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Batman ist ein Stehaufmännchen

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Er kommt aus dem Dunkel. Immer wenn man ihn am wenigsten erwartet, erscheint der dunkle Ritter auf der Bildfläche, um klar zu stellen: I'm Batman. Zumindest ist er immer wieder für eine Überraschung gut. Das erste Mal, dass Batman, der Beschützer Gothams, aus der Versenkung zurückkehrte, war 1966. 27 Jahre war es damals bereits her, dass er in "Detective Comics #27" seinen ersten Auftritt hatte. In den Jahren darauf nahm die Geschichte Bruce Waynes, der aufgrund eines Kindheitstraumas unter der Maske seiner Urangst (Fledermäuse!) Schurken anstelle der eigenen Dämonen jagt, immer weiter Form an. So entwickelte sich Batman zu einer Mischung aus leidendem Messias und dunkler Allmachtsphantasie. Seit 1939 kämpft der Mitternachtsdetektiv in den Comics in Gotham für Recht und Ordnung, mal gegen Gangsterbosse, mal gegen verrückte Wissenschaftler oder bizarre Superschurken. Mal war er ein grimmiger Ermittler, der die Probleme der Welt mit seiner Faust löst, mal der Wissenschaftler, der für alles eine Gerätschaft entwickeln kann und mal ein Superheld an der Seite von Superman. Doch 1966 war Batman so gut wie verschwunden. Während die neuen Marvel-Superhelden Comicfans begeisterten, verblasste der Stern des Fledermausmannes zusehends. Es war der Fernsehproduzent William Dozier, der beschloss, dem gealterten Helden eine Frischzellenkur zu spendieren. Die TV-Show Batman wurde ein Erfolg sondergleichen: Superstars wie Vincent Price, Sammy Davis Jr. und Jerry Lewis gaben sich in Gastrollen die Klinke in die Hand. Kinder liebten die aufregenden Abenteuer, Erwachsene lachten sich über die ironischen Geschichten schlapp und eine kleine, aber aktive Schwulenbewegung schmunzelte über die mehr oder weniger versteckten Anspielungen, die das Mainstream-Publikum völlig übersah. Aber wie lange kann man schon über einen Mann lachen, der seinen Slip über der Strumpfhose trägt? Wieder verschwand Batman für die meisten. Zwar lebte er in den Comics tapfer weiter – Genies wie Denny O'Neil, Neal Adams und Steve Englehart schrieben wahre Meilensteine der Comicgeschichte und erfanden den Veteranen immer wieder neu – doch die breite Masse verlor ihn aus den Augen.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Joker, Batman: Eine Szene aus dem neuen Film "The Dark Knight". 1986 erschien ein Comic, dessen Name Programm sein sollte: Frank Millers The Dark Knight Returns. Der Comic erzählt die apokalyptische Geschichte eines gealterten, verbitterten Bruce Wayne, der ein letztes Mal das Fledermauskostüm anlegt. Der Comic, der heute als Klassiker des modernen Comics gilt, machte Batman wieder zum Zugpferd des DC-Verlags und ließ die Verkaufszahlen in die Höhe schnellen. Und auch die bereits ad acta gelegten Pläne für einen Kinofilm wurden wieder hoch aktuell. 1989 wurde Tim Burtons Batman der Blockbuster des Kino-Sommers. Batman war wieder da – düster, grimmig, skrupellos, ein dunkler Ritter in einer märchenhaft bizarren Metropole – , gekommen um zu bleiben. So sah es zumindest aus: Die 90er boten eine Flut von Comics, eine Prime Time-Zeichentrickserie und ein ganzes Franchise von Batmanfilmen. Zwar ließ Burtons zweiter Streich Batman Returns den erhofften Kassenerfolg vermissen (obwohl heute von vielen als bester Bat-Film gerühmt), doch entschädigte der Erfolg von Batman Forever, ein bunter Videoclip in Spielfilmlänge vom sonst doch sehr begabten Regisseur Joel Schumacher, Studio und Werbepartner gänzlich. Schuhmacher war es jedoch auch, der mit seinem Kino-Flop Batman and Robin die Fledermaus wieder in die Vergessenheit katapultierte (Es bleibt bisher leider noch aus, dass dieser Film als das Kleinod des Trashkinos anerkannt wird, welches er tatsächlich ist). Drei Jahre ist es nun her, dass Christopher Nolans Wiederbelebung Batmans, Batman Begins, sich etwas sang- und klanglos in die Kinos schlich, mit bescheidenen Besucherzahlen startete, sich zum Langzeiterfolg mauserte und als Außenseiter den DVD-Markt von hinten aufräumte. Als eine Mischung aus James Bond und Samurai kündigte Batman hier sein langsames aber unaufhaltsames Comeback an. Jetzt schließlich ist es soweit: The Dark Knight, Nolans zweiter Film über Gothams Beschützer, zeigt erneut, dass dieser moderne Mythos nicht tot zu kriegen ist. Zum inzwischen dritten Mal kommt Batman aus dem exklusiven Bereich einer Comic-Kultur zur breiten Masse, um zu zeigen, dass die Rechnung nicht ohne ihn zu machen ist. The Dark Knight ist ein intelligent gemachter Thriller mit erstklassigen Schauspielern – allen voran Heath Ledger, der sich in der Rolle des Jokers wahrhaft die Seele aus dem Leib spielt –, der den über 70 Jahre immer weiter entwickelten Mythos um Batman wieder aus einer neuen, spannenden Perspektive zeigt. Aber auch wenn The Dark Knight seit nunmehr einem Monat in den USA einen Rekord nach dem anderen bricht, bleiben zwei Dinge klar: Batman wird wahrscheinlich wieder aus dem Fokus der Popkultur verschwinden, aber er wird ebenso wahrscheinlich wieder zurückkehren – und zwar dann, wenn man ihn am wenigsten erwartet. **

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Lars Banhold, 26, lebt in Bochum, promoviert über afroamerikanische Literatur und ist Autor des Buches Batman – Konstruktion eines Helden, das im noch jungen Verlag von Christian Bachmann erschienen ist.

Text: lars-banhold - Fotos: Warner Bros, privat

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