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Happy Birthday, ICE!

dpa; Collage Jessy Asmus/jetzt.de

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A wie Abfahrts-Melodie

Eine aufsteigende Tonleiter, die ein beschleunigender ICE erzeugt, und die fast so klingt, als würde sie auf einer Geige gespielt. Man kann sie hören, wenn man auf einem Bahnsteig steht, an dem ein ICE abfährt.

B wie Bord-Bistro

Wagen mit Snackverkauf, Stehtischen und Sitzplatzbereich. Treffpunkt einsamer, rotnasiger Männer, die dort überteuertes Bier trinken und sich gegenseitig von ihren Ehefrauen und der Arbeit erzählen. Anlaufpunkt für alle, die Hunger haben, sich dann aber wegen der Preise doch nur ein Snickers kaufen.

C wie Comfort-Zone

Vorreservierte Sitzplätze für Menschen, die besonders viel Zug fahren und mit ihrer Bahn-Card genug Punkte gesammelt haben, um sich um nix mehr kümmern zu müssen. Theoretisch. Denn dass jemand hingeht, seine silberne „BahnCard Comfort“ zeigt und „Stehen Sie bitte auf, ich bin Comfort-Kunde“ sagt, wurde bisher noch nicht beobachtet.

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dpa; Collage Jessy Asmus/jetzt.de

D wie Druck auf den Ohren

Ein ICE kann sehr schnell fahren. Auch durch Tunnel. Ist fast wie fliegen, macht aber darum auch ähnlichen Druck auf den Ohren – vor allem auf den Hochgeschwindigkeitstrassen und/oder, wenn man erkältet ist.

E wie Eiersalat

Neben Leberwurstbrot, Döner, Burger von McDonald’s und gebratenen Nudeln vom Asia-Imbiss das verhassteste Essen aller ICE-Reisenden (außer, sie essen es selbst). Durch die Klimaanlage und Fenster, die nicht geöffnet werden können, breiten sich Gerüche ungehindert und exponiert aus und vermischen sich mit dem sterilen Kunststoff-Geruch des ICE. Sorgt sogar noch öfter für Übelkeit als die -> Neigetechnik.

F wie Fernbeziehungen

Werden vom ICE zusammengehalten. Freitags sieht man oft fröhliche Fernbeziehungs-Menschen im Zug, Sonntagabend traurige. Ist es umgekehrt, folgt bald das Trennungsgespräch sowie anschließend der Verlust des Comfort-Status’ (-> Comfort-Zone).

G wie Geräuschkulisse

Eher subtil, denn im Gegensatz zu Regionalzügen gibt es im ICE fast nie Fußballfans und auch nur sehr selten Junggesellenabschiede. Die ICE-Geräusche sind aber oft genauso nervenaufreibend, vor allem, wenn Menschen darum bemüht sind, irgendwas sehr leise zu machen, wodurch es besonders auffällig wird. Eine Auswahl der schlimmsten Geräusche im ICE: Handy-Tastentöne, Beats oder Geballer, das aus Kopfhörern schallt, knisternde Chips-Tüten, Kaugeräusche (vor allem auf Bananen), Gespräche in Flüsterlautstärke, regelmäßiges Räuspern mit Schleim drin, Nase hochziehen, Kindergeschrei (-> Hosenscheißer), -> Yahtzee.

H wie Hosenscheißer

Abwertende Bezeichnung für Kinder. Sind nach dem -> Eiersalat und den -> Umständlichen die größten Feinde der -> Vielfahrer, weil sie viel lachen oder weinen, laut sprechen, gerne im Gang hin- und herlaufen und nach etwa zwei Stunden extrem unleidlich werden. Hinter den „Familienbereichen“ (-> Zonen) in Großraumabteilen sind meist mehrere Reihen leer, auch, wenn da (noch) gar keine Familie sitzt. Wer weiß, wer in der -> Provinz zusteigt!

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dpa

I wie Internet

ICE-Reizthema. Wlan ist in der 1. Klasse kostenlos, in der 2. Klasse nicht (-> Zonen). Und aufs Datennetz ist auch in den „Handyzonen“ kein Verlass, weil man oft durch tiefste -> Provinz braust.

