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Zugemauerte S-Bahn-Tür: Bahn verschätzt sich grob bei Reparaturkosten

Foto: Bundespolizei HH

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Natürlich ist eine zugemauerte S-Bahn-Tür Sachbeschädigung. Die meisten aber, die im April 2015 Fotos und Videos der Kunstaktion des Urban-Art-Kollektivs Moses & Taps sahen, waren dann doch eher angetan von so viel mühevollem Dadaismus.

Überhaupt nicht angetan war damals allerdings die Deutsche Bahn. Sie ließ über eine Sprecherin verkünden: "Was so aussieht wie ein Scherz, ist eindeutig eine Straftat." Der entstandene Schaden dürfe sich auf mehrere 10.000 Euro belaufen, so die Pressemitteilung, die in vielen Medien weite Verbreitung fand. Die Botschaft: Aktionen wie die zugemauerte Tür sind destruktiv und unsolidarisch, die horrenden Kosten wirken sich letztendlich zum Schaden aller aus, nicht zuletzt auf die Fahrpreise.

Nun allerdings hat der Street-Art-Blog "The Grifters" offenbar einen erstaunlich guten Draht zu einem Mitarbeiter der Bahn und veröffentlichte ein geleaktes Dokument, das die tatsächlich entstandenen Kosten dokumentiert. Und die liegen eben nicht so ganz bei zehntausenden Euro, sondern: bei schlappen 1458,49. 

Steht man auf der Seite der Künstler, liegt da natürlich der Verdacht nahe, dass die Bahn Presse und Öffentlichkeit mit übertriebenen Angaben zu ihren Reparaturkosten gegen den vermeintlichen Vandalismus in Stellung bringen will. Ist ja auch ein Riesenthema: Laut DB-Angaben erzeugen Beschädigungen an Zügen und Gebäuden jährlich Kosten von über 34 Millionen Euro.

Die besagte Bahnsprecherin, von der auch die 10.000-Euro-Angabe stammte, äußerte sich dazu gegenüber jetzt. Bei ihrer "Ersteinschätzung" habe sie davon ausgehen müssen, dass Scheiben, die Tür und der Boden des Bahnwaggons beschädigt wurden und der Zug für mehrere Tage ausfalle. Die Echtheit des geleakten Dokuments bestätigte sie schließlich.

Sind solche Fehleinschätzungen die Regel bei der Bahn? Auf diese Frage konnte die Sprecherin keine Antwort geben. Zu ihrer Verteidigung muss man sagen: Eine zugemauerte Tür gehört nicht grade zum Alltagsgeschäft. Die Sprecherin sagt sogar, es habe schlicht noch keine Fälle gegeben, die mit dem einer zugemauerten S-Bahn-Tür vergleichbar gewesen wären. 

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