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Die Liste der Stars bei Donald Trumps Amtseinführung ist raus

Bild: afp / Mark Wilson

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Endlich wissen wir Näheres über den Verlauf von Donald Trumps Amtseinführung am 20. Januar. Lange war nicht klar, welche Entertainer auftreten würden, ob Trumps Team überhaupt irgendwelche Musiker bekommen würde, nachdem die allermeisten angefragten Musiker dankend abgelehnt hatten (Charlotte Church, Bruce Springsteen, etc.). Trump selbst machte aus der Not eine Tugend und erklärte auf Twitter, er wolle sowieso keine Stars bei dem Ereignis haben, es solle vielmehr eine Veranstaltung fürs Volk werden.  

Eine Veranstaltung fürs Volk also, die einen sehr speziellen Ton haben wird, wenn es nach Chef-Organisator Tom Barrack geht, der in einem Interview beschrieb, welche Stoßrichtung die Veranstaltung nehmen wird: Eine „weiche Sinnlichkeit“ (soft sensuality) sei geplant und ein „poetischer Tonfall“ (poetic cadence).  

Nachdem die Liste der auftretenden Stars nun draußen ist, kann man sich ein hübsches Mixtape basteln, das man auch gut an Freunde und Verwandte verschenken kann, mit denen man eventuell noch ein Hühnchen zu rupfen hat. (Hier, nur zur Einstimmung, die Liste der Performer bei Barack Obamas Amtseinführung.) 

  • "Three Doors Down" dürfte den Älteren unter uns ein Begriff sein von Mitfahrgelegenheitenfahrten durch die Provinz mit Menschen, die vollkommen unironisch "Antenne Bayern" hörten, im Sitzen headbangten und trotzdem mit 160 Sachen über die verschneite Landstraße fuhren. Stichwort "Powerballaden mit großflächigem Streichereinsatz", Stichwort "verletzliche Männer mit Tribal-Tattoos bereuen voll den Scheiß, mit dem sie damals die Beziehung kaputt gemacht haben“. Wie Nickleback halt, nur in weniger bekannt, dafür aber mit amerikanischen Pässen.  Anfang der Nuller Jahre hatte die Band mit „Kryptonite“ und „Here Without You“ einige Hits. 
  • Toby Keith ist der personifizierte Grund, warum Countrymusik bei vielen Menschen einen schlechten Ruf hat. Am liebsten singt der Mann mit dem Backpfeifengesicht über die körperlichen Vorzüge junger Frauen, Bier und  - natürlich - Amerika. Er ist in etwa das musikalische Äquivalent zur Reality Show „Duck Dynasty“. Einer seiner beliebteren Songs behandelt das übliche Problem, dass Weiber einfach nicht die Schnauze halten können. Hauptzweck seines Daseins scheint es zu sein, Party zu machen, sich auf die sein Redneckdasein etwas einzubilden und sehr, sehr, SEHR stolz auf Amerika zu sein. Bestimmt wird er bei Trumps Amtseinführung seinen 9/11-Hit „Courtesy of the Red, White And Blue (The Angry American)“ spielen.  
  • Jennifer Holliday ist in der Liste die einzige Künstlerin, die leicht stutzig macht. Sie ist nämlich zum einen Afro-Amerikanerin, zum anderen eine hochdekorierte Künstlerin, die vor allem am Broadway in den 1980er Jahren im Musical „Dreamgirls“ große Erfolge gefeiert hat. Der New York Times sagte sie, sie trete bei der Amtseinführung "für die Leute" auf. Bekannt ist sie vor allem für die Interpretation des Heulers "And I’m Telling You" aus "Dreamgirls". 
  • "The Piano Guys" sind so etwas wie Bibi’s Beauty Palace der Klassikszene. Sie wurden auf Youtube bekannt für klassisch angehauchte Coverversionen von bekannten Popsongs. „Hello“ von Adele und so Zeugs. Im Grunde genommen also Klassik für Leute, die Klassik nicht mögen, außer es findet im Rahmen der „Night of the Proms“ statt, dann kann man das Getröte schon aushalten.  
  • Lee Greenwod ist auch so ein Country-Musiker, den man als Country-Fan am liebsten unter den Tisch fallen lassen würde. Was im Grunde genommen nicht so schwer ist, weil der Mann in den 1980er Jahren seine größten Erfolge feierte. Er ist langjähriges Mitglied der Republikanischen Partei und tritt gerne in Klamotten auf, die mit der amerikanischen Flagge bedruckt sind. Damit es halt auch jeder checkt. Sein größter Hit lautet „God Bless The U.S.A.“
  • DJ Ravidrums scheint in seiner DJ-Karriere auch schon einiges mitgemacht zu haben. Auf seiner Wikipedia-Seite kann man lesen, dass er eine Zeit lang „persönlicher DJ“ von Hugh Hefner war. Und in Teil 2 der „Matrix“-Trilogie hatte er ebenfalls einen Kurzauftritt. 
  • Jon Voight, Vater von Angelina Jolie, ist ebenfalls langjähriger überzeugter Republikaner und bekannt dafür, bereitwillig seine interessante Ansichten der Öffentlichkeit mitzuteilen.
  • Außerdem treten noch die 16-jährige „American Idol“ Vizegewinnerin Jacki Evancho auf, eine E-Street Coverband  (Bruce Springsteen hat gar nicht erst abgesagt), einige Schulchöre und –Bands, ein Dudelsack-Orchester, eine Stepptanztruppe und einige Militärbands. Und natürlich – wie ausdrücklich in der offiziellen Pressemitteilung vermerkt ist – wird auch der neue Präsident Trump zu Wort kommen.

Wem bei diesem Line-Up nicht sofort die Schlüsselwörter „weiche Sinnlichkeit“ und „poetischer Tonfall“ einfallen, der ist ein Mensch mit ohne Herz und Sinnlichkeit und Poetik.

Ach so: ein Feuerwerk soll’s natürlich auch geben. 

UPDATE: Jennifer Holliday hat ihren Auftritt mittlerweile abgesagt. Das gab sie in einem offenen Brief bekannt.

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