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Dass selbst die bizarrsten Trends der vergangenen Jahrzehnte regelmäßig neu aufbereitet werden und man sich trotz des anfänglichen Schreckens wieder an sie gewöhnt, ist ja irgendwie ein Naturgesetz der Mode. Die Karottenhose, der Dutt, die John Lennon-Brille und sogar light-Versionen des Plateauschuhs haben es so zurück in die Läden geschafft. Letztere schlichen sich an den Füßen hübscher skandinavischer Modebloggermädchen in unsere Habenwollen-Listen ein und sahen in ihrer schwarzen Schlichtheit gar nicht mehr so nach prolligem Technotum á la Buffalo, Aliens und Spice Girls aus. Sondern nach Kunst und Avantgarde. Prada hatte sie, Acne hatte sie, Vagabond hatte sie und plötzlich hatten sie alle. Besonders Mädchen, die auf Heels nicht laufen konnten, aber trotzdem größer sein wollten, waren schnell Fans der kompakten Sohle.

Zeitgleich mit dem Erwerb eines Plateauschuhs musste man sich als neugeouteter Fan aber auch einen Rechtfertigungssatz vor den nicht so modeaffinen Wesen des Bekanntenkreises zulegen. Er ging ungefähr so: „Schau, Plateaus gehen jetzt wieder und die können eben auch echt gut aussehen" Denn der Buffalo-Schock sitzt noch immer tief. Wenn es ein allgemeingültiges, ungeschriebenes Modegesetz der letzten zehn Jahre gibt, dann besagt es, dass jene wulstige Buffalo-Plateauboots das einzige Kleidungsstück unserer Zeit sind, das um keinen Preis der Welt an Hässlichkeit zu überbieten ist. „Erinnerst du dich noch an diese Buffalo Plateaus, die Person x immer anhatte? Horror!" ist in Modebelangen ein etablierter Standardsatz.

Dabei ist die Geschichte der Plateaus gar nicht so uninteressant. Die Schauspieler der alten griechischen Amphitheater in Hellas trugen Plateausohlen aus Kork, um auf der Bühne besser gesehen zu werden. Einige Frauen jener Zeit adaptieren diesen Trick und machten ihn zu einer Mode. In Asien waren die klobigen Sohlen lange Jahre weniger zum Amüsement gedacht, als zu einer reinen Zwangsmaßnahme: Hausfrauen mussten die Schuhe statt mit Kork- mit Holzsohle tragen – dies sollte verhindern, dass sie aus einer spontanen Laune heraus das Haus verließen. Im 15. Jahrhundert kamen die massiven Sohlen nach Europa. Sie wurden unter feinere Schuhe gebunden, um diese nicht durch die hohen Lagen Straßendreck zu ruinieren. Wirklich massentauglich wurde der Plateauschuh aber Anfang des 16. Jahrhunderts in Spanien. Sie priesen sie als „Chopinen" an, der Trend breitete sich über Frankreich bis nach England aus. Je höher die Frauen auf ihren Plateaus standen, desto begehrenswerter wirkten sie. Sogar in Shakespeares „Hamlet" ist ihnen eine Passage gewidmet. In einer beiläufigen Unterhaltung sagt der dänische Prinz zu einem Schauspieler, der vorher eine Frauenrolle gespielt hatte: " B'yr lady, your ladyship is nearer to heaven than when I saw you last, by the altitude of a chopine". Als sich einige Männer durch diese Höhenschummelei im England des 16. Jahrhundert von ihren Frauen betrogen fühlten, verschwand die Plateausohle.

In den LSD-beträufelten 70er Jahren kehrte sie an den Füßen der Rockband KISS zurück, die damit ihre furiosen Bühnenauftritte schmissen. Die Neunziger machten sie in Form von „Buffalos" schließlich zum Inbegriff des Prolltums. Seither hätte wahrscheinlich jeder halbwegs modeinteressierte Mensch darauf geschworen, dass „Buffalos" aller Retromanie zum Trotz niemals aus ihrer Gruft der Hässlichkeit auferstehen würden.

Doch genau das haben sie jetzt getan. Gemeinsam mit dem dänischen Modelabel Moonspoon Saloon hat Buffalo eine Plateaukollektion herausgebracht, die nicht nur eine ähnliche, sondern in ihrer Klobigkeit geradezu potenzierte Version der prolligen Boots von 1995 darstellt. Die Modebloggerinnen Susanna Lau von Susie Bubble und Elise von anywho kann das nicht abschrecken: Sie haben es gewagt und sich den Schuh zugelegt.

In den Kommentaren ernten sie dafür Applaus. Deutsche Modeblogs reagieren noch leicht kopfschüttelnd, aber mit einer gewissen Faszination. Ob sie bald schon ihre Meinungen ändern und der Klotzschuh sich wieder durchzusetzt, ist ungewiss. In der Zwischenzeit freunden wir uns jedenfalls besser schon einmal mit dem Gedanken an, auf den hippen Streetstyleblogs unseres Internets bald jede Menge Menschen mit Buffalos, Tribaltattoos und blauem Lidschatten zu erspähen. 

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