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Warum Wodka-Soda mein Drink fürs Leben ist

Illustration: Federico Delfrati

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Die Alkolumne handelt vom Trinken. Von den schönen und schlechten Seiten dieses Zeitvertreibs und den kleinen Beobachtungen und Phänomenen an der Bar. Aber egal, worum es grade geht, lieber Leser – bitte immer dran denken: Ist ungesund und kann gefährlich sein, dieser Alkohol.

Kinder, was soll ich sagen! Ich bin angekommen! Endlich kann ich mithalten mit allen Freundinnen, die schon ihr Hochzeitskleid ausgesucht haben und mit Freunden, die auf Parties von ihrem Traumjob mit Festanstellung erzählen. Auch ich habe die Konstante in meinem Leben gefunden – sie heißt Wodka-Soda.

Wodka-Soda, auch bekannt als „Skinny Bitch“, hat, wie der Spitzname schon vermuten lässt, einen miesen Ruf. Nur spaßbefreite, dürre Großstadtmädchen trinken so etwas und auch nur für 15 Euro pro Winzglas im Münchner P1. Genauso dachte ich auch lange Zeit. Dann wurde ich irgendwann doch älter als 22 und konnte mir eine solche Arroganz gegenüber dem Getränk aus Wodka, Mineralwasser und Limette nicht mehr leisten.

Eigentlich war ich immer sprunghaft, was die Wahl meines Getränks angeht. Aber irgendwann wurden meine Kater immer schlimmer. Eine Nacht mit Wein, Bier, Wodka-Lemon und zwischendrin noch einem Jägermeister? Das bedeutete jetzt zwei Tage auskatern, Minimum! Ich versuchte alles: Gute Grundlagen schaffen (heißt: Halbe Packung Nudeln vor dem Feiern), nach jedem Drink ein Glas „Zwischenwasser“ aus dem Wasserhahn auf der Toilette, langsamer Trinken,… half alles nichts. Hinzu kam, dass mit steigendem Alter auch meine „Scheiß auf die Gesundheit“-Einstellung zunehmend flöten ging. Irgendwann machte ich den Fehler, auf eine blöde Liste à la „10 Fakten über Alkohol, die dich schockieren werden“ zu klicken — dort wurde unter anderem aufgelistet, wie viel Zucker, Kalorien und Chemie in einem Wodka-Bull stecken. So schwarz auf weiß zu lesen, was ich mir da regelmäßig selbst einflöste, machte es mir umso schwerer das schlechte Gewissen stumm zu schalten. Nicht, dass ich nicht weiß, wie ungesund Alkohol sowieso schon ist – aber ganz darauf verzichten, das wäre nun wirklich zu viel verlangt!

Doch dann drückte mir auf einer Party irgendwann jemand einen Wodka-Soda in die Hand. Und, was soll ich sagen? Es blieb nicht bei einem One-Night-Stand. Das mit mir und dem Wodka-Soda, das wurde was Ernstes.

 

Die alten Techtelmechtel mit Whiskey-Sour, Wodka-Bull oder Gin-Tonic sind vergessen

 

Ein Wodka-Soda-Rausch ist nett zu dir. Er überrascht dich nicht plötzlich, sondern klopft an und stellt sich vor. Dafür bleibt er aber auch länger und lässt dich, bei entsprechender Pflege, die ganze Nacht nicht im Stich. Wodka-Soda lässt dich tanzen so lange, so ausgelassen und so viel wie zu willst. Er beschert dir kein flaues Gefühl in der Magengegend. Da ist kein bappig-süßer Geschmack im Mund, den man sofort mit einem Kaugummi bekämpfen will. Keine klebrigen Hände, wenn man zwangsläufig auf dem Rückweg von der Bar die Hälfte verschüttet. Dafür prickelndes Wasser auf der Zunge und erfrischende Limette, die den Geschmack des Wodkas übertüncht. Das Bier zwischendurch gegen Durst wird durch Wodka-Soda überflüssig. Auch das schlechte Gewissen weil man Unmengen Mist in sich reingeschüttet hat, wird ganz klein. Und das Beste: Kein Kater mehr. Keine Kopfschmerzen, kein Schwindel, keine Übelkeit – zumindest wenn man in einigermaßen moderaten Mengen trinkt. Wodka-Soda ist ein treuer Freund – und meine erste Drink-Beziehung, die sich nach „für immer“ anfühlt. Die alten Techtelmechtel mit Whiskey-Sour, Wodka-Bull oder Gin-Tonic sind vergessen.

 

Man muss sich einiges anhören, wenn man einen Wodka-Soda bestellt. Kommentare wie: „Du bist wohl auf Diät!?“ oder „Jetzt mach dich doch mal locker, von einem Cuba-Libre wirst du schon nicht dick!“ zum Beispiel. Wie oft ich schon erklärt habe, dass mir das tatsächlich schmeckt, dass ich keine Kalorien zähle und Wodka-Soda nicht nur aus Gründen der Hipness trinke – keine Ahnung. An spöttische oder sogar mitleidige Blicke muss man sich auch gewöhnen. Allerdings: So kann ich neue Bar-Bekanntschaften auch gleich filtern. In solche, die dumme Sprüche machen und diejenigen, denen es einfach egal ist, was ich trinke.

 

Wer durchhält und einfach weiterbestellt wird aber belohnt. Spätestens am nächsten Tag, wenn die Banausen leiden, während man selbst schon wieder im Biergarten sitzt. Das ist übrigens der einzige Ort, an dem Wodka Soda echt gar nicht geht.

 

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