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Warum es gut ist, Donald Trump zu memefizieren

Foto: meme Twitter

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Ein Trump-Meme zum Einstieg, nur welches? Da geht’s schon los. Es ist ja nicht so, als gäbe es pro Tag ein witziges Bild des US-Präsidenten, das einen morgens schmunzeln lässt und für den Rest des Tages in der Hirnrinde bleibt. Permanent landen Fotos und Videoschnipsel in der Timeline, die auf irgendeine Art Donald Trump hopsnehmen. Manche kritisch, manche lustig, manche moosdoof.

Ein Meme zum Einstieg also. Trump bei Papst Franziskus, diese Woche in Rom. Das Meme stellt zwei Bilder gegenüber. Auf dem einen posieren Barack Obama und der Papst. Auf dem anderen Donald Trump und der Papst. Neben Obama lächelt Franziskus sein herziges Lächeln. Neben Trump schaut er wie drei Jahre Karfreitag. Dieses eine Meme reicht, um auszudrücken, wie sich die Welt seit Trumps Wahl verändert hat. 

Aber sollte man Donald Trump überhaupt memefizieren? Macht ihn das nicht banal, am Ende sogar harmlos? Vergessen wir, dass sich der Präsident der Vereinigten Staaten seit mehr als 100 Tagen durch die Weltpolitik zündelt, wenn wir ihn in einem Bild belächeln?

Solche Fragen fallen in Diskussionen über Trump-Memes. Dabei geht es vor allem darum: Führen Memes dazu, dass wir Politik nicht mehr inhaltlich verfolgen, sondern uns nur noch von ihr berieseln lassen? Vom täglichen Trump?

Freilich, wenn nach dem Nato-Gipfel in Brüssel nicht mehr hängen bleibt, als dass Trump den montenegrinischen Regierungschef angerempelt hat, ist das dünn. Auch bei seinem Besuch in Israel ging es um mehr, als die Dinge, die das Netz erregten: dass er gewohnt aufgeblasen über rote Teppiche getölpelt ist und seine Frau Melania ihm nicht die Hand geben wollte.

Streunt man durch die Social-Media-Kanäle, stellt man alle paar Klicks fest, dass Donald Trump eine Art Pop-Phänomen geworden ist. Was er zum Beispiel durch die Wiedererkennbarkeit seiner Tweets auch begünstigt. „Make America great again“ ist eine seiner Hooklines, „doing well“ und „it’s gonna be great“ gehen auch immer – und lassen sich wegen ihrer Sloganhaftigkeit über alle möglichen Bilder setzen.

Genau dann wird’s gefährlich: Wenn Trump in der Meme-Flut nur noch als Projektionsfläche für Witze erscheint. Schließlich ist der Mann hinter dem Meme vor allem eins: der mächtigste Mann der Welt. Und wenn der mächtigste Mann der Welt obendrein auch ein Isolationist, ein Sexist und ein Rassist ist, gibt es eigentlich keinen Grund zu lachen.

Sind Trump-Memes also schlecht? Man könnte darüber auch foliantenlange Abhandlungen schreiben, aber kurz gesagt: nein. Zum Kernprinzip eines Witzes gehört schließlich, dass ihn jemand erzählt und mindestens eine zweite Person dabei steht, die den Witz hört. Egal ob in der U-Bahn, im Club oder in der Filterblase. Ein guter Witz bringt die anderen Personen nicht nur zum Lachen, sondern sie kommen ins Gespräch. Sie erzählen sich vielleicht noch einen zweiten Witz, oder sie diskutieren, tauschen sich aus.

Taugt ein Trump-Meme etwas, ist es also nicht nur ein blödmeierischer Kommentar zu Trumps Frisur, führt das im Idealfall dazu, dass sich User mit dem US-Präsidenten auseinandersetzen. Wer über ein Meme erfährt, dass in Brüssel gerade Nato-Gipfel ist, wird eher noch ein paar Artikel dazu lesen, als jemand, der davon gar nichts mitbekommt.

In einer Zeit, in der viele Menschen ihre Informationen über soziale Medien konsumieren, können Memes der Haken sein, der sie in ein Thema zieht. Gehen sie über den Frisurhorizont hinaus, sind sofort verständlich und kommentieren auch noch, sind sie im Digitalen das, was in der Zeitung die Karikatur ist. Und für die restlichen Memes gilt: Schlechte Witze gab’s schon immer.

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