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Die Elektro-Nische. Mit Nôze, Dahlback, Ellen Alien und jeder Menge BPM

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Dieses Mal überrollt das Angebot zwar nicht gerade, ein paar Spitzen sind aber definitiv dabei. Und anfangen möchte man mit Ellen Allien.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Deren neues Album „Sool“ (auf ihrem Label BPitch Control erschienen und von einer eigenen Modelinie flankiert) wird etwas verquast als „a phantasm, a creation“ beschrieben, und damit weiß man schon: Hier wurde experimentiert. Die meisten Tracks sind sehr ruhige, wenig linear aufgebaute Klangmuster, denen man schon eine dritte und vierte Chance geben muss, bis sie einen Abdruck im Ohr hinterlassen. Dann aber hat man zum Beispiel bei „Elphine“ hoch interessante elektronische Musik zur eingehenderen Beschäftigung vorliegen. Trotzdem: Ein bisschen mehr Uptempo („Its“) und weniger sphärisches Geflüster („Carress“), dann reichte es zur unbedingten Empfehlung. Die Record Release Party steigt übrigens am 31.5. im Watergate, Berlin, was sicherlich einen Besuch lohnt. Hier, weil es damals so schön war, das Video zu „Stadtkind“, einem ihrer einflussreichsten Tracks: +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

[b]Boys Noize [/b]hat sein ganzes Album „OiOiOi!“ sukzessive remixen lassen, und die Ergebnisse variieren sowohl in Puncto Machart als auch Spaßfaktor. Während die beiden Mixe von [b]Proxy [/b]klingen, als hätte er einfach nur alle vorhandenen Schrauben noch fester gedreht, bauen andere Remixer richtig auseinander und frisch wieder zusammen. [b] Siriusmo[/b] zum Beispiel gehört sowieso ordentlich gepusht, und sein Remix von „& down“ geht gut ab. Insgesamt für Fans sicherlich ein Muss, für alle anderen... naja. +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Ein neues Album gibt es auch von John Dahlback: „Winners & Fools“ heißt es, und meine Vorfreude scheint sich zu bestätigen. Zwar gibt es für meinen Geschmack zu viele Computerspiel-Melodien ohne echten Punch, aber von Produktion und Beats her ist der Schwede immer noch ganz vorne mit dabei. Und schon nach kürzester Zeit stellt sich das bekannte Dahlback-Muskelzucken ein – Tracks wie „We are the Duo“ und „Spitzer“ sind, bei aller Vocoder-Stimmen-Spielerei, einfach ganz große, spezielle Tanzmusik. Handwerklich also ist hier alles Sahne, und vielleicht schreibt der Mann nächstes Mal auch wieder nachhaltiger wirkende Songs – dann ist es eine glatte Eins. So allerdings immerhin der beste Release diesen Monat, sag ich mal so. Hier gibt es die eher ruhigen „July First“ und „Honeywell“ zu hören, sowie das ältere, aber dafür umso tollere „Blink“. +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ Und jetzt kommt mal was Bunteres: Lucy Love scheint wohl nicht nur gerne zu kneten, sondern auch einiges zu verbalisieren zu haben. Die Kopenhagerin rappt rotzig–explizit über blecherne Beats und scheint damit die neue freche Frau der Bastard-Elektro-Szene zu werden. Das Debut-Album (produziert von Partner Yo Akim) soll im Sommer kommen, MTV UK spielt die Single „No V.I.P. schon. Bleiben wir dran und schauen erstmal ganz in Ruhe das Video an. +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

Folgenden Auftritt braucht man eigentlich nicht weiter kommentieren: Geiles Lied, bescheuerter Text, noch bescheuertere Klamotten. Nicht umsonst läuft das unter dem Namen „Gameboy/Gamegirl“. Ich bin ja mal gespannt, wie lange das Neon-Girlie-Business noch läuft, aber eigentlich find ich das alles noch sehr unterhaltsam. Der funky Beat, die eingängige Bassline und natürlich der banal-klebrige Text schiebt diese Nummer jedenfalls sicher noch mal direkt auf die Plattenteller diverser In-DJs. YeahYeahYeah! Mehr Funk und Beat und das Wichtigste der Welt auf der nächsten Seite

