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2600 brutto für den Feuerwehrmann

Foto: privat

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Der Kindheitswunsch

Wie viele andere Jungs wollte auch ich schon früh Feuerwehrmann werden. Das hat sich dann aber mit den Jahren verlaufen. Ich hab erst einmal eine Ausbildung als Schlosser gemacht, weil für mich schon immer klar war, dass ich etwas Technisches machen möchte. Danach bin ich zur Bundeswehr gegangen. In den vier Jahren als Zeitsoldat hat sich herauskristallisiert, dass der Beruf Feuerwehrmann immer noch eine Option für mich ist. Bei der Feuerwehr reizte mich vor allem die Abwechslung im Beruf, jeder Einsatz ist anders. Natürlich ist auch immer etwas Action dabei, aber wir sind keine Superhelden, auch wenn Film und Fernsehen das immer so aussehen lassen.

Der Weg

Wenn man sich als Berufsfeuerwehrmann bewirbt, darf man nicht älter als 28 Jahre alt sein. Außerdem darf man keine Vorstrafen haben, muss EU-Bürger sein und einen Führerschein Klasse B sowie bereits eine Ausbildung besitzen. Das Auswahlverfahren ist nicht leicht, da werden nur die Besten genommen. Nach der klassischen schriftlichen Bewerbung gab es einen Sporttest sowie einen schriftlichen und praktischen Test. Natürlich musste man auch erzählen, was einen motiviert, Feuerwehrmann zu werden. Wenn man dann angenommen wird, folgt ein Jahr Ausbildung. In den ersten sechs Monaten steht die feuerwehrtechnische Ausbildung im Fokus. Im zweiten Halbjahr macht man dann die Ausbildung als Rettungssanitäter mit Praktikum im Krankenhaus. In der Ausbildung ist man zuerst Beamter auf Widerruf, danach Beamter auf Probe und zwei Jahr später wird man dann verbeamtet.

Die Einsätze

Wir müssen häufig zu Unfällen mit Fahrradfahrern ausrücken, auch Motorradunfälle passieren nicht selten. Sonst sind wir auch viel bei kleinen Bränden, wenn zum Beispiel mal wieder eine Mülltonne brennt. Aber ich war auch schon bei einem Küchen- und Baustellenbrand. Das größte Feuer bisher war in einem Wohnungskomplex. Eine Frau hatte im Bett geraucht, woraufhin das Bett Feuer fing. Sie hat dann die Matratze aus dem Fenster werfen wollen, wodurch auch noch der Nachbarbalkon angefangen hat zu brennen. Ich hab mich nur gefragt, wie sie die brennende Matratze zum Balkon gekriegt hat. Bei manchen kleineren Einsätzen denke ich mir manchmal, dass ich in der Situation vermutlich nicht die Feuerwehr gerufen hätte. Aber man hat dafür ein anderes Empfinden entwickelt. Für mich gibt es keine sinnlosen Einsätze. Die Menschen haben einen Grund, warum sie anrufen.

 

Die Angst

Man muss sich auf jeden Einsatz neu einstellen. Man kann nicht einfach kopflos losstürmen. Manchmal fällt es schon schwer, nicht direkt etwas tun zu können. Aber es hilft auch niemanden, wenn man sich selbst in Gefahr bringt. Und unsere Einsatzleiter sind erfahren genug, um einzuschätzen, wann eine Situation zu gefährlich ist. Sonst würden sie uns nicht ins Gebäude gehen lassen. Ich würde es also nicht direkt Angst nennen. Natürlich geht da der Puls hoch, aber man trainiert ja dafür, dass man seine Arbeit so gut wie möglich macht.

 

Der Moment danach

Nach jedem Einsatz gibt es eine Nachbesprechung. Dort können wir darüber sprechen, wenn wir etwas Furchtbares gesehen haben. Man streift das nicht so einfach von sich ab. Es hilft darüber zu reden, die Eindrücke von den anderen zu hören und ein Resümee zu ziehen, was gut und was schlecht gelaufen ist.

Der Alltag

Die Einsätze kommen wie sie kommen, mal sind es mehr und mal weniger am Tag. Aber einmal pro Schicht müssen wir immer raus. Wir haben drei 24-Stunden-Tage und dazwischen immer 24 Stunden frei. Nach dem dritten Dienst haben wir dann vier Tage frei. Dann geht es wieder von vorne los. Dienstbeginn ist um 6.30 Uhr. Zuerst muss ich ich meine Schützausrüstung zum Einsatzwagen bringen. Nachdem Frühstück geht dann die Arbeit los. Jeder ist dann für etwas anderes eingeteilt: Der eine kocht, der andere wartet die Geräte, und andere kümmern sich um die Wäsche der Dienstkleidung oder die Fahrzeuge. Zwischendurch können natürlich immer Einsätze kommen. Da müssen wir dann alles stehen und liegen lassen. Am Nachmittag machen wir dann mindestens 1,5 Stunden Dienstsport zusammen. Das ist verpflichtend, damit wir fit bleiben. Ab dem Abend ist man dann im Bereitschaftsdienst. Wenn ich auf der Wache ins Bett gehe, schlafe ich natürlich nicht so gut wie Zuhause, vor allem, wenn zwischendurch einmal ein Einsatz war.

Das Privatleben

Im Kreis der Familie und Freunde hat sich nicht viel geändert. Ich gehe aber nicht mehr so viel feiern. Man hat zwar einen anderen Rhythmus als andere, dafür kann man aber auch zum Beispiel zu anderen Zeiten einkaufen gehen als zu den Stoßzeiten. Wenn ein wichtiger Geburtstag ist, kann ich auch schon einmal den Dienst tauschen oder Urlaub nehmen. Auch das Arbeiten an Feiertagen stört mich nicht wirklich. Mir gefallen die 24-Stunden-Schichten besser als die normalen Arbeitszeiten von 9 bis 17 Uhr.

 

Die Frage, die auf Partys immer gestellt wird

Tatsächlich fragen alle immer danach, wie häufig man Kätzchen vom Baum retten muss. Das totale Klischee. Ich erkläre den Leuten dann immer, dass so ein Einsatz wirklich nur die Ausnahme ist und nicht alltäglich. Man merkt allgemein schon deutlich den Unterschied zwischen dem Ansehen des Soldaten und dem des Feuerwehrmanns. Wenn ich gesagt habe, dass ich Soldat bin, wurde das eher negativ bewertet. Jetzt bin ich der nette, liebe Feuerwehrmann.

 

Das Gehalt

Ich verdiene 2600 Euro brutto im Monat. Je länger man da ist, desto mehr Geld bekommt man, weil das Gehalt nach Erfahrungsstufen gestaffelt ist. Mit dem Geld komme ich sehr gut zu Recht. Als Schlosser habe ich nur 1500 Euro brutto bekommen. Da ist das natürlich ein ganz schöner Unterschied. Wenn man später eine Familie hat, bekommt man auch noch einmal Zuschüsse. Für in München wohnende Berufsfeuerwehrmänner gibt es einen Ballungsraumzulage, weil die Stadt so teuer ist.

 

 

Wie sieht's bei Soldaten aus? 

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