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"Je berühmter ich werde, desto mehr Spaß habe ich”

Foto: www.awfnr.de; Collage: Janina Schmidt

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Es ist ein stinknormaler Montag in Deutschland und Amerika, zwei Männer unterhalten sich über... ja, über was eigentlich? Nach Olli Schulz’ und Jan Böhmermanns „Fest & Flauschig” hat Deutschland jetzt einen weiteren prominente-Typen-unterhalten-sich-Podcast: „Alle Wege führen nach Ruhm” von Joko Winterscheidt und Paul Ripke.

Joko – Moderator und bald stolzer Besitzer eines eigenen Magazins – und Paul – der Fotograf, der 2014 im WM-Finale die Nationalmannschaft fotografierte und jetzt mit den größten Stars unterwegs ist – telefonieren ab sofort einmal die Woche. Geplanterweise jeden Montag, ganz öffentlich-privat. Denn das Telefonat ist dann bei Soundcloud oder iTunes als Podcast zu hören. Als Podcast, der aber im Grunde nur ziemliches Rumgegockel ist. Und dabei geht es noch nicht einmal um Sex...

„Das größte Kompliment, das man einem Urlaub machen kann, ist, dass sich der Urlaub nicht nach Urlaub angefühlt hat. Weißt du was ich meine?” „Nee…”

Noch trübseliger als mit diesem Zitat lässt sich der Podcast nur anhand einer Kurzzusammenfassung seines Inhalts beschreiben: Joko und Paul haben einen Urlaub zusammen verbracht und wollen an ihrem „Endless-Summer-Gefühl” festhalten – in der Hoffnung, dass es jemanden interessiert. Eigentlich funktioniert der Podcast genau wie der von Olli Schulz und Jan Böhmermann. Die Idee, das Setting, die Charaktere – alles ziemlich gleich. Gesprächsthema soll sein, was die beiden die Woche über so gemacht haben. Die erste Folge am vergangenen Montag beschäftigt sich aber eher mit: Wie geil ist eigentlich das geile Leben von „Schlachtschiff-des-ProSieben-Kolosses” Joko Winterscheidt und Paul Ripke?

Wenn man den beiden so zuhört, bekommt man den Eindruck, als hätte es der gemeine deutsche Promi nicht leicht. Er ist hin- und hergerissen zwischen regionaler Berühmtheit, aufkeimenden Allüren, dem theatralischen Abhaten über lästige Fans, die in den UNMÖGLICHSTEN Situationen um ein Selfie bitten, und der Verdammnis in der Gegenwart von richtigen (Welt-)Stars wie Heidi Klum ein Dasein als unbekannter Niemand fristen zu müssen. „Wie peinlich!”

Da hilft es, wenn man einen guten Freund an seiner Seite hat, der einen bauchpinselt. „Je berühmter ich werde, desto mehr Spaß habe ich. Das finde ich mega geil.” Ooookay, Paul, cooool!

 

Der Podcast beginnt reichlich langweilig und steigert sich daraufhin ins bodenlos Uninteressante. Es geht weniger darum, was die beiden die Woche über gemacht haben, als darum, sich und ihren Lifestyle heftigst abzukulten. Wer kennt wen, wer hat mal was gemacht, Namedropping, Geld, Fame und vermeintliches Insiderwissen aus der Medienbranche.

 

Nicht fehlen dürfen natürlich die perks and problems of being an international dude, denn schließlich liegt der eine in Deutschland im Bett, während der andere in Kalifornien chillt. Dort liefert Amazon übrigens über Nacht!!1! Nebenbei wird über Taktiken sinniert, wie man sich Leute, die einen nerven, a.k.a. Fans, möglichst elegant vom Leib hält. Der Luxus-Talk um teure Dinge und vorzügliche Restaurants wird mit sinnbefreiten Lebensweisheiten garniert: „Da ist mir der Moment mehr wert als das Geld, das ich ausgebe.” „Genau”, pflichtet Paul bei, „man darf nie nach hinten gucken!” Mut ist, wenn man Durchfall hat und trotzdem furzt!

 

Soll man weghören, weinen, lachen oder jemanden um Hilfe rufen? Das Fazit ist eher ernüchternd. Vielleicht wirkt „Alle Wege führen nach Ruhm” auch nur deshalb so schwach, weil man nicht umhin kommt, es mit Fest & Flauschig zu vergleichen. Was, zugegeben, nicht ganz fair ist. Schließlich machen Schulz und Böhmermann ihren wöchentlichen Talk sehr routiniert und seit mehreren Jahren. Aber das geradezu identische Setting lässt den neuen Podcast nun einmal wie eine sehr, sehr schlechte Kopie wirken.

 

Seit diesem ersten Podcast ist mittlerweile über eine Woche vergangen, eine zweite Folge gab es noch nicht. Also Pustekuchen jeden Montag. Vielleicht ist es die lange Leitung bis nach Übersee, vielleicht ist es auch besser so.

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