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Gudile geht für die Rechte von Mädchen zu Fuß durch die pralle Sonne des Kongo

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Was ist das Problem? Ein großes Problem resultiert daraus, dass bei uns die Frauen und Mädchen oft sehr harte Arbeiten verrichten. Sie müssen stundenlang Brennholz sammeln und es anschließend auf dem Kopf nach Hause transportieren. Sie müssen trockene Maiskörner mit der Hand zerstoßen, um daraus Brotmehl zu machen, ein wichtiges Grundnahrungsmittel für die lokale Bevölkerung. Wir stellen ihnen Getreidemühlen zur Verfügung, um ihnen die Arbeit zu erleichtern. Generell leiden Mädchen bei uns häufig unter Diskriminierung, zum Beispiel im Bildungsbereich: Wenn eine Familie nur wenig Geld hat, werden nämlich bevorzugt die Jungen eingeschult. Wenn Mädchen in die Schule gehen, müssen sie nach dem Unterricht ihren Müttern im Haushalt helfen, während ihre Brüder lernen oder sich erholen und Fußball spielen können. Problematisch ist auch, dass eine Frau kein Recht auf das Erbe, zum Beispiel das Vieh hat, wenn ihr Mann stirbt, oder dass Mädchen oft im Alter zwischen 14 und 18 Jahren ohne ihre Zustimmung verheiratet werden. Wer sind die Bösen? Ich würde eher von Hindernissen sprechen. Dazu gehören die traditionellen Sitten, der Widerstand vieler Menschen gegen Veränderungen, ihr Misstrauen und ihre Komplexe. Viele sind in ihrer sozialen Umgebung ja geradezu gefangen. Hinderlich ist auch, dass viele Frauen Analphabetinnen sind. Und die unsicheren Verhältnisse in manchen Gegenden erschweren größere Fortschritte bei unseren Aktivitäten.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Gudile (links) mit einer Kollegin unterwegs in Sachen Aufklärung. (Foto: privat) Was macht ihr dagegen? Wir führen eine Kampagne durch, um die Bevölkerung zu sensibilisieren und aufzuklären. Wir sprechen mit allen, - mit den Dorfchefs und den führenden Leuten in Politik und Verwaltung, mit den Frauen, den Alten, den Jungen – und zwar jeweils in ihren Dörfern, um dort vor Ort Veränderungs- und Entwicklungsprozesse in Gang zu setzen. Dabei werben wir für die Aufteilung von Ressourcen und Zuständigkeiten. Außerdem machen wir zum Beispiel Umfragen unter den verschiedenen Akteuren in einer Gemeinschaft. Zu diesem Zweck sind wir oft stundenlang zu Fuß in der prallen Sonne unterwegs, über die Berge und durch Sumpflandschafen, wir trotzen sozusagen der Unzugänglichkeit der Region. Wir wollen ja schließlich möglicht viele der Adressaten unserer Aktivitäten erreichen. Was habt ihr bisher erreicht? Unsere bisherigen Erfolge sind klein, aber bedeutsam. Zum Beispiel sind sich immer mehr Eltern bewusst darüber, dass auch ihre Töchter eingeschult werden sollten. Unsere Vorschläge, was die Arbeitserleichterungen für Frauen und Mädchen angeht, werden immer öfter angenommen, zum Beispiel die Sache mit den Getreidemühlen. Wir besorgen Frauen immer wieder Kredite, damit sie sich Ziegen anschaffen können. Dadurch steigt ihr Lebensstandard.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Wann hättet ihr euer Ziel erreicht? Wenn Mädchen und Jungen in Familie und Gesellschaft das gleiche Maß an Aufmerksamkeit entgegengebracht wird. Das gilt natürlich auch für Witwen. Und wenn Frauen und Mädchen in der Lage sind, ihre Rechte zu erlangen und einzufordern. Ist Basisarbeit manchmal frustrierend? Frustrierend ist vor allem, dass gewisse Männer die Situation von Frauen und Mädchen ganz normal finden, dass die meinen, dass alles so bleiben soll. Euer Rat für Sesselrevoluzzer? Denjenigen, die nichts unternehmen, um die Gesellschaft voranzubringen, sagen wir, dass sie sich voll engagieren sollen, um ihren Teil zu leisten, damit wir zusammen eine Gesellschaft schaffen können, in der dauerhaft eine Kultur des Friedens herrscht.

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