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Wird Deutschland Weltmeister 2006?

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Italien jubelt, Huth und Lehmann sitzen am Boden: Szene aus dem Länderspiel Deutschland-Italien Wir werden Weltmeister – im Feldhockey Die Feldhockey-WM findet im Herbst in Mönchengladbach statt, Deutschland gehört zu den Favoriten und der Heimvorteil wird sein Übriges tun. Im Fußball ist der qualitative Unterschied zu England, Italien, den Niederlanden, Tschechien, der Elfenbeinküste und wohl auch Spanien zu groß. Nicht zu sprechen von Argentinien und Brasilien, da sollte man froh sein, dass die nach Deutschland kommen und wir sie anschauen dürfen. Und der Heimvorteil? Der wird doch vieles ausgleichen, was an technischem und taktischem Unvermögen offensichtlich ist, der wird doch die fehlende Inspiration und Genialität aufwiegen! Günter Netzer hat dazu gestern gesagt, dass der Heimvorteil zwar eine kleine Verbesserung bringen wird, aber „die Zuschauer können die Tore für Deutschland auch nicht schießen“. So ist es. Außerdem machen der törichte Fellhaufen Goleo und Pille einen Großteil des Heimvorteils wieder wett, aber das ist eine andere Geschichte. Gehen wir es einfach mal durch, das Beste, was Deutschland fußballerisch zu bieten hat und sehen, wie konkurrenzfähig das ist: Torwart: Ob Lehmann oder Kahn spielt keine große Rolle, beide gehören zu den besten Torhüter auf der Welt. Beide, auch Kahn, können aber nicht den Titel „der Beste“ für sich in Anspruch nehmen. Bei der Welttorhüterwahl 2005 lagen Cech (Tschechien), Dida (Brasilien), Buffon (Italien) und Coupet (Frankreich) zu Recht vor Kahn. Vor Lehmann waren auch noch Casillas (Spanien), Dudek (Polen) und van der Sar (Niederlande). Auf dieser Position also: gewinnt Deutschland kein Turnier, ist aber konkurrenzfähig. Abwehr: Sowohl die Innen- als auch die Außenverteidigung sind nicht stabil genug im Abwehrverhalten, ganz zu schweigen von der Offensivbewegung, vor allem die Außenverteidiger. Was Zweikampfverhalten, Schnelligkeit und Ballbehandlung angeht: zweitklassig. Huth und Metzelder nicht nur international, sondern sogar in ihren Vereinen, Friedrich zwar Stammspieler bei Hertha, die aber ist zweitklassig. Und Lahm? Kann einen Trick gut (links antäuschen, Haken nach rechts) – das begreift auch der dümmste Gegenspieler irgendwann – kann aber nicht flanken. Alternativen: gibt es keine, das ist es ja. Nicht konkurrenzfähig.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Ratlosigkeit zwischen Abwehr und Mittelfeld: Borowski, Metzelder und Huth wissen auch nicht weiter. Mittelfeld: Borowski und Schweinsteiger sind die besten deutschen Mittelfeldspieler, FringsSchneiderDeisler aber spielen. Ballack ist der torgefährlichste Mittelfeldspieler Europas, wird immer behauptet. Mag sein, aber das deutsche Mittelfeld bräuchte eine ordnende Hand, die mit kreativen Pässen das Offensivspiel anstößt. Das ist Ballack nicht und noch nie gewesen, und dass er das in den nächsten 99 Tagen noch lernt, kann man hoffen. Wie man hoffen kann, dass der Nahostkonflikt in 99 Tagen gelöst ist. Alternativen: Schweinsteiger und Borowski in jedem Fall. Wenn die spielen, könnte es ein vernünftiges Aufbauspiel geben, immerhin. Ohne die beiden: ein Witz. Angriff: Podolski und Klose und Kuranyi sind mindestens eine Klasse schlechter als Adriano, Messi, Henry, van Nistelroy, Drogba. Wenn sie aus dem Mittelfeld oder von den Außen mit vernünftigen Bällen versorgt werden, wäre das aber nicht so dramatisch, gewinnt Deutschland eben immer nur mit einem Tor Differenz. Aber das Mittelfeld ist ja: das Problem. Die Vorrunde übersteht Deutschland, nach dieser Auslosung. Mit der guten Laune Klinsmanns, Einsicht in der Besetzung des Mittelfelds, dem Heimvorteil, einem Torwart der auch die unhaltbaren hält und dem Beckenbauer-Draht zum lieben Gott wartet im Achtelfinale Paraguay, was bedeutet, dass im Viertelfinale Schluss ist. Das macht aber nichts, denn damit wäre Deutschland schon unter den acht erfolgreichsten Mannschaften der Weltmeisterschaft, darüber können wir uns dann freuen und unbelastet von verkniffenem Daumendrücken die letzten Tage des Turniers guten Fußball anschauen. Denn bei der Betrachtung der deutschen Mannschaft darf man eines nicht vergessen: Fußball ist was Schönes! dirk-schoenlebe

