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„Was ich unter #MeQueer lese, macht mir Angst“

Foto: Stephan Rumpf

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Seit vergangenem Jahr ist die Welt gefühlt eine andere. Besonders auf Twitter. Auf diesem Netzwerk nämlich löste die Schauspielerin Alyssa Milano damals eine weltweite Debatte aus, indem sie Frauen dazu aufrief, unter dem Hashtag #MeToo zu twittern, wenn auch sie Opfer von sexuellen Übergriffen geworden seien. Zehn-, wenn nicht gar Hunderttausende reagierten.

Seitdem ist nicht nur sichtbar geworden, wie alltäglich Frauen weltweit sexuell belästigt werden. Der Hashtag dient inzwischen als Vorlage für viele andere Gruppen, die von gesellschaftlichen Missständen betroffen sind. So trendete erst kürzlich der Hashtag #MeTwo in Deutschland, der auf Alltagsrassismus gegen Menschen mit zwei Nationalitäten hinweist. Seit einigen Tagen gibt es auch noch einen weiteren Nachahmer-Hashtag: #MeQueer.

Mit #MeQueer tauschen sich Mitglieder der LGBTQ-Gemeinde darüber aus, mit welchen diskriminierenden Fragen, Sprüchen oder Handlungen Heterosexuelle sie immer wieder konfrontieren. Ähnlich wie bei den vorherigen Debatten sind die Erfahrungen der Betroffene erschreckend.

So gibt es offenbar viele Menschen, die noch immer leugnen, dass Homo-, Bi- sowie Asexualität und Transgender überhaupt existieren. Es gebe, so erklären einige auch als Antwort auf den Hashtag #MeQueer, außerdem auch nur zwei Geschlechter.

Viele Andere finden queeres Leben anscheinend pauschal falsch oder abstoßend. Das führt offenbar immer wieder dazu, dass viele LGBTQ mit ihrer Familie und Freunden brechen müssen, weil die sie nach ihrem Outing nicht mehr als wertvollen Menschen verstehen.

Oft zeigen die Tweets auch, wie wenig Ahnung viele Heterosexuelle überhaupt von anderen sexuellen Orientierungen haben oder haben wollen. Viele Betroffene können so dutzende Stereotypen aufzählen, mit denen sie immer wieder konfrontiert sind.

Lesben berichten außerdem, dass sie immer wieder zum Sex mit Männern eingeladen beziehungsweise aufgefordert werden. Bisexuelle Menschen werden währenddessen als die perfekten Kandidaten für Dreier mit heterosexuellen Pärchen verstanden.

Das fehlende Wissen erklärt sich dann vermutlich auch ein Stück weit über andere Tweets: Denn ähnlich wie bei #MeTwo erzählen viele auch aus der Schul- und Studienzeit. Nämlich, dass queeres Leben dort niemals thematisiert worden sei, wenn es nicht gerade um Geschlechtskrankheiten ging. Offenbar die einzige weitere Ausnahme: wenn queere Schüler oder Studenten aufs Heftigste von ihren Mitschülern, Lehrern oder Vorgesetzten diskriminiert wurden.

Viele schwule Männer fürchten sich außerdem auch um ihre Sicherheit. Sie trauen sich oft nicht, öffentlich zu ihrer Sexualität zu stehen, weil sie Angst vor homophoben Übergriffen haben.

Eine Nutzerin fasst schließlich, nachdem sie sich durch die Tweets gewühlt hat, zusammen: „Was ich jetzt unter #MeQueer lese, macht mir Angst.“

Viele Nutzer feiern die Twitter-Gemeinde gerade deshalb dafür, dass sie weiterhin Hashtags wie #MeToo, #MeTwo und #MeQueer nutzt und solche grusligen Wahrheiten an die Öffentlichkeit holt. Eine Nutzerin geht sogar so weit, sich über eine Revolution zu freuen, die dadurch nicht mehr rückgängig gemacht werden könne.

Allerdings gibt es auch einige, die langsam genug haben von all den Hashtags, die auf Missstände aufmachen sollen. Schließlich könne man angesichts der Menge an Hashtags langsam schon gar nicht mehr verstehen, worum es eigentlich geht.

lath

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