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Fünf Dinge, die wir dieses Jahr wieder nicht geschafft haben

Illustration: Katharina Bitzl

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In den vergangenen Jahren gab es hier regelmäßig kurz vor Jahresende einen sehr schwelgerischen Rückblick der jetzt-Redaktion auf all die großen, guten Dinge, die wir im vergangenen Jahr erlebt, geschafft, vollbracht haben.

Das war schön. Uns dieses Jahr aber zu auch irgendwie ein  bisschen zu langweilig, schönfärberisch, selbstoptimierungsmäßig. Dieses Jahr berichten wir deshalb von Dingen, die wir in den vergangenen zwölf Monaten trotz bester Absichten wieder nicht geschafft haben.

Nadja Schlüter

1. Das vernachlässigte Zimmer meiner Wohnung (der Flur, sehr groß) endlich wohnlich zu machen. Jetzt liegt wenigstens mal ein Teppich drin. 

2. Eine neue Matratze zu kaufen. Meine ist mittlerweile so alt, dass ich gar nicht wissen will, aus was sie innen drin eigentlich besteht. Aber folgender Gedankengang stoppt mich immer wieder: "Ich brauche eine neue Matratze, aber eine Matratze kaufen, das ist ja so anspruchsvoll, habe ich gehört, denn man verbringt so viel Zeit darauf, also muss sie wirklich, wirklich passen, und dann ist sie aber ja auch teuer, und wenn ich dann endlich mal eine habe, steht die alte im Flur rum, und ich muss damit zum Wertstoffhof oder sie bei Ebay-Kleinanzeigen reinstellen, aber das ist ja auch gemein, man kann ja keine Matratze an irgendwen verschenken oder gar verkaufen, von der man nicht mal mehr wissen will, aus was sie innen drin eigentlich besteht, oder? Naja, ich kümmere mich demnächst mal drum..."

3. Den Lokalteil der Zeitung in meine Zeitungs-Lese-Routine aufzunehmen.

4. Regelmäßig Zahnseide zu benutzen. Dabei habe ich es mir nach der letzten Zahnreinigung wirklich fest vorgenommen. Ganz fest.

5. Nicht mehr an den Fingern zu kauen. Aber das betrachte ich mittlerweile schon gar nicht mehr wirklich als Scheitern. Ich habe mich nach 30 Jahren daran gewöhnt, mich in dieser Hinsicht jedes Jahr erneut zu enttäuschen.

Mercedes Lauenstein

1. Regelmäßig genügend Geld für die Steuer zurückzulegen, frühzeitig wichtige Post öffnen. Stattdessen Vollstreckungsbescheid im Briefkasten gefunden.  

2. Die Nervolabilität endlich durch Meditation oder Yoga zu bekämpfen. Sogar auf eine sogenannte "Challenge" habe ich mich dafür eingelassen! Eine 30-Tage-Yoga-Challenge! Nach drei hochambitionierten Versuchen aber aufgegeben. Musste ich dann eh. Habe nämlich auch noch die Yogamatte ruiniert. Aber das ist eine andere Geschichte.  

3. Die stetig anwachsende Sammlung von ungefähr 132.345.987.919.918.927 Handy-, Kamera-, Analogfotos zu sichten, zu sortieren, zu sichern. Nehme ich mir jedes Jahr erneut vor. Als gäbe es das: Wochen, in denen nichts zu tun ist und man sich denkt, ah, da kann ich doch endlich mal die Fotos...  

4. Das schönste Moped der Welt rechtzeitig in die Werkstatt zu bringen. Und dann waren nicht nur Januar, Februar, März, April, Mai, Juni vorbei, sondern auch Sommer, Herbst und Dezember. 

5. Mich mit drei alten Freundinnen für ein Wochenende irgendwo zu treffen. Von Januar bis Oktober immer wieder Termine ausgemacht und doch wieder abgesagt. Seither Stille in unserer WhatsApp-Gruppe. Heißt soviel wie: Lass einfach 2020 nochmal versuchen. 

Friedemann Karig

1. Meine Wohnung endlich erwachsen einzurichten. Also mit Bildern und Lampen und sowas. Zwar bin ich immerhin ein gutes Stück weit gekommen: Der Kleiderschrank steht. Überall gibt es Licht. Kartons mit Kram stehen gesammelt an nur noch einer Stelle. Und das alles in knappen acht Monaten!

2. Wieder Musik aufzulegen, so wie früher, die ganze Nacht, vor Publikum. Die Plattenspieler habe ich schon nach vier von den acht Monaten aufgestellt. Und einmal habe ich sie auch benutzt. Dafür, dass ich mit meinem alten DJ-Kumpanen schon ab Januar wieder ganz groß rauskommen wollte, ist das aber ein bisschen zu wenig, fürchte ich.

