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Horror-Date: Der Stullen-Typ

Illustration: Katharina Bitzl

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Dating-Situation: Blind-Date, kennengelernt auf einem Dating-Portal

Geschlecht und Alter des Dates: männlich, 34 Jahre 

Horror-Stufe: 3 von 10

Ich hatte ihn über die Datingseite „OkCupid“ kennen gelernt. Ein sehr sympathischer Mann, etwas älter als ich, genau mein Beutschema, also tätowiert und bärtig. Wir schrieben uns einige Tage lang hin und her und wechselten zu Whatsapp. Wir telefonierten sogar zwei Mal.

Er schien sehr angetan von mir und wollte mich unbedingt treffen. Er schlug vor, bei ihm daheim etwas zu kochen. Ich lehnte das mit der Begründung ab, dass ich ein erstes Date mit jemanden, den ich online kennen gelernt habe, nicht gern bei ihm zu Hause haben wollte (ich war einfach vorsichtig, man weiß ja nie, was das für Menschen sind). Er war sehr verständnisvoll und wir verabredeten uns zu einem Spaziergang. 

Wir trafen uns also und verstanden und gut. Irgendwann schlug ich vor, sich irgendwo hinzusetzen und zu essen, da ich Hunger bekam. Schon da eierte er ein wenig herum und fragte, wo man denn hingehen könnte. Ich schlug ein gutes thailändisches Restaurant in der Nähe vor, nur ein paar Tramstationen entfernt. Das gefiel ihm anscheinend nicht und er schlug vor, sich im Supermarkt etwas zu holen. Ich sagte, dass das Restaurant wirklich sehr gut sei, fragte aber auch, ob er vielleicht woanders essen gehen wollte. Er gab mir zu verstehen, dass er das nicht wollte – und schlug vor, dass ich doch zum Restaurant fahren und dort essen könnte, er sich etwas im Supermarkt holen und wir uns danach einfach noch mal treffen würden. 

Ich saß in der Tram, alleine auf meinem Date, und wusste nicht, wie es dazu überhaupt gekommen war

Ich war völlig durcheinander und verstand nicht ganz, was genau er damit meinte. Er wiederholte seine Idee und schob mich schon halb in die Tram. Dann saß ich dort, alleine auf meinem Date, und wusste nicht, wie es zu dieser komischen Situation überhaupt gekommen war. Ich war so perplex, dass ich mit einer Freundin telefonierte und ihr die Situation erklärte. Sie regte sich furchtbar auf und irgendwann kam uns das Ganze so surreal vor, dass wir beide lachen mussten. Also entschied ich mich, alleine in das tolle thailändische Restaurant zu gehen, mir eine Portion Pad Thai und einen Eistee zu bestellen und den Abend so auch ausklingen zu lassen. Quality-Time mit mir selbst also.

Als ich beim Essen saß, meldete sich mein Date wieder und schrieb mir, dass er sich daheim erstmal zwei Stullen gemacht hätte und wie gut diese denn getan hätten. Ich konnte es nicht fassen. Ich schickte ihm ein Foto von meinem Essen und bedankte mich sarkastisch für dieses tolle Date mit mir selbst. Außerdem schrieb ich ihm, er könnte sich seine Kopfhörer (die ich zum Anfang des Dates auf seine Bitte hin in meine Tasche eingesteckt hatte) später im Restaurant abholen.

Da fragte er mich tatsächlich, ob wir uns denn nicht noch mal sehen würden. Ich schrieb „Nein“ und dass ich jetzt nach Hause fahren würde. Er fragte, ob ich auf dem Heimweg über seine Bahnstation fahren würde, damit er sich dort die Kopfhörer abholen könnte. Ich schrieb wiederum „Nein“, dass das ganze echt eine bescheuerte Aktion wäre und dass man sein Date nicht einfach alleine zum Essen schickt, um zu Hause eine Stulle zu essen. Er konnte das nicht verstehen und meinte, dass wir das doch abgesprochen hätten. Darauf antwortete ich nicht mehr.

Am nächsten Tag schrieb er mir ganz freundlich und so, als ob nichts vorgefallen wäre, was ich denn abends machen würde und ob ich Zeit hätte für ein Treffen. Meine Antwort: „Tut mir leid, ich habe heute leider keine Zeit, muss nach Hause Stulle essen“. Er fand das noch ganz witzig und meldete sich eine Woche später wieder. Darauf gab's von mir keine Antwort mehr.

Dieser Text wurde von einer jetzt-Leserin eingereicht. Sie hat darum gebeten, anonym bleiben zu dürfen, ihr Name ist der Redaktion aber bekannt. 

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