Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben

Irische Comedians kämpfen für Legalisierung von Abtreibungen

Foto: Screenshot/Youtube

Teile diesen Beitrag mit Anderen:

In Irland ist es bisher nur in seltenen Fällen erlaubt, einen Schwangerschaftsabbruch durchführen zu lassen. Eigentlich nur dann, wenn das Leben der Mutter durch die Schwangerschaft gefährdet wird. Diese Regelung, das sogenannte „8th Amendment“, gilt seit 1961. Selbst, wenn der Fötus nicht lebensfähig ist oder die Frau durch eine Vergewaltigung schwanger wurde, ist eine Abtreibung illegal

Irland ist damit eines von nur noch wenigen Ländern in Europa, die Frauen in dieser Angelegenheit derart wenig Entscheidungsfreiheit einräumen. Mit einem Referendum, das am 25. Mai 2018 in Irland abgehalten wird, könnte sich das ändern. Falls die Ja-Stimmen überwiegen, würde der Zusatzartikel aufgehoben und so die Gesetze zu Schwangerschaftsabbrüchen gelockert. Ein Abbruch wäre dann auch unter weniger dramatischen Umständen legal. 

Das Thema ist nicht nur Menschen wichtig, die tatsächlich in Irland leben, sondern auch Irinnen und Iren, die ihre Heimat verlassen haben. So auch einigen Comedians, allen voran Aisling Bea und Sharon Horgan. Ihr Problem: Sie dürfen ihre Stimme beim Referendum nicht abgeben, weil sie derzeit in London leben. Weil sie aber der Meinung sind, dass Frauen Entscheidungen über ihren Körper selbst überlassen sein sollten, suchen sie einen anderen Weg, ihre Stimmen einzubringen. 

Ihre Lösung: ein Video. Darin wenden sie sich gemeinsam mit anderen irischen Comedians im Ausland mit einer Bitte an die Zuschauer: „Be my Yes!“ Iren und Irinnen mit Abstimmungsrecht sollen also an ihrer Stelle mit Ja stimmen. Und weil die Menschen im Video eben Comedians sind, ist das Video zu diesem ernsten Thema insgesamt nur halbernst. 

So sitzen Bea und Horgan zunächst in Kostümen vor der Kamera, die an die Kleidung der unterdrückten, zu Gebärmaschinen degradierten Frauen in „The Handmaid's Tale“ erinnern. Dann sagen sie: „Wir wurden kürzlich darauf aufmerksam, dass Frauen auch Menschen sind. Das schockiert und entsetzt verständlicherweise viele Leute.“ Wie etwa die Komikerin Gráinne Maguire: „Ich hatte vorher auch nie gedacht, dass man Frauen die Verantwortung für ihren Körper selbst überlassen sollte. Immerhin erinnere ich mich daran, wie verrückt wir nach Line-Dancing in der Neunzigern waren.

Trotzdem kommen die Irinnen alle zu dem Schluss, dass es wohl doch besser wäre, Frauen entscheiden zu lassen, was sie ihrem Körper und sich selbst zumuten wollen. Auch männliche Comedians würden gerne mit Ja stimmen. Komiker Graham Linehan sagt in die Kamera, man solle Frauen bei allem unterstützen. Allerdings lässt er dann im Hintergrund seine Frau abblitzen, als sie ihn um Hilfe bittet: „Ich mache gerade ein Video.“

Bei all diesen Späßen wird es zwischendurch und vor allem am Ende aber eben doch ein Stück ernster. Mit festem Blick sagen die Comedians: „Stimme mit Ja“. Weil es beim Referendum zu Schwangerschaftsabbrüchen eben nicht um Witze geht, sondern um die Entscheidung für und gegen Leben – und darum, wer sie treffen darf.

lath

Mehr zu Schwangerschaftsabbrüchen:

  • teilen
  • schließen