Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben

Böse Gurken und nackte Brüste

Teile diesen Beitrag mit Anderen:

Da gibt es Sprüche, die auf T-Shirts nie an Aktualität verlieren. Atomkraft? Nein Danke!, I love NY und wie sie alle heißen. Um optisch zu zeigen, wie man zu aktuellen Geschehnissen steht, konnte man früher höchstens selbst mit Edding auf ein weißes Shirt schreiben. Die Designer des schwedischen Labels Weekday haben sich darum etwas ausgedacht: Weil wir jedes Mal viel zu schnell vergessen, was über das Jahr hinweg in der Welt passiert ist, gibt es dort schon seit 2011 das Tagesgeschehen wöchentlich als modisches Statement zu kaufen. Auch 2012 soll jeden Freitag ein Shirt mit einem Print zu einem aktuellen Ereignis erscheinen.

Default Bild

„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Das schwedische Label Weekday macht aus dem Tagesgeschehen Mode. Dieses Shirt ist aus der letzten Woche 2011.

Die Themen, die die Designer für ihre Zeitgeist-Kollektion auf den T-Shirts aufbereiten, sind gut gemischt - mal witzig, mal ernst, meistens kritisch. Die Idee der Schweden reagiert auf die Tatsache, dass unser Leben und auch die Nachrichten immer schneller werden. Mal sind es Nachrichten, mal Dinge, die den Designern gefallen - oder eben nicht - und auf die sie aufmerksam machen wollen.

Eine lächelnde Gurke mit dem Spruch „Cucumbers are pretty evil" erinnert an EHEC. Silvio Berlusconi hat einen roten Balken mit der Aufschrift „Sex" auf den Augen. Antike Marmorsäulen lassen an die Krise in Griechenland denken, ein Shirt mit aufgedruckten nackten Brüsten an die 20-jährige Ägypterin Aliaa Magda Elmahdy, die mit einem Nacktfoto von sich dagegen protestierte, dass in ihrem Land Frauen Sexobjekte sind und von ihren Männern missbraucht werden. Die Aufschrift „Good (bye cruel) World" verweist auf das Aus des britischen Skandalblatts „News of the world". An Fukushima erinnern ein Foto einer Tsunami-Welle und eine Japan-Flagge, an die Occupy-Wall-Street-Bewegung die Aufschrift „Unfuck the world" und an die überfischten Meere der Aufruf„Save our Oceans". Manchmal sind es aber auch nur altbekannte Lebensweisheiten wie „An eye for an eye only ends up making the whole world blind" von Mahatma Ghandi.

Möglich ist so eine schnelle Reaktion auf das Tagesgeschehen, weil die Shirts in jedem einzelnen Weekday-Laden gedruckt werden. So sind die neuen Prints bereits am kommenden Tag in jeder Filiale auf der Welt. Jeden Freitag um 12 Uhr wird das neue Stück im Laden in der Berliner Friedrichsstraße vorgestellt und für 18 Euro verkauft. Wer modisch auf das vergangene Jahr zurückblicken will, kann sich die 52 Prints aus der Zeitgeist-Kollektion 2011 als Kalender (10 Euro) kaufen. So ein Jahresrückblick ist zwar nicht ganz so informativ, aber auf jeden Fall stylischer als die diversen gedruckten Rückblicke oder Shows im Fernsehen.


Text: kathrin-hollmer - Foto: weekday.se

  • teilen
  • schließen