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Ding der Woche: Das Papierschiff

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Mit dem Papierschiff ist es wie mit Schere-Stein-Papier. Irgendwie war es schon immer da, wer es erfunden hat, kann heute keiner mehr sagen – und auch wenn man jahrelang aus der Übung ist, muss man nicht lange überlegen: Ein Blatt zur Hälfte falten, nochmal falten, ein paar Mal einklappen und aufstülpen - fertig.

Dieses Basic schaffen selbst motorisch völlig Unbegabte. Und, so unbedeutend es erscheinen mag, manchmal ist dieses Wissen sehr von Vorteil. Zum Beispiel, wenn man kleine Geschwister oder Neffen beschäftigen muss, oder, wenn man vergessen hat, sich um eine Geschenkverpackung zu kümmern. Das war’s aber auch schon. Zumindest bis jetzt. Das Papierschiff könnte bald zum Designobjekt werden.  

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Die ersten Papierschiffchen sind vor einiger Zeit auf Stoffbeutel gedruckt worden. Nach pseudolustigen Sprüchen ("Is mir egal, ich lass das jetzt so"), Sätzen, die Modewissen vorgeben wollen ("Karl Who?", "Can’t afford a Birkin") oder ein Label parodieren ("George, Gina & deine Mudder"), sollen es jetzt also Papierschiffchen sein, die sich in diese Reihe besonders flüchtiger Trends einordnen. Und plötzlich sind sie überall.  

Vor allem sieht man die Papierschiffchen auf DaWanda: Es gibt sie als Wandtattoos, als Stempelmotiv, auf Buttons und Shirts, als Halskette und Ohrringe – und, natürlich, gesiebdruckt auf Stoffbeuteln. Das Münchner Do-it-yourself- und Mode-Magazin "Cut" widmete ihm sogar eine ganze Modestrecke und hat dafür ein riesiges, selbstgebasteltes Milchtütenkartonschiff in einem Pool versenkt. Das Berliner Stickdesignlabel Silberfischer hat schon seit 2011 T-Shirts, Hoodies und Stoffbeutel mit gezeichneten Papierschiffen in der Kollektion. "Wir mögen seine einfache grafische Form, außerdem befriedigt es eine Sehnsucht nach Unkompliziertheit, weckt Kindheitserinnerungen und hat etwas poetisch Leichtes an sich", sagt die Kommunikationsdesignerin Elke Riethmüller, die zusammen mit ihrem Mann André das Label führt.  

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Stoffbeutel von Silberfischer

Ein bisschen ist das Papierschiff auch Kunst geworden. In Berlin wird es auf Wände gesprüht (z.B. unter der Brücke neben dem ehemaligen Palast der Republik in Berlin), man kann es als "Kunstfoto" oder auf eine Leinwand gemalt kaufen. Auch in der Küche ist es angekommen: Koziol hat eine Zitruspresse als Papierschiff designt - und ein Klassiker (den natürlich keiner zu Hause hat, sondern nur irgendwo schon mal gesehen hat) ist die Papierschiff-Servierschale mit zwei Mini-Rudern als Salatbesteck.

Was ist das Geheimnis der Papierschiffchen? Sie erinnern uns an früher, als man seine Konkurrenz noch mit dem schöneren Federmäppchen oder einer Partie Schere-Stein-Papier ausstechen konnte. Vielleicht ist es das kleine schnelle Erfolgserlebnis, das man hat, wenn man eins bastelt - vor allem, wenn man vorher bei einer komplizierten Origami-Anleitung gescheitert ist. Elke Riethmüller erklärt es sich so: "Aus einen Stück Papier kann jeder etwas herstellen, das schwimmen oder auch fliegen kann. Neben dem Papierschiff haben wir auch den Papierflieger in der Kollektion. Wir beobachten bei unseren Kunden, dass sie sich gerade an so schlichten Dingen erfreuen können, während die Welt um uns herum immer komplexer wird."
Vielleicht liegt es auch daran, dass uns so ein Papierschiffchen ans Wasser, an den Urlaub denken lässt. Wie auch der Papierflieger.

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