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Kunst mit Code

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Street Art ist selten was für die Ewigkeit. Ein Großteil der Grafittis entsteht nachts, die Flächen, die legal besprüht werden dürfen, sind nach wie vor rar. Und wo illegal gesprüht wird, kommt nicht selten bald ein Reinigungs- oder Malertrupp und versetzt die Wand wieder in ihren Urzustand. Ein Berliner Künstler, der sich Sweza nennt, hat sich jetzt eine kreative Methode ausgedacht, um diesem Problem Abhilfe zu verschaffen. „Graffyard“ nennt er sein Projekt, der Name verrät schon, worum es sich handelt: Es geht um eine Art Friedhof der Wandgemälde.

Sweza zieht mit seiner Kamera durch Berlin und fotografiert Kunstwerke, die ihm gefallen und Gefahr laufen, demnächst von Hauseigentümern oder „local authorities“ beseitigt zu werden. Ist das geschehen, bringt er Grabsteine an, die die verschwundenen Gemälde wieder auferstehenlassen: QR-Codes. An den frisch gereinigten Stellen prangen dann diese kleinen, quadratischen Pixelbildchen. Wer sein Smartphone darauf richtet, sie abfotografiert und entschlüsseln lässt, bekommt das Foto zu sehen, das Sweza gemacht hat, als die Street-Art noch unberührt war.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Vorher-Nachher-Effekt am Paul-Lincke-Ufer in Berlin

Sweza benutzt schon länger QR-Codes als Kunstform. Seine ersten Werke brachte er unter öffentlichen Überwachungskameras in Bologna an, die für die Bürger schwer zu bemerken waren. Die Codes verlinkten auf einen kurzen Satz: „Please smile, you’re being filmed.“ Seine neueste Idee sind so genannte QRadios an Berliner Hauswänden, Kaugummiautomaten und Stromkästen: Papier-Bilder von Ghettoblastern im Oldschool-Look. Die sehen an sich schon ganz hübsch aus, seine volle Wirkung entfalten Swezas Kassettenrekorder aber erst, wenn der Betrachter selbst aktiv wird. Dort, wo eigentlich das Türchen für die Kassetten hingehört, ist nämlich wieder ein QR-Code zu sehen. Dahinter verbergen sich Youtube-Videos mit Musik, abspielbar mit dem Smartphone. Dreht man das Smartphone in die Horizontale, sieht man auf dem Bildschirm eine sich drehende Kassette.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Zum Abspielen abfotografieren: ein "QRadio"

Sweza beweist mit seiner Kunst, dass man mit QR-Codes auch Schönes anstellen kann. Bislang waren sie vor allem die Lieblinge der Werbeindustrie, die ihre Anzeigen und Werbeplakate damit anreicherten, um einem noch mehr „Überraschungen“ anzudrehen. Das ist auch Sweza irgendwann aufgefallen: Manchmal „hackt“ er sich in solche Plakate, indem er die dort abgebildeten Codes mit seinen eigenen überklebt.

Text: christian-helten - Fotos: sweza.com; just.ecosystem.org

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