 

J wie Jena-Paradies

ICE-Bahnhof mit dem schönsten Namen (ansonsten unspektakulär).

 

K wie Konkurrenz

Der französische TGV ist älter (Start 1981 vs. 1991). Der chinesische CRH3 ist schneller (Höchstgeschwindigkeit 380 km/h vs. 330 km/h). Und der Fernbus ist günstiger.

 

L wie Loyalität

Nichts schweißt Menschen mehr zusammen, als gemeinsam in einem verspäteten ICE zu sitzen. Ob Oberleitungs- oder Triebwerksstörung, Personen im Gleis, Personenschaden oder Notarzteinsatz – wenn der Zug steht, stehen die Fahrgäste zusammen. Sie seufzen im Gleichklang, Schweigsame kommen auf einmal ins Gespräch und jeder hat mindestens eine Geschichte auf Lager, wie er mal wegen Verspätung in Kassel übernachten musste oder die Geburt seiner Tochter verpasst hat (-> Meckerer).

 

M wie Meckerer

Eine der drei großen Fahrgastgruppen, neben den -> Umständlichen und den -> Vielfahrern. Sie meckern die ganze Fahrt lang über die Bahn, weil sie wegen des hohen Fahrpreises auch hohe Ansprüche stellen. Wenn was schiefläuft, finden sie das „typisch“, wenn was gut läuft, wundern sie sich, wenn Verspätung ist, fragen sie die Zugbegleiter vorwurfsvoll, ob sie ihren Anschluss denn wohl noch kriegen, und erzählen ansonsten allen, die es hören wollen (oder auch nicht), was sie beim Zugfahren schon alles Unglaubliches erlebt haben (-> Loyalität).

 

N wie Neigetechnik      

Technik, mit der der Zug zur Kurveninnenseite geneigt werden und damit die Kurve schneller durchfahren werden kann. Nennt sich auch „Gleisbogenabhängige Wagenkastensteuerung“, galt vor einigen Jahren als das neue große Ding und sorgte bei vielen Fahrgästen für Übelkeit. Der ICE-T kann das mit der Neigung – macht es aber mittlerweile nicht mehr, weil es zu oft technische Probleme gab.

 

O wie Original

Der Vorläufer des ICEs wurde 1985 der Öffentlichkeit vorgestellt und trug den schönen Namen „InterCityExperimental“ beziehungsweise „ICExperimental“ beziehungsweise „ICE/V“ (für „Versuch“). 1988 stellte er mit 406,9 km/h einen Geschwindigkeitsweltrekord für Rad-Schienen-Systeme auf. Heute hält den der TGV mit 574,79 km/h.

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dpa; Collage Jessy Asmus/jetzt.de

P wie Provinz

Der ICE bringt einen ja vor allem in die großen Städte. Aber es gibt auch Bahnhöfe in der Provinz, die halt irgendwie auf der Strecke zwischen Großstadt A und Großstadt B liegen, zum Beispiel Bitterfeld in Sachsen-Anhalt oder Altenbeken in Nordrhein-Westfalen. Weil aber nicht alle Züge an den Provinz-Bahnhöfen halten, kann man dort auf dem Bahnsteig regelmäßig vor extrem schnellen Durchfahrten erschrecken – vor allem in Montabaur, Limburg Süd, Allersberg und Kinding, weil der ICE da mit 300 Stundenkilometern durchkommt. Wenn man blinzelt, sieht man ihn nicht.

 

Q wie Quetschen

Hauptbeschäftigung in den stressigen fünf bis zehn Minuten nach dem Zusteigen. Die -> Umständlichen und ihr Gepäck blockieren den sehr schmalen Gang, jemand mit einem Buggy rammt ihnen von hinten in die Fersen, um zum Kleinkindabteil durchzukommen (-> Zonen), und alle anderen sagen in regelmäßigen Abständen „Darf ich mal bitte kurz …?“

 

R wie Reservierungsanzeige

Löst regelmäßig Verwirrung oder sogar lautstarke Streits aus, weil jemand zwar am richtigen Platz (Nummer 38), aber im falschen Wagen (21 statt 22) ist, nicht versteht, welcher der Gang- und welcher der Fensterplatz ist (Quadrat = Fenster), eine Expressreservierung hat („Ggf. freigeben“) oder die Reservierungsanzeige ausgefallen ist.

