. "Wir sollten alle Rücksicht auf andere nehmen und sicherstellen, das Becken zu verlassen, um die Toilette zu benutzen, wenn die Natur ruft."

 

Übrigens, es gibt eine weitere gute Nachricht, um die verstörende Urin-Gewissheit einzuordnen: Urin im Wasser ist eklig, aber zumindest nicht ungesund. Der Harnstoff ist in der Regel steril, er wird auch nicht selten als Medikament verwendet.

 

max

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