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Jungs, würdet ihr zu einer Urologin gehen?

dpa; Collage Jessy Asmus

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Die Mädchenfrage:

Liebe Jungs,

Okay, das Thema klingt wie der Beginn eines besonders verschwitzten Herrenwitzes – mit Dieter Krebs und seiner Colaflaschen-Brille in der Hauptrolle. Aber die Frage ist nun mal ein wenig verschwitzt. Deshalb trocknen wir uns jetzt kurz ab und begeben uns auf einen kleinen Exkurs

Jedes Mädchen geht spätestens mit 14 Jahren zum ersten Mal zum Frauenarzt. Dort wird sie dann untersucht und von da an muss (okay, sollte) sie mindestens einmal im Jahr zur Vorsorgeuntersuchung latschen. Wenn sie die Pille nimmt, sogar alle drei Monate, um sich das Rezept neu ausstellen zu lassen. Man kann also behaupten, dass das Verhältnis zu unserem Gynäkologen oft langlebiger ist als viele Beziehungen.

Für die meisten Frauen, die ich kenne, ist dabei relativ klar, dass sie zu einer Gynäkologin gehen. Weil sie sich einfach wohler dabei fühlen, untenrum von jemandem untersucht zu werden, von dem sie nicht annehmen müssen, dass derjenige möglicherweise "Gefühle" bekommt, während seine Hand in ihrem Geschlechtsorgan herumtastet.

Das ist jetzt natürlich arg zugespitzt dargestellt, und den allermeisten männlichen Frauenärzten gegenüber außerdem bestimmt sehr gemein, weil die natürlich sehr wohl zwischen Dienst und Schnaps unterscheiden können und nie auf die Idee kämen, einer Patientin Avancen irgendeiner Art zu machen. Andererseits gibt es dann halt doch immer wieder diese Geschichten. Zuletzt von einer Bekannten, die erzählte, dass sie nach dem jährlichen Check-Up eine SMS erhielt, in der ihr der Frauenarzt erzählte, dass sie ihm "nicht mehr aus dem Kopf" gehe. Und schon alleine um die Möglichkeit auszuschließen, dass man je in eine so ekelhafte Situation kommt, geht man eben doch lieber zu einer Frauenärztin.  

Nun ist der Urologe zugegebenermaßen nicht die perfekte Analogie für den Frauenarzt. Weil ihr da nicht zu Pubertätsbeginn hingeht, sondern meist erst, wenn irgendwas kaputt ist und leckt (echt jetzt, Dieter!). Aber es ist nun mal das, was an Peinlichkeits- und Untenrumpotential dem Frauenarzt am nächsten kommt. Und jetzt die vielleicht etwas schräge, aber durchaus ernst gemeinte Frage: Würdet ihr auch zu einer Urologin gehen? Oder käme das nie in Frage? Und warum? Und hättet ihr selbst Angst vor "Gefühlen"?

jungsfrage text

Die Jungsantwort:

 

Liebe Mädchen,

 

das Thema ergibt ja auch mit vertauschten Rollen einen richtig schlechten Witz (so schlecht, dass mir nicht mal ein deutscher Comedian einfällt, der ihn machen würde):

 

Sagt die Urologin zum Patienten bei der Untersuchung: „Du gehst mir nicht mehr aus dem Kopf!“ Sagt der Patient: … und dann fügt hier halt bitte jeder seinen eigenen Oralverkehr-Kalauer ein …

 

Und das wäre jetzt wahrscheinlich tatsächlich die Art, wie wir damit umgehen würden, wenn unsere Urologin (scharf oder nicht) uns nach eingehender Untersuchung Avancen machen würde: bisschen witzeln, bisschen angeben, bisschen rumprollen. Und dann wär’s auch wieder gut. Es ist, das haben wir hier vor ein paar Monaten ja schon diskutiert, eben noch etwas schwerer, uns ernsthaft sexuell zu belästigen. Und das gilt auch für Urologinnen. Wenig Scheu also an dieser Flanke des Themas.

 

Und auch ansonsten wenig grundsätzliche Scheu vor Urologinnen. Beziehungsweise nicht mehr als vor Urologen. Beziehungsweise ganz genau: Geschmackssache. Aber die recht paritätisch. Eine nicht mal annähernd repräsentative Umfrage sagt jedenfalls: Ein paar gingen eher zu einem Mann, ein paar eher zu einer Frau und vielen wär’s egal.

 

Das liegt vor allem, das habt ihr ja schon geahnt, in der Natur des Besuchs. Wir entwickeln da keine Routinen. Nichts Regelmäßiges. Wir gehen hin, wenn was kaputt ist und gerichtet gehört. Da braucht’s auch ein Vertrauensverhältnis, aber auf einer etwas technischeren Ebene als bei euch und dem Frauenarzt. Eher wie bei einem Installateur (Stichwort tropfender Hahn, Dieter …). Na gut: Zahnarzt.

 

Und es liegt aber auch daran, dass sich beides, Mann oder Frau als Urologe, sehr ähnlich begründen lässt. Das logische Fundament gleicht sich da ziemlich. Ein bisschen kraftmeierisch verkürzt lautet es in etwa: "Ich würde ihn lieber einem Mann zeigen, der kennt das." Oder eben: "Ich würde ihn lieber einer Frau zeigen, das kenn' ich." In selteneren Proben finden sich Spuren von Homophobie, und die sind dann quasi ohne Ausnahme mit der direkten Anrede "Alter" eingeleitet – relativ häufig gefolgt von den Begriffen "Teil" oder "Gerät". Also zum Beispiel: "Alter, ich lass mir doch von 'nem Typen nicht an mein Teil fassen."

 

Und dann, da habt ihr schon recht, tauchte quasi bei jedem Befragten irgendwann kurz die Angst vor der heißen Ärztin auf. Ist natürlich auch ein bisschen Geschmackssache, aber: der Kittel, die Doktorwürden, die Handschuhe – das schafft zwar alles professionelle Distanz, aber Porno-Motive sind es halt auch. Und dann bekommst du das vielleicht doch nicht ganz raus aus dem Kopf und stehst plötzlich da mit deiner Erektion. Und ob es die Stimmung dann noch rettet, einen Urologinnen-Witz zu erzählen, das scheint mir wirklich nicht ausgemacht.

 

Also eigentlich alles wie immer.

 

Eure Jungs

 

PS: Halt, jetzt ist mir doch ein Comedian eingefallen: Diesem Ingo Appelt würde ich den Witz zutrauen!

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