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Die Regenbogen-Pinnwand

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Wer kann sehen, was ich auf Facebook poste? Das Musikvideo der neuen Lieblingsband oder einen spannenden Zeitungsartikel? Alle. Das Urlaubsfoto? Meine Freunde. Die ziemlich peinliche, aber leider total lustige Story von der WG-Party gestern? Lieber nur die „echten“ Freunde.

Diese verschiedenen Öffentlichkeiten auszuwählen und zu verwalten ist gar nicht so einfach. Zur Festlegung der Grund-Privatsphäre-Einstellungen gehört eine Durchklickerei, die Zeit und Nerven kostet. Zusätzlich kann man noch für jedes einzelne Posting über die jeweilige Sichtbarkeit entscheiden. Problematisch wird es schließlich vor allem, wenn Facebook wieder mal Details ändert und dies den Nutzern nicht klar kommuniziert wird. Dann kann es plötzlich passieren, dass man versehentlich Inhalte mit mehr Menschen teilt als ursprünglich gewollt. Muss das wirklich so kompliziert sein?

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

So sieht Facebook mit dem Privacy Watcher aus. Irritierend oder praktisch?

Diese Frage haben sich auch die Darmstädter Informatik-Studenten Thomas Paul und Daniel Puscher zusammen mit ihrem Professor Thorsten Strufe gestellt - und den Facebook Privacy Watcher entwickelt. Die Idee: Jedes einzelne Status-Update, ob Foto, Video oder Text, wird mit einer Farbe hinterlegt, die anzeigt, für wen der Inhalt sichtbar ist. Grüne Postings können zum Beispiel alle Nutzer sehen, gelbe sind nur für Freunde sichtbar, rote Inhalte sind versteckt und blau steht für ausgewählte Leute aus der Freundesliste. So kann man beim Pinnwand-Scrollen auf einen Blick erkennen, welche Inhalte man für welche Öffentlichkeit zugänglich gemacht hat. Ebenso einfach ist dann das Ändern der entsprechenden Sichtbarkeit. Anstatt umständlich nach Listen zu suchen, klickt man auf die Farbe, die für die gewünschte Öffentlichkeit steht.

Das „Einfärben“ der auf Facebook geteilten Inhalte ist aber nicht nur auf Statusupdates beschränkt. Auch Fotoalben, Like-Seiten und andere Bestandteile des Profils können in einer der vier Farben hinterlegt werden. Es geht also zum einen um die Darstellung der Privatsphäre-Einstellungen und zum anderen um die Änderungsmöglichkeiten. Beides soll mit dem FPW wesentlich nutzerfreundlicher werden. In einem ersten Schritt „liest“ das Programm die persönlich festgelegten Privatsphäreeinstellungen des Profils. Danach erst kann der Privacy Watcher für die gespeicherten Einstellungen die entsprechenden vier Farben verwenden. Wie die Installation des FPW funktioniert und die farbenfrohe Facebook-Version dann aussieht, erklären die Studenten in einem

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Das Projekt ist ambitioniert, läuft allerdings noch nicht ganz reibungslos: Trotz vieler positiver Rückmeldungen kommt es hin und wieder zu Fehlern des Programms bei den Nutzern. Daniel Puscher hat in seiner Bachelorarbeit zwei Nutzertests ausgewertet und auf der Homepage der Firefox-Erweiterung veröffentlicht. Da das Add-on aber eine Feedback-Funktion hat, können Probleme – die meistens mit dem individuellen Facebook-Profil der User zu tun haben - schnell behoben werden.

Ein weiterer Wehmutstropfen: Facebooknutzer werden sich stark an die schlichte blaue Optik des Layouts gewöhnt haben. Obwohl die Farben des FPW bewusst dezent gehalten sind, um den Lesefluss nicht zu beeinträchtigen, könnte so eine kunterbunte Regenbogenpinnwand doch etwas irritierend sein. Zuletzt könnte es zum Problem werden, dass die Erweiterung an die Facebook-Programmierung gekoppelt ist. Wenn Facebook ein Update bringt, muss der Privacy Watcher entsprechend angepasst werden. Dafür kann Daniel Puscher nicht mehr lange alleine sorgen, schließlich ist er bald mit dem Studium fertig und dann geht es ab in die Arbeitswelt. Deshalb sucht das Team neue Entwickler, die das junge Projekt weiterführen. „Wir haben schon einige Bewerber, sind aber weiterhin auf der Suche“, sagt Puscher. Jetzige und zukünftige FPW-Fans können beruhigt sein: Pläne, das Projekt an eine Firma abzutreten, gibt es nicht: „Es wird auf jeden Fall kostenlos bleiben.“


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