3. Das richtige, also angenehmste Mischverhältnis zwischen Hedonismus und Vernunft zu finden. Zu viele Montage (und Dienstage) gingen im Dunst unter, der sich nach dem wochenendlichen Feuerwerk um mein gedingstes Gehirn gelegt hatte. Wörter wie „gestraftes“ flutschten mir durch die geistigen Finger, während die Laune am Boden umherkullerte wie eine leere Flasche. Andererseits macht es halt schon großen Spaß! Und dass man irgendwann „zu alt dafür ist“, also die Lüge, die uns das System erzählt, damit wir ordentliche Arbeitnehmer werden, die glaube ich längst nicht mehr. Die Sehnsucht nach einer besseren Work-Life-Rausch-Balance bleibt also auch 2017 groß. 

4. Chinesisch zu lernen, Stricken und Sachertorte backen. Wollte ich auch alles gar nie. Aber eben das verkacke ich jedes Jahr: Mir überhaupt so etwas Selbstverbesserndes, Sinnvolles, Ausgleichendes vorzunehmen. 

5. Weiter immer halbwegs entspannt zu sein. Denn nach über 30 Jahren ohne Stress war ich dieses Jahr zum ersten Mal in meinem Leben wirklich gestresst. Mit nachts wach liegen und so. Eine beunruhigende Entwicklung, die sofort umgedreht werden muss! 

Eva Hoffmann

1. Nur noch am Wochenende rauchen. Viel zu oft wurde das Wochenende schon am Mittwoch eingeläutet.   

2. In der Tageszeitung, die ich abonniert habe, häufiger als einmal pro Woche zu lesen. Und das Altpapier dann genauso regelmäßig wegzubringen.  

3. Endlich in Ruhe die großen Museen der Stadt abklappern. Passierte wenn überhaupt nur, wenn der Wochenend-Besuch von woanders drauf bestand.  

4. Regelmäßige WG-Krisensitzungen. Die Idee war: Wenn man sich im Zweiwochentakt zusammensetzt, stauen sich nervige Gesprächspunkte und schlechte Stimmung gar nicht erst auf. Stattdessen ewig verschoben, dann stundenlange Diskussionsrunden einberufen und To-Do Listen geschrieben, die schon beim Draufschauen schlechte Laune machen.  

5. Mir ein Tattoo stechen zu lassen. Ich schiebe es offiziell auf den Terminkalender des Tätowierers, in Wahrheit bin ich ein Schisser. 

Charlotte Haunhorst

1. In den Heidepark Soltau zu fahren, dabei träume ich seit zwei Jahren von der Wildwasserbahn. 

2. Die Worte "Lounge" und "Launch" korrekt aussprechen lernen.  

3. Ein konstruktives Gespräch mit einem AfDler führen (dabei mehrfach versucht).  

4. Opa den Begriff "Mansplaining" so erklären, dass er damit aufhört.

5. Ein Sofa kaufen, auf dem zwei Menschen liegen können, ohne dass einer den anderen immer festhalten muss,damit er nicht runterfällt

Max Sprick

1. Nach der Wiesn bis Weihnachten keinen Alkohol zu trinken.

2. Regelmäßig zwei Mal die Woche meine Oma anzurufen.

3. Weniger Geld für Klamotten zu verschwenden.

4. Einen Halbmarathon mit einem Schnitt unter 5 min/km zu laufen.

5. Zwischendurch immer mal wieder aufzuschreiben, was so passiert ist in meinem Leben, um nicht am Ende des Jahres das Gefühl zu haben, dass alles so schnell vorbei gegangen ist.

Christina Waechter

1. Das Dutzend Bilder zu rahmen und aufzuhängen, das schon seit letztem Jahr im Keller darauf wartet.   

2. Wieder kein System in die persönliche Ablage gebracht, stattdessen Rechnungen nach Gefühl nummeriert in der Hoffnung, dass es niemanden groß stören wird.

3. Wieder keine Webadresse für eine eigene Homepage gesichert und damit verbunden auch keine gute Mailadresse gefunden, die noch frei wäre. Ist ja nicht so, als würde das nicht von Jahr zu Jahr schwieriger.

4. Meinen absoluten Lieblingspulli in einem Anfall totaler Verblödung bei 60 Grad zu einem Brettpulli in Kindergröße geschrumpft. 

5. Nach sieben Jahren ohne wieder Motten in der Wohnung. 

Anna Farwick

1. Endlich nur so viel Geld ausgeben, dass am Ende des Monats das Konto nicht so oft überzogen ist.

2. Rechtzeitig mit der Planung der Ferien anfangen, um nicht am Ende wahnsinnig viel Geld auszugeben. Am Ende wurde es doch immer doppelt so teuer.

4. Nicht mehr alle Geburtstage zu vergessen und nicht mehr dauernd ohne Geschenk dazustehen.

5. Mich regelmäßig bei alten Freunden melden, damit die nicht das Gefühl haben, ich würde nicht mehr an sie denken. Und dann habe ich mich doch wieder nur gemeldet, weil ich irgendwas von ihnen wollte. Shame on me.

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