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Emma Sulkowicz protestiert vor Gemälden umstrittener Künstler

Foto: Screenshot Instagram.com/emsulk

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Emma Sulkowicz wurde im September 2014 weltberühmt, als die damalige Kunststudentin die Performance „Carry That Weight“ aufführte. Dabei schleppte sie eine Matratze über den Campus der Columbia University in New York.

Auf so einer ähnlichen Matratze, so Sulkowicz, sei sie von ihrem Kommilitonen, dem Deutschen Paul Nungeßer, im Sommer 2012 vergewaltigt worden. Der stritt die Tat ab und auch die Universitätsleitung kam in einer langwierigen Untersuchung der Vorgänge zu dem Schluss, dass Nungeßer von den Vorwürfen freigesprochen wurde (ein ausführliches Portrait der beiden kannst du auf SZ-Magazin.de lesen).

Sulkowicz blieb bei ihrer Version der Geschichte – und begann, die Matratze überall hin mitzunehmen, um damit deutlich zu machen, wie unzufrieden sie mit der Arbeit der Untersuchungskommission der Universität war. 

Am vergangenen Dienstag hat Emma Sulkowicz eine neue Performance aufgeführt. Dazu inspiriert hatte sie ein Artikel in der „New York Times“, in dem sich zwei Feuilleton-Redakteurinnen fragten, ob Kunst von umstrittenen Künstlern oder solchen, die der sexuellen Gewalt beschuldigt worden sind, in Museen mit einer Fußnote versehen sein sollten, in denen die Vorwürfe gegen die Künstler thematisiert werden. 

Anlass für diese Überlegung waren Vorwürfe gegen den Künstler Chuck Close: Mehrere ehemalige Modelle hatten berichtet, er habe sie unsittlich berührt und ihnen gegenüber sexuell anzügliche Bemerkungen gemacht. Close bestreitet diese Vorwürfe in einem offiziellen Statement.

Nun hat Emma Sulkowicz in Begleitung der Fotografin Sangsuk Sylvia Kang in mehreren New Yorker Museen einen performativen Protest aufgeführt, in dem wieder ihr Körper im Mittelpunkt ihres Werkes stand: Am vergangenen Dienstag stellte sie sich nur in schwarzer Unterhose und den Körper mit mehreren Sternchen, die Fußnoten markieren, bemalt oder beklebt vor die Werke von Chuck Close und ließ sich dabei von Kang fotografieren.

afp fotograf stan honda

"Les Demoiselles d'Avignon" von Pablo Picasso.

Bild: afp / Stan Honda

Sulkowicz stellte sich aber auch vor Pablo Picassos Bild „Les Demoiselles d’Avignon“ und kritisierte gegenüber der Website artnet News, dass Picasso den weiblichen Körper in seiner Kunst zerschneide: „Das ist ein Zerstückelung von Körpern, um sie visuell ansprechender neu zusammen zu setzen.“ 

Die Performance war laut Sulkowicz vor allem eine Reaktion auf Aussagen von Museumsdirektoren, die zu bedenken gaben, dass sie bald vor leeren Ausstellungesräumen stünden, wenn man zu jedem Kunstwerk auf die Verfehlung des Künstlers aufmerksam machen würde. Sulkowicz wollte mit ihrer Performance dagegen klarmachen, dass eine Fußnote minimalen Platz beanspruchen würde – im Gegensatz dazu, welchen überbordenden Raum sexuelle Misshandlung im weiteren Leben der Opfer einnehme. 

chwa

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