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Mit Regenbogen-Pin und Fächer zum Fototermin mit Trump

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Jedes Jahr lädt der amerikanische Präsident die Lehrer des Jahres ins Weiße Haus ein – pro Bundesstaat gibt es einen Sieger. Üblicherweise darf einer der Lehrer eine Rede halten und alle Geladenen haben die Möglichkeit, ein paar Minuten mit dem Präsidenten zu reden, während ein Foto vom offiziellen Fotografen des Weißen Hauses gemacht wird.

Das ist in diesem Jahr nicht passiert: Die Gewinnerin des Bundesweiten Wettbewerbs, Sidney Chafee aus Massachusetts, durfte nicht sprechen, genauso wenig wie ihre Kollegen. Und die Angehörigen der Lehrer mussten in einem Gebäude nahe dem Weißen Haus warten, während ihre Verwandten den Fototermin mit dem Präsidenten hatten – ohne Wasser oder sonstige Verpflegung, wie mehrfach beklagt wurde. 

Trotzdem kam bei diesem Treffen ein wunderschönes Foto heraus, das gerade um die Welt geht. Es zeigt den am Schreibtisch sitzenden Präsidenten, eingerahmt von der First Lady Melania Trump und dem jungen Lehrer Nikos Giannopoulos mit geöffnetem Fächer und Regenbogen-Pin. Und man hat selten so viel Flair in Gegenwart des 45. Präsidenten gesehen.

Die offizielle Fotografin des Weißen Haus hatte den Lehrer darum gebeten, den Fächer wieder einzustecken. Doch Giannopoulos bestand auf dem Accessoire und nachdem er sich bei Trump erkundigt hatte, ob er damit einverstanden sein, was der mit einem „absolutely“ bestätigte, sei das Foto mitsamt dem Fächer geschossen worden.

Was der Fächer bedeutet

Nikos Giannopoulos ist ein junger Lehrer aus dem kleinsten Bundesstaat der USA, Rhode Island. Dort unterrichtet er Kinder mit besonderen Bedürfnissen. Weil er sich so für seine Schützlinge einsetzt und von ihnen geschätzt wird, wurde er zum besten Lehrer des Jahres gewählt.

Giannopoulos hatte sich sehr viele Gedanken gemacht, was er zu diesem Anlass tragen würde. Er wählte einen Anzug, den er mit einem Regenbogen-Pin schmückte und dazu als Accessoire einen schwarzen Spitzen-Fächer. Mit dem Pin, erklärt er auf seiner Facebook-Seite, wollte er seine Dankbarkeit für die LGBTQ-Gemeinschaft ausdrücken, der Fächer sollte die Freude und Freiheit repräsentieren, die mit einer nicht-binären Geschlechteridentität einhergeht. 

Mindestens genauso viele Gedanken hatte sich Giannopoulos darüber gemacht, was er dem Präsidenten sagen würde, wenn es zu einem Gespräch kommen würde. Schließlich hatte Trump sich während seines Wahlkampfs LGBTQ-freundlich geäußert, steht nun allerdings einer Regierung vor, die vor religiösen Hardlinern nur so wimmelt. Auf Facebook schrieb der junge Lehrer: „Hätte ich die Gelegenheit gehabt (mit ihm zu sprechen), hätte ich ihm gesagt, dass ich vor allem deshalb stolz auf meine Herkunft als Amerikaner bin, weil ich die Freiheit habe, offen und ehrlich sagen zu können, wen ich liebe. Und ich hätte ihm gesagt, 'queer lives matter' und dass eine Anti-LGBTQ-Politik Menschenleben fordert.“  

Stattdessen war die Veranstaltung für ihn eher ernüchternd. Er erinnerte sich an „den Mann am Schreibtisch“, der von einem Papier ein paar vorbereitete Bemerkungen ablas und sich über irgendwelche Firmenchefs äußerte. Trump sei kein einziges Mal von seinem Schreibtisch aufgestanden, nicht mal, als er der Gewinnerin des „National Teacher oft he Year“ ihren Preis überreichte. Nach einem kurzen Fototermin seien sie alle schnell aus dem Westflügel herauskomplimentiert worden und fanden sich auf den Straßen von Washington wieder.

Immerhin bleibt ihm ein Foto als Erinnerung. 

chwae

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