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Letzte Folge: Willkommen in der Antike

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Illustration: karen-ernst Balthasar und Kevin spielten Karten. Das Bettsportquartett. Sie lachten. Was waren das für Zeiten gewesen, als sie die Hängende Fledermaus noch praktizieren konnten? Als Balthasar sich mit seinen Oberschenkeln auf die starken Schultern des kerzengerade im Raum stehenden Kevin aufgestützt und abgehangen hatte, wobei sie sich gegenseitig lustvoll einen bliesen. Wie war Balthasar dabei immer das Blut in den Kopf gestiegen! Natürlich nicht nur dorthin. Dann noch all die anderen Stellungen, die in dem Kartenspiel sehr hohe Punktwerte in der Rubrik „Verletzungsrisiko“ erhielten. Die Schubkarre. Pfeil und Bogen. Vulkanfieber. Das Boot. Oder auch die gelöschte Kerze. Verrenkungen aller Art. Vorbei. Vergangenheit. Kevin verlor beim Kartenspiel und strippte. Balthasar kannte Kevins Körper ganz genau. Trotzdem konnte er seine Augen nie von Kevin lassen, wenn dieser sich auszog. Irgendwie entdeckte man doch immer etwas Neues. Irgendwie verändert sich immer etwas. Das Muttermal in der Nähe des Bauchnabels war auch diesmal so wie immer. Doch Kevins Eier lagen lang nicht mehr so geschmeidig an wie früher. Hingen halt. Was will man von einem über 70-jährigen Mann auch erwarten. Vor allem, wenn man selbst über 70 ist. In allem, was verformt ist, lässt sich immer die Ursprungsform erkennen. Man muss sie nur sehen wollen. Negativ betrachtet, ist ein alter Körper alt. Positiv betrachtet, ist er antik. Was alt ist, wird in der Wegwerfgesellschaft aussortiert. Was antik ist, das ist hochwertig und klassisch. Einen Oldtimer fährt fast jeder gern, auch wenn er keine 200 Stundenkilometer bringt. Den meisten Menschen sind 200 Stundenkilometer ohnehin zu schnell. Kein Eingriff notwendig Während Kevin seine Boxershorts langsam über die etwas klapprig gewordenen Knie rutschen ließ, dachte Balthasar, wie schön er das fand. Es war großartig, dass sie beide immer noch die gleiche Art Unterwäsche trugen wie damals. Bevor Balthasar selbst alt geworden war, hatte er immer gedacht, alle alten Männer würden Grabbeltisch-Unterhosen mit Eingriff tragen. Jetzt wusste er: Kevin und er konnten ansehnliche Unterwäsche haben, solange die Rente reichte. Balthasar warf dem nackten Kevin eine Kusshand zu und winkte ihn zu sich auf das Bett. Nie hätte er sich vor einem halben Jahrhundert vorstellen können, in diesem Alter noch Sex zu haben. Nie hätte er sich damals vorstellen wollen, dass Menschen in diesem Alter noch Sex haben möchten. Balthasar und Kevin wollten. Und sie waren entspannt dabei wie nie. Zungenkuss gleich Lungenkuss. Wenn es eins gab, was im Alter nicht an Beweglichkeit nachließ, dann war es die Zunge. Küssen hatte über all die Jahre problemlos funktioniert. Bevor und nachdem sie geheiratet hatten. In der Zeit der Enttäuschung, als sie erfolglos versucht hatten, ein Kind zu adoptieren. Sogar in den Jahren der offenen Beziehung, als sie sich selbst nicht mehr ausreichten – sogar dann ließen die Küsse nie etwas zu wünschen übrig. In ihren Fünfzigern verliebten sich die beiden dann erneut ineinander und entschieden sich endgültig für die Monogamie. Jetzt löste Balthasar seine Zunge langsam von Kevins. Dafür lutschte er am Ohrläppchen seines Ehemanns und Freundes. Kevin machte Geräusche wie ein Teenager, der zum ersten Mal erotisch stimuliert wurde. Balthasar erhob sich, löste seinen Gürtel und öffnete den Reißverschluss seiner Jeans. Kevin begab sich währenddessen in eine angemessene „Ich-werde-gleich-gefickt“-Haltung. Ganz langsam und gemütlich. Man muss es ja nicht übertreiben im Alter. Der Epilog: Kevins Hintern war mal klein, durchtrainiert und straff gewesen. Über die Jahrzehnte hatte sich mehr und mehr Fettgewebe angesammelt und das Körperteil in seiner Form zum Rutschen gebracht. Balthasar streichelte zärtlich mit der Handfläche über Kevins Backen. Die Haut, die er fühlte, war rau, zäh und ledern. Während Balthasar in Kevin eindrang, spürte er, dass dieser Arsch für einen guten Fick geeignet war wie eh und je. Eng und dehnbar. Kevin: So richtig geil ist mein Hintern doch nicht mehr. Balthasar: Der Hintern vielleicht nicht. Aber das Arschloch.

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