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Wie soll das Fernsehen der Zukunft werden?

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Das Fernsehen muss sterben, damit ich leben kann – findet stefan-winter Vielleicht kam der Tod, als sich die Macher von Ehrensenf (hier das Porträt vom jetzt.de-Besuch lesen) in einem Kölner Ladenlokal zusammensetzen. Vielleicht trat er auch erst ein, als Apple-Chef Steve Jobs sich am Dienstag in San Fransico auf die Bühne stellte und seine Idee von Film-Downloads präsentierte. Und vielleicht ist das Fernsehen in Wahrheit auch noch gar nicht ganz tot - aber sicher ist: Lang macht es die Kiste und das, was sie so sendet, nicht mehr. TV, wie wir es kennen, wird sterben – und es wird ein schöner Tod sein: Er wird uns erlösen von so genannten Shows, denen die Zusätze Gericht- oder Talk- vorangestellt sind, die aber in Wahrheit Scham-Shows heißen müssten, weil man sich immer für die Menschen, die da talken, schämen will. Auch die vermeintlichen Wohn- oder Tanz-Experten werden wir nicht mehr sehen müssen, die vermeintlichen Lebens-Laien beibringen, wie man eine „geile Choreo“ in sein Leben kriegt, was vor allem bedeutet: wie man möglichst unauffällig funktioniert. All, das was man gemeinhin „so nebenbei“ wegglotzt, wird verschwinden. Denn die Zukunft des Fernsehens heißt: Verlangen und nicht Vertreiben. Man wird nur noch anschauen, was man on-demand, d.h. auf ausdrückliches Verlangen bestellt, runtergeladen oder abonniert hat. All das, was man bisher zum Zeit-Vertreib angeschaut hat, wird verschwinden. Serien wie Six Feet Under oder – von mir aus auch – die Simpsons kauft man auf DVD oder lädt sie runter und schaut sie an, wann es einem passt und nicht mehr dann, wann es dem Programmchef passt. Natürlich wird man auch keine Werbung mehr erdulden müssen. Der Festplattenrekorder blendet sie automatisch aus. Und Nachrichten holt man sich doch eh schon lange aus dem Internet - in Zukunft halt auch mit bewegten Bildern. Den ganzen dreckigen Rest wird niemand mehr anschauen, weil ihn in Wahrheit auch niemand sehen will. Dem Fernsehen wird es wie dem Radio ergehen: die guten Sachen lädt man als Podcast runter, die schlechten Sachen versuchen mit Anrufshows und einer James-Blunt-Dauerschleife letzte Erlöse aus dem fast erlösten Geschäftsmodell zu pressen. Genauso wird es kommen und kein bisschen anders. Wer das nicht glaubt, hat nicht gemerkt, dass so meine Wunsch-Fernsehzukunft aussieht und nicht die Realität. Aber On-Demand heißt für mich nichts anderes als mündige Zuschauer – und ein mündiger Zuschauer kann sich doch nicht im Ernst von Detlef D. Soest auf der Nase rumtanzen lassen wollen!

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Wird's besser oder ist's schon gut: Blick in den Fernseher, Foto: dpa Fernsehen soll genau so bleiben, wie es ist – findet julia-staudinger Fernsehen ist super. Zapping ist noch viel besser. Ein normaler Tag: Ich komme gegen Abend nach Hause und bin platt. Nein, ich möchte keine Super-Excitement-Activity-Abendunterhaltung. Kein Squash spielen, keinen Debattierclub besuchen. Ich will mich entspannen. Ich schaffe es nicht mal mehr, mich in meine Stammkneipe zu schleppen. Ich will nicht telefonieren und, Gott bewahre, erst recht nichts mehr lesen. Und als allerletztes will ich mich damit beschäftigen, mit was ich mich beschäftige! Ich schaffe es grade noch die Fernbedienung in die Hand zu nehmen und mich mit einem schweren Seufzer auf die Couch plumpsen zu lassen. Dann fällt mir natürlich ein, dass die Fernsehzeitung irgendwo rumliegt, ich aber keine Lust mehr habe, sie zu suchen. Und dafür liebe ich Fernsehen! Ich schalte irgendetwas ein und es läuft. Ich muss nur noch eine binäre Entscheidung treffen Ja oder Nein, wenn Nein, dann einfach mit dem Programmknopf Plus einen Kanal weiter. Toll. Natürlich kann ich mich über das Programm bestimmter Privatsender mächtig aufregen. In einem anderen Zustand, wenn ich voll funktionsfähig bin, aber nicht jetzt. Ich lasse mich zu fünf Minuten Super-Nanny hinreißen und dann noch zu weiteren 10 Minuten „The Famous Life of the Hilton Sisters“. Aber mal ganz ehrlich: Fernsehen bildet sogar manchmal! Ich wüsste weder etwas über Mimikri und Mimese bei Insekten, noch über den Tod des australischen Krokodil-Jägers Steve Irwin, geschweige denn, wer er überhaupt war. Zugegeben, eine Menge Fernseh-Wissen ist ziemlich unnütz, aber trotzdem: Wissen. Und meistens amüsant. Man kann auch durch anspruchsvolle Sachen zappen, die man sich nicht anschauen würde, wenn man sich bewusst dafür entscheiden müsste. Die Tagesschau, Kulturzeit auf 3Sat oder französische Kurzfilme auf Arte. Ich wusste, zwei Minuten bevor ich reingeschaltet habe, nicht mal, dass es so etwas wie Dogma-Filme gibt. Dann gibt es natürlich noch die beinahe nostalgischen Flashbacks in die eigene Kindheit, wenn man nachts um halb eins in der Nacht eine alte Folge von „Saber Rider“ oder „Königin der Tausend Jahre“ erwischt. Naja, zugegeben, auf letzteres warte ich insgeheim noch. Wenn man das Fernsehprogramm so gut kennt, dass man jeden Abend eine Serie hat, die man anschauen möchte, sollte man die Notbremse ziehen. Dann läuft man Gefahr, ein unkritischer Mensch zu werden und sich Navy CIS genauso wie CSI Las Vegas anzuschauen und feine Unterschiede zwischen beidem nicht mehr wahrzunehmen, nämlich was in welcher Serie tatsächlich propagiert wird. Die nächste Stufe ist dann womöglich Frauentausch und Big Brother. Trotzdem ziehe ich die inaktive der interaktiven Unterhaltung auf jeden Fall vor. Nein, ich will kein Fernsehprogramm On-Demand. Das würde voraussetzen, dass ich mich vorher sehr aktiv damit beschäftigen muss, was ich mir anschauen will und warum ich das möchte. Dann muss ich herausbekommen, wo ich genau das kriege, was ich jetzt haben möchte und das auch noch legal. Von Problemen mit dem technischen Equipment möchte ich gar nicht sprechen. Ich lerne lieber unerwartet spontan im Stand-By-Modus etwas dazu und gebe acht darauf, dass mir meine Kritikfähigkeit nicht abhanden kommt. Und wenn tatsächlich mal nichts im Fernsehen läuft, schleppe ich mich vielleicht in eine Videothek. On-Demand ist für Freunde der komplizierten Technik. Vielleicht gibt es einen neuen Trend dahin. Aber es gibt genug Menschen wie mich, die, nennen wir es, es einfach gemütlich haben wollen. Deswegen wird Fernsehen, sie wir es im Moment kennen, sicher bestehen bleiben. Mehr zum Thema Zukunft der Medien im jetzt.de-Radioschwerpunkt und in der Porträt-Serie der interessantesten Videoblogs.

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