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Facebook tut dir nicht gut? Dann verbringe mehr Zeit darauf!

Illustration: Katharina Bitzl

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Alkohol macht dich depressiv? Dann trinkst du falsch. Von Cannabis bekommst du Wahnvorstellungen? Dann rauchst du falsch.

Was hier absurd klingt, ähnelt der Logik eines Blogbeitrags auf dem firmeneigenen Facebookblog „Newsroom“. Wenn Facebook dir nicht gut tut, heißt es da, dann nutze es weiter. Nur eben anders.

David Ginsberg und Moira Burke – zwei Mitarbeiter aus dem Forschungsteam von Facebook – machen unter der Überschrift „Hard Questions“ zunächst klar: Die Plattform wolle einen Ort für „bedeutungsvolle Interaktionen mit Freunden und Familien“ schaffen. Dabei müsse man sich kritische Fragen stellen. Kritik wurde in letzter Zeit auch von außen an Facebook herangetragen. So ist die Plattform durch einen Ex-Facebook Manager wegen möglicher negativer Einflüsse auf das Zusammenleben unter Druck geraten. 

Im Blogbeitrag listen die Autoren dann Studien auf, die negative und positive Aspekte auf das Wohlbefinden untersucht haben. Die Schlussfolgerung, die sie daraus ziehen? Ja, es gibt ein Problem mit Social Media: das passive Konsumieren. Lediglich Beiträge zu lesen oder zu liken sei schlecht für das Wohlbefinden – zum Beispiel auf Grund des unproduktiven Vergleichs mit anderen Usern. Aktive Interaktion, also Posts abzusetzen, Kommentare zu schreiben und Nachrichten auszutauschen und das alles wiederum zu diskutieren, mache uns dagegen glücklich, weil es unseren Gemeinschaftssinn stärke. In dieser Argumentation wird dann auch eine Studie zitiert, an der die Facebookmitarbeiterin Moira Burke selbst mitgewirkt hat. Diese soll zeigen, dass mit einer aktiven Nutzung der Plattform Depressionen bekämpft werden können. 

Wenn es nach Ginsberg und Burke geht, sind die Tools von Facebook der perfekte Problemlöser für Probleme, die innerhalb des Netzwerks entstehen. Die Snoozefunktion soll es zum Beispiel ermöglichen, Personen, Seiten oder Gruppen für 30 Tage stumm zu schalten. Ob das dann wirklich einen positiven Effekt auf zum Beispiel Beziehungsprobleme hat, bleibt offen.

Das Antwortmuster des Unternehmens ist nicht neu: Bei netzwerkbasierten Problemen, egal ob „hatespeech“ oder politischer Polarisierung, kommt meistens eine ähnliche Firmenantwort: Der Grundgedanke von Facebook sei gut, nur die falsche Nutzung führe zu Problemen. Die Strategie, Probleme innerhalb des Netzwerks zu bekämpfen, ist für das Unternehmen natürlich lukrativ: Wenn Betroffene bei Sorgen online bleiben, bedeutet das potenziell einen größeren Umsatz für Facebook.

mgl

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