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PC-Daddler vs. Konsolero? "Halo Wars" soll Grabenkämpfe überwinden

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Von außen betrachtet geht es um digitale Unterhaltung. Digitale Unterhaltung in Form von elektronischen Spielen. Doch gestattet man sich einen tieferen Blick, öffnen sich Gräben: Auf der einen Seite stehen Spieler, die sich größtenteils mit Tastatur und Maus beschäftigen und auf der anderen Seite wandeln Konsolenspieler, die sich Couch und Joypads hingeben. Und auch sonst ist man sich nicht ganz grün. Das mag an der unterschiedlichen Spielsituationen (Schreibtisch vs. Couch) oder dem höheren Grad der Professionalisierung der PC-Sportler in eSports-Ligen liegen. Andererseits lächeln Konsoleros müde über die in ihren Augen lächerlich hohen Anschaffungskosten für Hardware im PC-Lager: Arbeitsspeicher, Prozessor und Grafikkarte sind tatsächlich kein monetärer Pappenstiel. Deutschland: Land der Strategen Vielleicht geht es aber auch nur um die unterschiedlichen Spielgenres der beiden Lager. Und genau hier könnte 2008 alles anders werden. Deutschland hat in der globalen PC-Spieleindustrie den Ruf, das Land der Aufbauer und Strategen zu sein. Entsprechend oft sind Aufbausimulationen wie "Die Siedler", so genannte Echtzeitstrategie-Spiele wie "Command & Conquer" und Flugsimulatoren auf bundesdeutschen Rechnern vorzufinden. Diese sind größtenteils noch immer auf die bereits beschriebene Spielsituation am PC ausgelegt. Das bedeutet, die Spielsteuerung dieser Titel ist für Maus und Tastatur optimiert. Echtzeit-Strategiespiele fassen dagegen auf Konsolen nur sehr langsam und in bescheidenem Umfang Fuß. Zwar gab und gibt es zahlreiche Versuche, dieses Genre auch auf Playstation & Co. zu etablieren, aber trotz guter Besprechungen in der Fachpresse (z.B. "Command & Conquer 3: Tiberium Wars") wollte der entscheidende Funke bisher nicht überspringen. "Halo Wars" könnte das aus verschiedenen Gründen gelingen.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Die Marke "Halo" ist für Microsoft äußerst wertvoll. Der Ego-Shooter "Halo 3" (Xbox 360) legte den erfolgreichsten Verkaufsstart in der Geschichte der Videospiele hin. Das Spiel spülte bei rund 60 Milionen US-Dollar Produktionskosten am ersten Verkaufstag 170 Millionen US-Dollar in die Kassen. Bereits Teil 1 und 2 waren äußert erfolgreiche Xbox-Titel. Es ist daher sehr wahrscheinlich, dass man seitens des amerikanischen Computerriesen dafür sorgen wird, dass die Entwickler von Ensemble Studios ("Age of Empires"), die seit Herbst 2006 an dem Titel arbeiten, ein ordentliches Stück Software abliefern werden. Konsolenspieler lieben die "Halo"-Serie Hinzu kommt, dass es sich bei "Halo" um eine Spielserie handelt, die aufgrund ihrer Herkunft etwas in Spielern auslösen könnte, was man entfernt mit elterlichen Schutz- und Stolzreflexen bezeichnen könnte. Im Sinne einer "Einer-von-uns"-Ideologie könnte es ein entscheidendes Plus für "HALO Wars" sein, auf Konsolen und beheimatet und aufgewachsen zu sein. "Command & Conquer" mag ein gutes Spiel sein, aber es bleibt ursprünglich ein PC-Produkt. Konsolenspieler wuchsen mit diesem Nachbarsjungen nicht auf, sondern mit dem "Master Chief", dem Protagonisten des "Halo"-Universums. Und schließlich könnte dem Titel schon deshalb Erfolg beschieden sein, weil viele Spieler einfach den Hintergrund und den Look der "Halo"-Serie lieben und deshalb den Versuch wagen, vom Fachbereich Ego-Shooter einmal zu Echtzeit-Strategie zu wechseln. Wenn man nun aber die Euphorie gesunder Nüchternheit Platz machen soll, muss man einen Aspekt besonders ins Auge fassen, mit dem das Spiel stehen oder fallen wird. Wie bereits angedeutet, wird die Steuerung des Titels darüber entscheiden, ob "Halo Wars" ein Genuss für Spieler und wirtschaftlicher Erfolg für Entwickler und Publisher wird. Echtzeit-Strategie-Spiele sind meist komplexe Titel, die auf einer ausgereiften Steuerung basieren, um zu funktionieren. Wenn es also das "Halo"-Team schafft, strategische Optionsvielfalt durch einen einzigen Controller vernünftig beherrschbar zu machen, könnte "Halo Wars" nicht weniger bedeuten als die Etablierung eines Genres auf Konsolen, welches bisher in einen lieblichen Dornröschenschlaf verweilte. Einen ersten Eindruck kann man sich übrigens auf www.halowars.com verschaffen.

Text: rudolf-inderst - Screenshots: www.halowars.com

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