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US-Fußballerinnen wehren sich gegen Lohndiskriminierung

Foto: Ryan Remiorz / AP

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Die sind fünf der erfolgreichsten Fußballerinnen überhaupt. Ihre Mannschaft ist amtierender Weltmeister und Olympiasieger. Das Männer-Team schaffte es bei der letzten Weltmeisterschaft nicht einmal ins Viertelfinale. Und trotzdem sollen die US-Fußballerinnen hinnehmen, dass ihre männlichen Kollegen weit mehr verdienen als sie?

 “Ähm nein!”, dachten Co-Kapitänin Carli Lloyd und vier ihrer Mannschaftskolleginnen und reichten jetzt eine Beschwerde bei der zuständigen Bundesbehörde ein, berichtet die New York Times. In dieser Beschwerde argumentieren sie damit, dass sie das Aushängeschild des US-amerikanischen Fußballs sind – nicht die Männermannschaft. Womit sie mittenhinein springen in die Diskussionen über Lohndiskriminierung und Gender Pay Gap, die in vielen Sportarten schon elend lange geführt werden. Oder besser: leider geführt werden müssen.

Diesen Sprung wollten sie eigentlich vermeiden. “Wir waren jahrelang sehr geduldig und haben darauf gewartet, dass die Föderation das Richtige tut und uns fair bezahlt”, erklärt Lloyd in einer Stellungnahme, die der Anwalt der Spielerinnen veröffentlichte. Und ihre Kollegin Hope Solo bringt das Problem auf den Punkt: “Das männliche Nationalteam bekommt alleine fürs Antreten mehr als wir, wenn wir die wichtigsten Meisterschaften gewinnen”. Und “mehr” ist sachte ausgedrückt: Die Spielerinnen sagen, sie verdienen gerade einmal 40 Prozent des Gehalts der männlichen Fußballer. Einen härteren Fall von Diskriminierung gegenüber weiblichen Sportlerinnen habe der Anwalt noch nie gesehen.

Mehr Zuschauer = mehr Preisgeld?

Die New York Times verdeutlicht das an einem Beispiel: Für ein verlorenes Freundschaftsspiel bekomme ein US-Fußballer 5.000 Dollar. Wenn er eines gegen eine Top-Mannschaft gewinnt, seien es schon einmal über 17.000 Dollar. Gewinnt eine Fußballerin ein vergleichbares Spiel erhalte sie weniger als 1.500 Dollar.

Die Debatte über den Gender Pay Gap im Sport, also die Einkommenlücke zwischen Athleten und Athletinnen, kam erst vor Kurzem wieder auf. Ausgerechnet im Tennis, einem der wenigen Bereiche wo geschlechtsunabhängig die gleichen Preisgelder bezahlt werden. Schuld daran war der Chauvi-Aussetzer des Tennisspielers Novak Djokovic. Er forderte in einem Interview, dass männliche Spieler mehr Geld bekommen sollten als weibliche, da sie mehr Aufmerksamkeit erregen, mehr Zuschauer anziehen und mehr Tickets verkaufen würden. Im Verhältnis dazu, sollte das Preisgeld “fair” verteilt werden. Djokovic musste sich kurz später öffentlich für diese Aussage entschuldigen.  

Ob sich bei den US-Fußballerinnen auch jemand entschuldigen und ihrer Beschwerde Erfolg haben wird, ist unklar. Doch falls ja, könnte das zu Entschädigungszahlungen von mehreren Millionen Dollar führen und ein starkes Zeichen setzen, was die Gleichstellung im Sport betrifft.  

tf
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