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Politiker im Freizeitlook

Foto: picture-alliance/ dpa

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Es gibt Dinge, mit denen sich wahlkämpfende Politiker besonders gerne zeigen oder von denen sie besonders oft umgeben sind. Bratwurst, Werkshelm, Luftballons: Warum gibt es sie, was symbolisieren sie und wie gehen die Staatsmänner und -frauen mit ihnen um? Im Bundestagswahljahr 2017 widmet sich unsere stilkritische Kolumne den typischen Wahlkampf-Accessoires. 

Was kann das Accessoire?

In Zeiten, in denen sich ein Großteil der Bevölkerung den Politikbetrieb als abgehobene Elite-Jacht vorstellt, die irgendwo fernab der eigenen Lebenswelt durch ein Meer aus Gold schippert, ist der Freizeitlook das Ticket zum Landgang. Während das Karnevalskostüm in möglichst krassen Farben die Fähigkeit zu Selbstironie und Showtalent zum Ausdruck bringen soll, sagt der Politiker in vermeintlicher Alltagsklamotte erst mal nur eines: Ich habe eigentlich ein total normales Leben und eigenartige Hobbys – wie du, Wähler! Aber, und das ist essentiell: Ich bin halt doch ein bisschen cooler und interessanter dabei.

Wer nämlich glaubt, dass die ach so beiläufig geschossenen Freizeit-Bilder auch nur ansatzweise den echten Abseits-der-Politik-Alltag illustrieren, der irrt natürlich. In Jogginghose vor der Glotze wird sich wohl kaum ein Politiker ablichten lassen. Dann doch lieber beim lässigen Beach-Volleyball (Guido Westerwelle), im Gigolo-Wanderoutfit (Peer Steinbrück) oder, und hier blicken wir mal kurz ins Ausland zum absoluten Oberboss in Sachen "Freizeit"-Inszenierung: Wladimir Putin im Neoprenanzug beim spontanen antike-Amphoren-Tauchgang oder oben ohne auf einem Pferderücken.

Spätestens hier wird deutlich, dass der sogenannte Freizeitlook eben auch nur Teil einer von vorne bis hinten durchkalkulierten Inszenierung ist. Nur in ganz seltenen Momenten und abseits jeglicher Wahlkampfphasen lassen sich die Politiker im wirklich privaten Rahmen und Outfit besichtigen – zum Beispiel Merkel mit ihrem Mann beim Ostsee-Urlaub im rot-weiß-Schranke-Partnerlook. Und gerade diese tatsächlich mehr oder minder unfreiwillig entstandenen Bilder funktionieren hinterher eigentlich am besten.

Wo lauert Gefahr?

Die Gefahr des Freizeitlooks liegt in der bereits erwähnten Balance aus gewollter Inszenierung und Aufmerksamkeit bei gleichzeitig maximalem "Hoppla, da sind ja Kameras"-Understatement. Wer zu viel durchplant und sich in der Klamottenauswahl von 30 Stylisten beraten lässt, wird im Zweifel entlarvt und ausgelacht. Wer aber niemandem Bescheid sagt, wenn er gerade im Mankini auf einem Einhorn durch die Sächsische Schweiz reitet, der bekommt eben auch keine Aufmerksamkeit.

So lässt es die Wahlkämpfer im besten Fall aussehen:

Und so im schlechtesten:

Wer hat es bisher am Besten genutzt?

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