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Diese Gummis sind nichts für Männer

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Was männlich ist, scheint nicht mehr klar zu sein. Sonst hätte „Die Zeit“ kürzlich wohl kaum einen Diskurs über den Mann der Postmoderne angezettelt. Vielleicht ist nur das Sommerloch schuld. Oder aber die Männlichkeit kränkelt angesichts der omnipräsenten Frauendebatte während der letzten Monate. Was also macht einen Mann zum Manne? Nicht, dass das äußere Erscheinungsbild bei dieser Gender-Rechnung überbewertet werden soll. Aber wenn es schon mal um Männlichkeit geht: Manche Moden lassen diese ganz schön leiden. Die gefährlichste Beziehung führen Männer mit Accessoires. Besonders heikel ist das in diesem Sommer, wo Stylerpostillen mehr denn je suggerieren, dass nur ein Junge, der viel an sich ranhängt, umhängt oder aufsetzt, auch ein richtig stylischer Junge ist. Hier noch ein Mashcap, da noch ein Herrenhandtäschchen in Pistolenform, und wäre das Zickzackhaarband nicht fein? Dabei ist Mannsein doch so einfach. Richtige Kerle halten sich ordentlich rein, stutzen alle fünf Tage ihren Vollbart und den Lockenkopf zum Wechsel der Jahreszeiten. Sie tragen Hosen, Schuhe, Shirts. Das Drumherum hat kein Mensch nötig, jedenfalls kein männlicher.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Nun haben besagte Magazine Hosenträger zur Supersommersache erklärt. Die Karriere vom Funktionsstück zum bedenklichen Mode-Musthave begann ganz gemächlich im 18. Jahrhundert. Annodazumal trugen die elastischen Gummibänder noch geräumige Arbeiterhosen, die bei der Arbeit tunlichst nicht die bereits eine Woche getragene Unterhose offenlegen sollten. Dann wurden Hosenträger auch für die Freizeit und große Bäuche entdeckt, weil Gürtel dicke Bäuche nicht auf der damals modischen Taillenhöhe zu halten vermochten. Später trugen auch freakige Menschen mit kleineren Bäuchen Hosenträger, wie etwa Yuppies, CNN-Ankerman Larry King oder Steve Urkel in der 90er Jahre-TV-Sitcom „Alle unter einem Dach“. Cool wurden sie nie, da sie fortan meist von komischen Herren mittleren Alters getragen wurden.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Ganz okay: Mischa Barton auf dem Cover des aktuellen Nylon Magazine Heute ist das so: Es ist nichts dabei, wenn Mädchen den Trägerservice in Anspruch nehmen. Als Frau bekommt man ja heutzutage kaum mehr was getragen, und Kavaliere werden auch immer seltener. Postmoderne Männer aber sollten so viel Mumm besitzen, ihre Hosen selbst zu tragen. Sollen sie mit den ollen Gummibändern doch Papierflieger durch die Unibibliothek schießen, Baumhäuser bauen oder was richtige Lausebuben eben sonst so machen. Sich aber bitte nicht mit ihnen schmücken.

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