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Leben am Meer und ohne Tüten

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Wenn ich groß bin, dann möchte ich am Meer leben, habe ich immer gedacht. Heute bin ich groß und lebe am Meer. Drei Wochen im Jahr. Den Rest der Zeit wohne ich in der Stadt und trete heimlich gegen das Fischregal im Supermarkt. Das beste am Meer ist das Wasser, das muss mal gesagt werden. Wasser ist eigensinnig, es lässt sich herumschieben, aber es macht es uns sehr schwer. Und es lässt sich nicht unendlich auftürmen. Die größte theoretisch denkbare Welle ist etwa 30 Meter hoch. Danach macht Wasser einfach nicht mehr mit. Es lässt sich weder stapeln noch pressen. Ich bewundere Wasser. Bis auf die Sache mit den Plastiktüten.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Denn man kann in Wasser hineinwerfen, was man will. Und die Dinge, die weder verschwinden noch zum Grund sinken, sammeln sich an sieben Stellen in den Ozeanen, wo Strömungen riesige Strudel bilden. Plastik zum Beispiel. Es formt Inseln. Es schwimmt. Es bleibt. Zwischen Hawaii und dem amerikanischen Festland gibt es so eine Plastikinsel. Dort sammeln sich die Tüten, die Sandspielzeuge vom Strand und eigentlich alles, was hier irgendwo verloren oder weggeworfen wird. Irgendwann landet alles im Meer. Die Plastikinsel zwischen Hawaii und dem Festland ist heute so groß wie Mitteleuropa. Und das Plastik, das dort schwimmt, reibt sich langsam ab und wird irgendwann direkt oder indirekt über die Nahrungskette von Fischen gefressen. Und damit von uns. Bis 2050 die Meere leergefischt sind werden wir eine Menge Plastik gefressen haben. Der Rest wird dann für immer im Ozean treiben, wie auch immer der dann aussieht. Von meinem Garten aus kann ich die Schiffe im Hafen hören, wenn sie tuten. Ich denke dann manchmal, ich muss mich beeilen mit dem Umziehen ans Meer. Bevor es zu spät ist und so. Aber dann denke ich, vielleicht wäre es auch nicht schön, dem Meer beim sterben zuzusehen. Fürs erste verzichte ich auf Plastiktüten.

Text: michalis-pantelouris - Illustration: katharina-bitzl

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