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Von Tag zu Tag – wir sehen uns!

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Eben klingelt zum hundertachzigsten Mal für heute das Telefon unserer Produktionsassistentin Lisa, die seit Wochen tapfer allen Künstlern, Polizisten, Bewohnern und Direktoren dieser Stadt die Stirn bietet und alle Anfragen, Beschimpfungen und Heulattacken, die so ein Projekt mit sich bringen, zu meistern versucht. Dieses Mal sind die Jungs von Kulturmassnahmen am Apparat, eine Berliner Künstlergruppe, die zehn Tage lang in der Münchner Fußgängerzone stehen und sich erzählen lassen, was die Münchner auf dem Herzen haben und was sie schon immer mal loswerden wollten. Am 19. Mai sollten diese Statements in der großen Show „MLM – Münchenr lassen melden – Können wir Sie repräsentieren?“ im Neuen Haus der Kammerspiele vorgestellt werden. Doch nun: Hilfe! Die Genehmigung, die wir ihnen vor Wochen besorgt haben, damit sie mit ihrem Infostand in der Fußgängerzone stehen dürfen ist falsch. Falsche Behörde, falsche Genehmigung. Und jetzt? Wieder telefonieren. Mit der Polizei, mit der Baubehörde, mit dem Kreisverwaltungsreferat, das nimmt kein Ende. Wem gehört die Stadt? Wieder eine Antwort: den Behörden.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Letzte Woche war im Neuen Haus die Revue von Tobias Yves Zintel (Tourette TV) und FX Karl: "3 Minuten Nationalsozialismus". Daran muss ich oft denken. War sehr beeindruckend. Endlich beschäftigen sich Leute mit unserer Vergangenheit, denen man anmerkt, dass sie Lust dazu haben, ohne dass sie das Thema irgendwie verseichten oder im Betroffenheitstopf rumrühren. Also: auch den Modus des Erinnerns kann man sich zurückerobern. Doch ganz schön viel, was man tun kann. Samstag trifft sich auch wieder die Bürgerinitiative in der Praxis Fassbinder. Also, alle Demokratiedilletanten und Gärtnerplatzliebhaber, aufgepasst: Samstag 16.00 Uhr Praxis Fassbinder: How to make a Bürgerinitiative. Alle Quereinsteiger sind willkommen. Weiter unter dem Motto, was kann man machen: Samstag um 12 Uhr gibt Green City, das ist eine lustige Umweltinitiative aus München, Pflanzen Kits vor dem Neuen Haus der Kammerspiele aus. Und dann kann man losziehen und die Innenstadt begrünen. Einfach so. Wieder die Frage: Wem gehört die Stadt? Womöglich den Pflanzen? Ich merke, dass es viele Antworten gibt, aber Antworten kriegt man offenbar nur, wenn man Fragen stellt. Also finde ich es wunderbar, dass in BUNNYHILL so viele Fragen auftauchen. Aktionen sind auch Fragen. Klar. Wenn ich im öffentlichen Raum etwas tue, dann muss zwangsläufig ein anderer darauf reagieren und schon habe ich wieder das schönste Kommunikationswunder. Auch wenn ich zu laut werde in der Stadt. Dann kommt die Polizei. Die war auch schon in der Praxis Fassbinder, weil wir zu laut waren. Soll nicht wieder vorkommen. Ehrlich. Gut so, dass gleich am Freitag die Leute von der "Favorit Bar" die Wohnung besetzen. Zwei Tage lang. Mit Künstlern aus der Stadt und von anderswo. Das ganze unter der Headline „Wie laut wird alles?“. Gerade unsere Freunde von der Favorit Bar haben damit dauernd zu kämpfen. Die gelben Schilder im Fenster der Bar in der Damenstiftgasse: Bitte seid nicht so laut, wenn ihr unser Lokal verlasst. In der Praxis Fassbinder soll es wirklich leise zugehen. Die Praxis wird in einen sehr lebendigen Ausstellungsraum verwandelt. Es gibt eine verzweigte Soundinstallation, einen Schaumstoffpool, oder zum Beispiel eine Fotoausstellung zu den absurdesten Versicherungsschäden. Und Lenni und Harri, die MAcher der Favorit Bar, zeigen was her von ihrer Ämterkorrespondenz zum Thema „Wie laut wird alles“. Freitag und Samstag ab 19.00 in der Praxis Fassbinder. Am Freitag hat auch die Theaterperformance von Holger Dreissig bei uns in BUNNYHILL Premiere: C.L.A.I.M. heißt sie. Das bedeutet in langform "Collage latenter Anmut in München". Holger wollte mit seinen Leuten Unorte in München erforschen. Und da hat es ihm beim Isarhochwasser gleich das ganze Atelier und den Probenraum überschwemmt. Alles wurde zum Unort wider willen. Er hat die Katastrophe gleich mit in seine Arbeit integriert. Holger Dreissig erarbeitet schon seit vielen Jahren an seinen Verwaltungsperformances. Freitag ist es schon die 16. Stunde!! Das ist eine Produktion, die wir nach BUNNYHILL eingeladen habe, auch wenn wir sie gar nicht wirklich selbst produzieren. Aber das Konzept und alles passt so gut zu unserer Arbeit und zu unserer Frage danach, wem die Stadt gehört. Außerdem ist Holger Dreissig schon beim letzten BUNNYHILL mit der Jeansgruppe dabei gewesen. Ich freue mich auf die Arbeit! Aber am allermeisten freue ich mich auf das Konzert am Samstag. PeterLicht kommt zu uns und stellt uns seine neue Platte „Lieder vom Ende des Kapitalismus“ vor. Das passt gut nach BUNNYHILL. Umdeuten, neu gucken und anschnallen. Danach ist Club. Favorit Spezial. In diesem Sinne, wir sehen uns! Hier klingelt schon wieder das Telefon. Hier gibt es weitere Texte über Bunnyhill. Fotos: Gaby Schweer

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