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Auf dem Banana Pancake Pfad 13: Paare auf Reisen

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Es war etwa 20 Uhr, als wir die „Bong Lassi“ tranken. Die Bong Lassi hieß eigentlich Bang Lassi, aber auf thailändischen Speisekarten hieß „Bami Goreng“ auch „Bambi Goreng“. Vielleicht dachten sich die Thailänder solche Witze auch selbst aus. Auf jeden Fall teilten wir uns das Glas, weil wir gehört hatten, man solle bei „Mushroom-Omelettes“ und Marihuana versetzten Lebensmitteln vorsichtig sein. Regelmäßig rasteten Engländer aus, sprangen ins Meer und versuchten angeblich, nach Indonesien zu schwimmen. Anschließend spazierten wir am Strand entlang und warteten auf die Wirkung. Eine Gruppe Israelis saß im Sand und unterhielt sich über die bevorstehende „Half Moon Party“ und ein tätowierter Glatzkopf jonglierte mit so leuchtenden Star-Wars-Stäben. Nach zwei Stunden war immer noch nichts passiert. Wir gingen in unsere Hütte am Ende des Strands, dort wo der Dschungel begann. Kurz bevor ich einschlief, dachte ich noch daran, dass wir uns noch kein einziges Mal gestritten hatten. Dann hörte ich einen Affen durch den Urwald schreien.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Liebe leidet in den meisten Fällen unter zu viel Nähe. Liebe leidet unter Alltag, Stress und vollen Wäschekörben. Sie welkt langsam unter trüben deutschem Himmel, Faulheit und „Heute mal lieber nicht, Schatz“-Sätzen. Sie vermisst die elementaren Erfahrungen, die Menschen zusammenschweißen. Das, was die Soldaten „zusammen im Dreck liegen“ nennen, die guten und vor allem die schlechten Zeiten. Daheim kann im besten Fall das gemeinsame Besäufnis diese Schmelztiegelfunktion ersetzen. Aber das macht man ohnehin besser mit Kumpels als mit dem Partner. Wer aber zu zweit 14 Stunden auf einem mit peruanischen Indios und Hühnern beladenen Pickuptruck verbringt, wer zusammen einen marokkanischen Polizisten bestechen muss, weil der mit einem Dealer unter einer Decke steckt und wer gemeinsam einer aggressiven Affenhorde auf der Suche nach Essbaren gegenübersteht, wird sich später in faderen Zeiten an diese Erinnerungen klammern. Die Wahrheit ist: Wer sich trotzdem streitet, hat ein ganz anderes Problem. Auf Reisen währt ein Burgfrieden zwischen den Geschlechtern. Gemeinsame Feinde in Form von korrupten Grenzbeamten, Abzockern und Italienern, die jede Nacht bis 3 Uhr am Strand grölen und dem Paar den Schlaf rauben, schweißen zusammen. Abgrenzung nach außen verstärkt den Zusammenhalt im Inneren. Das ist für den, der alleine reist, doof, nicht aber für das Paar. Das nämlich erlebt Flitterwochen und Abenteuerurlaub in einem. Beim nächsten Streit in der Heimat wissen beide insgeheim: An uns liegt es gar nicht. Es ist das Grau, der Beton, die Diplomarbeit, das Wetter, der Job und der ganze Scheiß. Stunden später wachte ich auf. Es war noch finster. Viel finsterer, als es in Deutschland je sein kann. So finster, dass man wirklich nichts sieht. Der Affe schrie noch immer, irgendwas stimmte nicht. Ich versuchte, weiter zu schlafen. Stunden später erwachten wir, die Sonne schien, Vögel machten irgendwas. Meine Augen waren rot wie die eines Albinokaninchens, mein Mund trocken wie die Wüste, ich brauchte Wasser. Der Thai in dem kleinen Supermarkt... er grinste... so verdammt komisch. Das Wasser so kühl, so gut, wie nur Wasser sein kann. An dieser Stelle müsste nun eine Pointe folgen, eine unerwartete Wendung, die den Leser noch ein letztes Mal herumreißt und ihn mit einem Lächeln oder zumindest einem Kopfschütteln zurücklässt. Aber es gibt keine. Ich war einfach nur unglaublich froh, dass sie da war. Und das ist wirklich romantisch. Echt jetzt.

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