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"Von der Summe könnte man sich einen Laptop kaufen"

Illustration: Lucia Götz

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jetzt: Du hast gerade eine Online-Kampagne gegen die Tamponsteuer in Österreich gestartet. Warum war gerade jetzt der richtige Zeitpunkt?

Maria Mayrhofer: Menstruationsprodukte und ihre Besteuerung sind ein tendenziell tabuisiertes Thema und gerade jetzt haben wir eine Möglichkeit, das zu ändern. Zum einen gibt es in vielen Ländern momentan eine Diskussion darüber und in einigen Ländern, wie Kenia, Kanada und Irland, wurde die Steuer sogar abgeschafft oder gesenkt. Das öffnet ein Fenster für eine Diskussion und wir wollen, dass Österreich da kein Schlusslicht ist. Zum anderen liegt gerade im Parlamentsausschuss ein Antrag zu dem Thema vor, der von den Grünen eingebracht wurde und auch bei den SPÖ-Frauen wird das schon seit einiger Zeit diskutiert. Das Thema kocht in Österreich also schön langsam hoch und es gibt darüber eine sehr breite gesellschaftliche Diskussion.

Und zum dritten gibt es einen EU-Plan zur Vereinheitlichung der Steuersätze und da könnte es die Möglichkeit geben, einzelne Produktgruppen künftig ganz von der Steuer zu befreien, was wir bei Tampons und Binden befürworten würden.

Warum ist das Thema aus deiner Sicht wichtig? 

Die Tamponsteuer ist diskriminierend, weil sie nur die Hälfte der Menschheit trifft – Menschen, die menstruieren. Menstruationsprodukte sind kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit.

Also wäre deine Forderung: Steuerfreiheit für Tampons und Binden?

Unsere Forderung zum jetzigen Zeitpunkt ist: Runter mit der Steuer auf Hygieneprodukte für Frauen. Momentan zahlen wir in Österreich den höchsten Regelsteuersatz von 20 Prozent auf Tampons und Binden, aber zum Beispiel einen ermäßigten Steuersatz von 13 Prozent auf für einen Opernbesuch. Da stellt sich schon die Frage, warum man für eine Notwendigkeit deutlich mehr Steuern zahlen muss als für so einen Luxus wie einen Opernbesuch.

aufstehn maria web tamponsteuer

Maria Mayrhofer, 29, ist Geschäftsführerin von "Aufstehn", einer österreichischen Kampagnenplattform

Copyright: aufstehn/Andreas Edler

Nun betrifft das Thema auch Deutschland, hier zahlt man 19 Prozent auf Hygieneartikel wie Tampons, dafür allerdings nur 7 Prozent auf Blumen. Gab es von deutscher Seite aus schon Reaktionen?

Uns haben viele Frauen und Organisationen aus Deutschland kontaktiert. Sie freuen sich, dass wir die Debatte wieder angestoßen haben und hoffen, dass sie auch außerhalb Österreichs Früchte trägt. Mittlerweile wurden wir auch von einigen deutschen Medien kontaktiert, die das Thema rund um die „Tamponsteuer“ jetzt aufgreifen. 

Eine Frau verbraucht geschätzt zwischen 2000 bis 4000 Euro im Laufe ihres Lebens für Tampons und Binden. Bei österreichischen Steuersatz von 20 Prozent wären das 400 bis 700 Euro Steuer, die sie im Höchstfall einsparen könnte. Nicht wenig, aber auch nicht so viel, dass eine Steuersenkung spürbare Auswirkungen auf das Leben von Frauen hätte. Da steckt doch was Anderes dahinter. Oder?

Die Steuer betrifft nur Frauen und durch sie werden Ungleichheiten weiter forciert. Auch wenn es „nur“ 400 bis 800 Euro sind, die man einsparen könnte – mit der Summe könnte man sich einen Laptop kaufen. So ein Betrag ist für einkommensschwache Frauen nicht unerheblich. Und natürlich ist es uns wichtig, anhand dieses Beispiels die Ungleichheit aufzuzeigen, die Diskussion anzukurbeln und das Thema Menstruation aus dem Tabubereich zu holen.  Wir wollen zeigen, dass Hygieneprodukte kein Luxus sind, sondern eine Notwendigkeit, um trotz der Periode am Alltag teilnehmen zu können – was ja von uns Frauen immer gefordert wird.

Und was kommt nach dem Ende der Petition?

Wir haben uns nach oben keine Grenze gesetzt, wir wollen mit dieser Aktion möglichst viele Menschen erreichen. Der Appell ist nur der erste Schritt. Und wir finden, dass die Kampagne sehr, sehr gut läuft. Wir sind in den Medien vertreten, wir stoßen viele Aktionen an, es gibt extrem kontroverse Diskussionen zu dem Thema. Und heute haben wir dem Finanzminister mit unserer Forderung direkt konfrontiert und werden seine Reaktion auch veröffentlichen. Klar ist, es bleibt nicht bei einem Protest im Netz. Uns von #aufstehn ist es wichtig, dass die Forderung auch im echten Leben ankommt.

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