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Tanzen in der kleinsten Disko der Welt

Teledisko

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Die Telefonzelle ist eigentlich zum Aussterben verdammt. Quasi in einer Reihe mit dem Dodo und dem Faxgerät. Alle haben Handys, die wenigen noch existierenden Telefonzellen in Deutschland fristen ein trauriges Dasein als Ablageflächen für Pfandflaschen.

Gut also, dass es in Berlin Menschen wie Benjamin Uphues, 38, gibt.

Benjamin nennt sich selbst "Der Diskokönig" und baut derzeit hauptberuflich alte Telefonzellen zu Mini-Diskos um, sogenannte "Telediskos". Das Prinzip fällt ziemlich eindeutig in die "Warum hatte ich diese Idee nicht?"-Kategorie: An den Zellen ist ein Touchscreen befestigt, über den man via Spotify Songs auswählen kann. Dann noch Geld einwerfen (zwei Euro für den Song allein, vier für Song und Fotos, sechs für Song, Fotos und ein Video) und rein in die Zelle. Mit dem Schließen der Tür setzt die Musik ein, über diverse bunte Knöpfe kann man unter anderem Strobo-Licht, Nebel und eine Diskokugel einschalten (zum Snapchat-Video vom Selbstversuch einmal bitte nach unten scrollen). Was danach folgt, sind drei bis fünf Minuten ausflippen auf einem Quadratmeter.

Die goldene mobile Teledisko
Teledisko
Die Teledisko auf Reisen
Teledisko
Teledisko-Erfinder Benjamin Uphues (rechts)
Teledisko
Diskokugel in der Telefonzelle. Nebel gibt's auch
Teledisko
Besucher der Teledisko
Teledisko

Dass die Idee ziemlich gut ankommt, zeigt sich auch, wenn man Benjamin anruft. Er ist nämlich derzeit in Mexiko – im Rahmen des Deutschlandjahres in Mexiko wollten sie seine Telefonzellen unbedingt dabei haben. "Also bin ich mit einer Teledisko in den Flieger gestiegen und nach Mexiko geflogen", sagt Benjamin. Neben zwei stationären Telediskos in Berlin (im Club "Kater Blau" und auf dem RAW-Gelände an der Revaler Straße),  vermietet Benjamin seine Mini-Diskos auch. Eine ist derzeit auf Deutschlandreise (den Juni über im Pop-up-Lab in der Münchner Türkenstraße), eine weitere in Mexiko.

 

Aber woher kam denn nun die Idee? "Ich dachte 2015, dass Berlin etwas Neues braucht. Etwas, das verbindet und gleichzeitig bewegt", sagt Benjamin und fügt dann noch geheimnisvoll hinzu, dass es auf der futuristischen Toilette des Berlin-Mitte Restaurants "Toca Rouge" so eine Art Initiationsmoment gegeben habe. Als die Idee dann einmal da war, erschien sie ihm völlig logisch: "Zum einen war da der Upcycling-Gedanke: Telefonzellen kann man mittlerweile im Internet kaufen – aber wie kann man sie gut nutzen? Tatsächlich eignen sie sich ideal für Partys. Sie schützen vor Regen und man kann sie auch mal ruppig behandeln", sagt Benjamin. Tatsächlich liegt, seinen Angaben zufolge, der Rekord derzeit bei zehn Menschen in einer Teledisko – das dann vermutlich aber doch mit offener Tür.

 

Eine Anleitung für den idealen Aufenthalt hat der selbsternannte Diskokönig übrigens auch: "Alleine darin ist es langweilig. Zu dritt fängt es an Spaß zu machen, zu fünft ist ideal. Und dann am besten zu Beginn alles vollnebeln, den 'Surprise-Knopf' drücken, warten bis der Bass einsetzt und dann noch das Strobo-Licht einschalten."

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