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Gefängnisband aus Malawi ist für den Grammy nominiert

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“Ich war schockiert. Absolut schockiert...“ Als Produzent Ian Brennan erfuhr, dass sein Projekt für den Grammy nominiert ist, war er erst mal völlig sprachlos. Das Album „I Have No Everything Here“ ist in Zusammenarbeit mit Insassen des malawischen Hochsicherheitsgefängnisses Zomba entstanden. Damit bekommen zum ersten Mal Musiker aus dem südostafrikanischen Staat eine Chance auf den Preis – und es dürfte wohl auch die erste Verbrecherband in der Geschichte des Musikpreises sein, die nominiert wurde.

Im Sommer 2013 arbeitete Ian Brennan zwei Wochen lang mit Insassen und Wärtern des Zomba Prison zusammen. 16 Häftlinge steuerten die 20 Songs für das Album bei. Darunter zum Beispiel der 46-jährige Elias Chimenya, der wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt wurde. In dem Song „Jealous Neighbour“ arbeitet er sein Verbrechen auf und wird dabei von Stefano Nyerenda, einem verurteilten Einbrecher, an der Bassgitarre begleitet. Auch Frauen sind auf dem Album zu hören. Einige von ihnen sitzen wegen „Hexerei“ im Knast.

Dass sie für den Grammy Award nominiert sind, konnte zuerst niemand im Zomba Prison so recht glauben. Der Gefängnis-Musiker Chisomo Chipembere sagte dem Portal Africa News gegenüber: “Das ist ein klares Signal an die Welt, die Gefangene immer als Ausgestoßene behandelt hat und dass Menschen manchmal denken, wir seien nutzlos. Aber diese Nominierung zeigt, dass wir nützliche Menschen sind und Gott uns alle liebt.”

Das Projekt gibt den Insassen wieder ein Stück Selbstwertgefühl zurück. Darum geht es Brennan: Ihre Taten will er nicht herunter spielen, aber er fragt: "Wie kann es sein, dass Zehntausende 'Künstler' aus Los Angeles und London ihre Bühne bekommen, aber ganze Länder in der Welt ungehört bleiben?"

Zur Verleihung am 15. Februar in Los Angeles muss Brennan ohne seine Musiker anreisen.

 Melanie Wolfmeier
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