Wir werden Weltmeister – im Fußball Es stimmt ja: Was sich da am Mittwoch in Florenz abspielte, war peinlich, blamabel, schlecht, ja, ganz einfach ein Witz. Aber es stimmt auch: Was sich da am Mittwoch in Florenz abspielte, ist für den Ausgang der Weltmeisterschaft völlig unerheblich. Eine Niederlage in einem Freundschaftsspiel. Nicht mehr und nicht weniger. Punkt.

Jede weitere Interpretation bleibt den Datenbank-Experten und Spielanalyse-Fachleuten überlassen. Für den echten Fan spielt sie keine Rolle, denn der echte Fan will die wichtigen Spiele gewinnen. Und der echte Fan weiß: Die wichtigen Spiele ab dem 9. Juni wird Deutschland gewinnen. Die Niederlage von Florenz bestätigt dieses Wissen sogar noch. Die Gründe liegen auf der Hand:

Teamgeist: Warum trägt das Spielgerät bei der WM, produziert von einem deutschen Sportartikelhersteller, diesen Namen? Der WM-Ball steht für die einzige Stärke, die deutschen Nationalmannschaften bisher auszeichnete: trotz schlechterer Einzelspieler die bessere Mannschaft zu sein. 1990 wurde die DFB-Auswahl Fußball-Weltmeister. Im Finale spielten Augenthaler, Buchwald, Berthold und Co gegen das argentische Team mit Goycochea, Burruchaga und Maradona. Hätte es damals bereits Experten gegeben, die säuberlich Mannschaftsteile und Spielerpersönlichkeiten analysieren: Deutschland hätte im Trainingslager bleiben müssen. Trotzdem siegte am Ende die Mannschaft, in der auch Jürgen Klinsmann spielte. Einfach deshalb, weil sie eine Mannschaft war. Und genau aus diesem Grund, wird im Sommer die deutsche Nationalmannschaft sogar mit Huth, Podolski und Mertesacker um den Titel mitspielen.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Haarprobleme heute, Weltmeister gestern: die deutschen Nationalspieler Frings und Buchwald, Fotos: dpa, AP
Psychologie: Bis zu dem Spiel am Mittwoch waren die größten Probleme der deutschen Nationalspieler in etwa folgende: Bin ich der beste Fußballer der Welt oder bloß Europas? (Ballack) Wie komm isch hier bloß weg? (Podolski) Warum hält dieses Haarband bei mir nicht so toll wie bei den Italienern? (Frings) Seit Mittwoch ist sogar den Chelsea-Fans in der Nationalmannschaft klar geworden: Um nicht total unterzugehen, müssen sich sogar selbsternannte Weltstars anstrengen – und zwar nicht nur vor der McDonalds-Theke, sondern auf dem Platz.

Außenwirkung: Nicht nur nur die lustigen Espresso-Wirte an der Ecke lachen derzeit über die deutschen Nationalmannschaft. Eigentlich zeigt die ganze Welt auf die „roten Flaschen“. Und das ist gut, denn was kann der Klinsmann-Truppe Besseres passieren, als dass sogar Costa-Rica sie unterschätzt? Deshalb braucht Deutschland noch viel mehr Robert Huths!

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Gestern Weltmeister, heute ratlos, morgen wieder Weltmeister: Trainer Jürgen Klinsmann während des Länderspiels in Florenz, Foto: dpa
Der Trainer: Das weiß auch Jürgen Klinsmann. Er hat begriffen, dass es in Deutschland derzeit keine überragenden Einzelspieler gibt. Deshalb lenkt er davon ab, indem er geschickt zwischen der Rolle des kalifornischen Vollprofis mit internationaler Erfahrung und der des schwäbischen Volldeppen, der noch nie eine Mannschaft trainiert hat, pendelt. Beides gelingt ihm so glaubhaft, dass man ihm entweder sofort ein Denkmal setzen oder ihn für immer nach Kalifornien schicken will. Ein besseres Verhältnis zu einem Trainer kann ein Fan sich gar nicht wünschen.

Deshalb ist ganz klar: Deutschland wird Fußball-Weltmeister 2006. Sogar im Fußball.

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