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Bis zum Beginn des 20. Jahrhundert blieben Frauen zu Hause, wenn sie die heiklen Tagen des Monats erleben mussten. Auch die schicksten Pariserinnen, die Salon hielten, hatten einige Tage lang keinen Besuch oder zogen sich sogar aufs Land zurück. Dies war vor allem auf die Schwierigkeiten zurückzuführen, die mit ihrem Reifrock zusammen hingen. Unsere Großmütter und manche unserer Mütter mussten noch mit Windeln kämpfen. In den 1970er-Jahren konnten Frauen dank Always dann zur Arbeit geben und die sechzehnjährigen Gymnasiastinnen können heute längst keine Ausrede mehr benutzen, um den Schwimmkurs zu schwänzen. Diese Produktentwicklungen haben über Jahrhunderte das Leben der Frauen also allmählich leichter gemacht. Nun ist vor kurzem ein neues Objekt im Bereich Monatshygiene aufgetaucht, das auf Fraueninternetforen und in Frauenmagazinen viel von sich reden macht: das Diva Cup. Vom mitgeteilten Selbstversuch bis zu begeisterten Kommentaren von überzeugten Frauen über beunruhigende Erfahrungsberichte gehen die Meinungen zum Thema im World Wide Web in verschiedene Richtungen. Die Vorteile? Es soll nicht nur das intime Leben der Frauen ändern bzw. verbessern sondern auch dazu beitragen, die Umweltverschmutzung zu vermindern. Klingt gut. Größte Frage: Wie funktioniert es?

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


In Deutschland ist die Diva Cup entweder online, in der Apotheke oder in manchen Bio-Läden zu kriegen.
Nun müssen wir in die konkreten Details der weiblichen Anatomie eintauchen. Das Diva-Cup ist ein wiederverwendbarer Tampon. Die V-förmige, fünf Zentimeter lange Tulpe aus hellem Silikon wird gefaltet, eingeführt, entfaltet sich blumenartig und saugt sich gegen die Wände der Vagina fest ein. Es soll so einen perfekten Halt beim Auffangen der Menstruationsflüssigkeit garantieren. Wenn das Menstruationscup voll ist, soll es rausgenommen und entleert werden, kann dann mit warmem Wasser und Seife gewaschen und gleich wieder benutzt werden. Vor oder nach jeder Menstruation muss es sterilisiert werden, dann ist es bis zu zehn Jahre lang verwendbar. Interessant sind die zwei Perspektiven aus denen das Diva Cup, auch Moon Cup oder Lunette genannt, gesehen werden kann. Einerseits freuen sich manche Frauen über diesen neuen Fortschritt. Es ist billiger als jede andere Monatshygiene (ein Diva Cup kostet ca. 25 Euro), laut manchen Gynäkologen weit hygienischer und nebenbei ein gutes Mittel, um seinen Körper kennenzulernen (suggeriert auch schon der Name), außerdem hinterlässt es weniger Abfall auf der Welt. Es ist tatsächlich ziemlich erschreckend, wenn man sich die Haufen an Tampons vorstellt, die nur in Deutschland benutzt werden: der Tampon feiert dieses Jahr seinen 60. Geburtstag auf dem deutschen Markt und heute werden  jährlich allein bei der Firma o.b. zwei Milliarden Tampons produziert. Andererseits kann das Diva Cup in feministischer Hinsicht auch als Rückschritt gesehen werden. Es mag weit hergeholt klingen, doch fühlt sich manche Feministin angesichts dieses neuen Produkts an die Zeiten der Windel erinnert. So praktisch das Diva Cup auch immer beworben wird, die Voraussetzung zur Benutzung ist doch ein sauberes Waschbecken mit Seife, wo man es halbnackt auswaschen und austrocknen kann, was im Leben der berufstätigen Frau selten vorhanden sein dürfte - und abends beim Ausgehen erst recht nicht. Für die Feministinnen gehört das Diva Cup deswegen eher zum allgemeinen Trend, Oma-Methoden wiederaufzugreifen, wie etwa wieder Windeltücher für Säuglinge und Stofftaschentücher für die ganze Familie zu benutzen. Das Cup ist da nur noch der Tropfen, der es zum Überlaufen bringt.

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