Barack Obama hält eine Rede („Yes, we can“). Gesinnungsmukker Wyclef Jean macht einen Song draus, in dem die wunderbare Scarlet J. ihre Raspelstimme herzeigen darf. Soweit, so gut. Jetzt gibt es aber noch einen total öden House Remix davon (von einer Combo namens „House Music United“, und alle finden das super, wahrscheinlich weil man sich an diverse House-Hymnen der 90er erinnert fühlt, bei denen schwarze Stimmen von Freiheit und Brüderlichkeit predigten. Das hätte man trotzdem lieber lassen sollen, finde ich. +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

Dass das schöne Land Kanada durchaus einiges an elektronischen Produzenten zu bieten hat, weiß man spätestens seit dem hier öfters erwähnten Mark Mendes, der aber überraschenderweise gar nicht auf folgendem Sampler vertreten ist: „Canada´s Finest House“ versammelt

ein paar interessante Tracks der dortigen Szene, allen voran Deadmau5 mit „Fifths“. Hier kann man mal reinhören, was unter dem Ahornblatt für Musik gemacht wird. +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ Mark Knight und die Funkagenda haben einen absoluten Klassiker ausgegraben und gekonnt neu aufgelegt: Laurent Garniers „Man with the red face“. Wie ein gutes Remake sein sollte, klingt alles ein bisschen frischer, ohne das Original zu verraten. Und das Riff geht keinem akustisch empfänglichen Menschen jemals wieder aus dem Kopf, so viel ist klar. Ein Live-Video von Anno Dazumal mit Laurent Garnier und Saxophonist gibt es hier: Und hier das Standbild-Video mit dem besagten aktuellen Remix: +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

Großartiges mal wieder von AscII.Disko: „...until the lights takes us“ heißt die in zwei Wochen erscheinende EP. Die drei Tracks sind bester Elektro geworden, sauber produziert, mit kräftigen Basslines und ohne störendes Geplänkel. Vor allem der Titelsong geht ordentlich in die Magengrube, während „Seven Angels“ wunderbar tief und subtil bleibt. Dafür kann man auch mal ganz altmodisch zum Plattenhändler gehen und vorhören, so lange online noch nichts bereit steht. Ich jedenfalls bin und bleibe Fan und zeige an dieser Stelle eben einen grandiosen älteren Clips (“Ne Travaille Jamais“): +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

Auf Booka Shades Label Get Physical ist letztens das dritte Album der Franzosen Nôze erschienen, das den Titel „Songs on the rocks“ trägt. Ich gebe zu, diese zwei offenkundig ziemlich abgedrehten Gesellen mit den viel sagenden Namen Nicolas Sfintescu und Ezechiel Pailhes erst kürzlich entdeckt zu haben, aber dafür liebe ich sie inzwischen umso inniger. Entspannt funkende Beats und musikalisch hochgradig elaboriertes Geplänkel mittels herkömmlicher Instrumente und elektronischer Spielereien trifft gesungene, gegrummelte, gesprochene Franko-Vocals. Daraus folgen zärtlich geschriebene Songs, die fast in Richtung Weltmusik gehen, ein ganzes Album voll - eingängig, skurril, einfach gut. Unbedingt hier Songweise anhören! Und das sind die halbnackten Knutschfreunde Nôze live, verwackelt aber witzig: +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

Und weil demnächst die Festivalsaison losgeht und draußen immer noch jeden dunklen Keller schlägt, hier mein Eventtipp für Mai: Das Urban Art Forms Festival bei Wien, mit u.a. Digitalism, Moonbootica, Hell, Groove Armada, Tiefschwarz und einem selten erreichbaren Gig meines persönlichen Ideals Sebastién Léger, auf vier Bühnen verteilt. Wir sehen uns dort!

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