 

S wie Snack-Caddy

Wagen, mit dem Getränke, Sandwiches in Plastik, Schokoriegel und Kaffee durch den Gang geschoben werden. Wer den Snack-Caddy schiebt, muss sich einen Snack-Caddy-Slogan ausdenken, den er pro Großraumabteil etwa vier Mal im immer gleichen Singsang ruft („Hier noch jemand Snacks, kalte Getränke, Kaffeeeee?“).

 

T wie Teppichboden

Gibt’s im ICE. Irgendwie stellt man sich Linoleum ja hygienischer vor, aber wie durch ein Wunder ist der ICE-Teppich immer sauber. Und von Vorteil, wenn der Zug mal wieder „durchreserviert“ und auch ansonsten überfüllt ist – dann kann man nämlich ganz okay auf dem Boden sitzen (Premiumplätze auf dem Fußboden: an einer der Türen mit den Füßen auf den Stufen und zwischen zwei Großraumwagen am Gepäckregal).

 

U wie Umständlichen, die

Eine der drei großen Fahrgastgruppen – neben den -> Meckerern und den -> Vielfahrern. Die Umständlichen steigen in den falschen Wagen oder Zugteil (-> Reservierungsanzeige), blockieren den Gang, wenn sie versuchen, ihr Gepäck sinnvoll zu verstauen, und brauchen eine gute halbe Stunde, um sich auf ihrem Platz einzurichten, weil sie die Rückenlehne verstellen, Gepäckstück auf dem Boden und Gepäckstück in der Gepäckablage noch mal tauschen, in ihren Rucksäcken wühlen, ihren Proviant auf dem Tisch arrangieren (-> Eiersalat), jemanden anrufen („Fahre jetzt los!“), den Reiseplan komplett auffalten, am Zusammenfalten scheitern und dem Sitznachbarn nervös Fragen stellen („Das ist doch der ICE nach Hamburg?“).

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dpa; Collage Jessy Asmus/jetzt.de

V wie Vielfahrer

Eine der drei großen Fahrgastgruppen, neben den -> Meckerern und den -> Umständlichen, die sie leidenschaftlich hassen. Die Vielfahrer sitzen wortlos in der Comfort-Zone, tragen immer Kopfhörer oder Oropax und seufzen, wenn mal wieder jemand seinen Platz nicht findet. Die richtigen Profis zeigen bei der Fahrkartenkontrolle wortlos ihre Bahn-Card 100 (Szene-Spitzname: „Black Mamba“) vor.

 

W wie Wedeln

Typische Bewegung verwirrter Fahrgäste, die nicht durch die Glas-Schiebetür zwischen den Großraumwagen kommen, weil der Bewegungssensor sie nicht erfasst hat.

 

X wie Xylophon

Gegenstand, den fast niemand mit in den ICE nimmt. Warum auch?

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Y wie Yahtzee

Anderer Name für das beliebte Würfelspiel „Kniffel“. Yahtzee ist unter den Mitnehm-Spielen das, was der -> Eiersalat unter den Mitnehm-Gerichten ist: im höchsten Maße ICE-untauglich, weil die Dauerschleife aus Schüttelschüttelschüttel-rumms-„Ooooh!“ alle anderen Reisenden in den Wahnsinn treibt.

 

Z wie Zonen

Ein ICE ist eine Mehrklassengesellschaft. Es gibt eine 1. und eine 2. Klasse, deren Unterschied hauptsächlich darin besteht, dass man in der 1. nicht selbst zum -> Bistro laufen muss, weil man am Platz bedient wird, und das -> Internet umsonst ist. Außerdem gibt es „Ruhezonen“ (die mit einem durchgestrichenen Handy gekennzeichnet sind, in denen aber trotzdem telefoniert wird) und „Handyzonen“ (die mit einem funkenden Handy gekennzeichnet sind und in denen auch telefoniert wird), Kleinkindabteile (sollen Familien mit kleinen Kindern mehr Ruhe bieten, sind aber die lautesten Abteile im ganzen Zug) und Familienbereiche (neu seit 2015 und schon jetzt verhasst bei -> Vielfahrern (-> Hosenscheißer).

 

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