Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben

Ein Roboter-Anwalt hilft Flüchtlingen bei Asylanträgen

misterQM / complize / photocase.com

Teile diesen Beitrag mit Anderen:

Als Joshua Browder mit 18 Jahren seinen Führerschein machte, wurde es schnell ziemlich teuer: Er sammelte einen Strafzettel nach dem anderen. Das brachte den britischen Studenten dazu, in seiner Freizeit ein Programm zu entwickeln, das dem Nutzer mithilfe eines Chatbots dabei hilft, sich gegen die Parktickets zu wehren. In der App sammelt eine Art „Roboter-Rechtsanwalt“ über das Facebook-Chatprogramm Informationen und berechnet dann, wie groß die Chancen sind, sich auf legalem Weg erfolgreich gegen das Ticket zu wehren. Mithilfe der App mit dem bezeichnenden Namen "DoNotPay" konnten innerhalb eines Jahres in 160.000 von 250.000 Fällen die Gebühren angefochten werden. 

Weil sein Programm so gut funktionierte, hat der 20-jährige seine App um einige Funktionen erweitert. Mittlerweile können auch Menschen die App nutzen, um von Fluggesellschaften Geld zurückzufordern, deren Flug mehrere Stunden Verspätung hat. Zudem arbeitet er an einer Version, die HIV-infizierten Menschen dabei helfen soll, ihre Rechte und Ansprüche zu ermitteln.

Besonders interessant ist Browders Erweiterung der App, die Menschen auf der Flucht unterstützen will: Der Cambridge-Student hat die App für England, Kanada und die USA so programmiert, dass Menschen mithilfe des „Roboter-Rechtsanwalts“ ihren Asylantrag ausfüllen können. Dabei gibt es für die Länder verschiedene Nutzungs-Möglichkeiten. In England hilft der Chatbot den Benutzern dabei, herauszufinden, ob und wie sie finanzielle Unterstützung vom Staat beantragen können. In den USA und Kanada können Flüchtlinge mithilfe des "AI-Anwalts" ihre Einwanderungspapiere so ausfüllen, dass ihre Chancen auf Asyl möglichst hoch sind. Browder erklärte in einem Interview mit der BBC das Programm: "Es funktioniert so, dass es eine Reihe Fragen stellt, um festzustellen, ob ein Flüchtling Anspruch auf Asyl aufgrund der internationalen Rechtsgrundlage hat." Eine Frage lautet zum Beispiel: „Befürchten Sie, in ihrer Heimat Folter ausgesetzt zu sein?“ Sobald das Programm weiß, dass ein Nutzer asylberechtigt ist, füllt es automatisch einen Antrag aus. Der „Roboter-Rechtsanwalt“ unterstützt die Nutzer auch, indem er ihnen vorschlägt, welche Beantwortungsoption für die Anerkennung ihre Antrags am günstigsten ist.

Die App läuft derzeit über den Facebook-Messenger, sodass sie sowohl über iOs, als auch Android nutzbar ist.

Doch genau das könnte der Schwachpunkt dieser an sich guten Idee sein: Denn obwohl laut UN Zugang zum Internet für Flüchtlinge genauso wichtig ist wie Nahrung, Wasser und ein Dach über dem Kopf, haben nur 39 Prozent der Geflüchteten mobilen Zugang zum Internet. 

chwa

Mehr Technologie für Flüchtlinge:

  • teilen
  • schließen