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Sänger der Eagles of Death Metal: "Jeder braucht eine Waffe"

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Jesse Hughes sieht von oben, wie im Saal auf Menschen geschossen wird. Wie drei Männer in die Menge feuern, wie Menschen zu Boden gehen. Der Sänger der Eagles of Death Metal sagte nach den Anschlägen in Paris am 13. November, er sei sicher der erste gewesen, der realisiert habe, was da im Bataclan passierte. Dass Attentäter mit Kalaschnikows wahllos auf die etwa 1400 Konzertbesucher schießen, Handgranaten nach ihnen werfen, mindestens 90 Menschen töten.

Jesse Hughes ist Musiker, er ist in vielen Dingen sehr ironisch. Und Jesse Hughes ist Waffennarr – ganz unironisch. Es ist schon lange bekannt, dass er Mitglied der National Rifle Association (NRA) ist, der Waffenvereinigung der USA. Wie mehr als vier Millionen andere US-Amerikaner auch. Die NRA gilt als eine der größten Interessengruppen, sie hat enormen Einfluss auf die Politik. 

Heute, am Dienstag, kehren die Eagles of Death Metal nach Paris zurück, sie spielen ihr so bestialisch unterbrochenes Konzert zu Ende. Sie treten im Olympia auf, in der ältesten Konzerthalle der Stadt, auf derselben Bühne, auf der einst Edith Piaf berühmt wurde. Soldaten und bewaffnete Polizisten werden die Veranstaltung schützen, zusätzlich werden Psychologen da sein, um traumatisierten Fans zur Seite zu stehen. Überlebende des Bataclan-Massakers haben Freikarten bekommen. 

Freier Zugang zu Waffen für alle

Nun könnte man als ohnehin recht überzeugter Pazifist annehmen, ein Attentat wie das im Bataclan würde selbst den härtesten Waffenverteidiger zum Nachdenken bringen. Nicht Jesse Hughes. Das Attentag mag ihn traumatisiert haben. Zum Umdenken hat es ihn nicht gebracht.

 "Ich habe zwar keine Albträume", sagte Hughes vor dem Konzert dem französischen TV-Sender iTélé.  Aber seit dem Konzert im Bataclan lebe er in einem "wachen Albtraum". Ob sich seine Einstellung gegenüber Waffen durch die Anschläge geändert habe, wurde Hughes gefragt. Seine Antwort: Solange die Welt nicht waffenfrei ist, sollte jeder eine haben. Er wünsche sich, dass jeder Mensch freien Zugang zu Waffen bekomme.

Schließlich habe er gesehen, wie unbewaffnete Menschen starben, die hätten leben können. "Haben die französischen Waffengesetze irgendwen davon abgehalten, im Bataclan zu sterben?", fragte Hughes. "Wenn das jemand bejaht, soll er mir das sagen. Denn ich glaube nicht. Ich glaube, das einzige, was das Morden gestoppt hat, waren einige der mutigsten Männer, die ich je gesehen habe, die sich kopfüber in den Kampf mit den Attentätern gestürzt haben."  

Für die Band und ihre Fans ist das Konzert am Dienstagabend nur der Beginn der Aufarbeitung. Zumindest Hughes' fester Plan ist es, das unterbrochene Konzert im Bataclan zu Ende zu spielen, wenn die Konzerthalle später in diesem Jahr wieder öffnet. Er sehe das als seine "heilige Pflicht". 

max

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