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Grün und gut. Erste Folge: Putzmittel

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Vor dem Dreckdetektor-Blick meiner Mutter habe ich Angst. Wenn sie ihren Besuch ankündigt, kann ich noch so lange putzen, irgendwas fällt ihr immer auf. Geht sie zur Toilette, inspiziert sie jede Ecke im Bad. Vor allem seit sie weiß, dass ich von Chemiekeulen auf ihr unbekannte, umweltfreundliche Reiniger umgestiegen bin. Ein Vertrauensbruch, denn laut Studien orientieren sich Kinder in Sachen Sauberkeit an den Gewohnheiten der Mutter. Wer dagegen rebelliert, hat sich die Folgen selbst zuzuschreiben, siehe oben. Aber fangen nicht fast alle Revolutionen mit kleinen Dingen an? Im Fall der Bakterien sogar mit mikroskopisch kleinen. Denn seit der Entdeckung der Bakterien Ende des 19. Jahrhunderts, wurde Schmutz mit Krankheitserregern gleichgesetzt. Friede war nur in einem keimfreien Haushalt möglich und den Weg dahin bahnte man sich mit einem Haufen Chemie. Ich kenne Menschen, die finden ihre Putzarbeit nur gelungen, wenn sie nach getaner Arbeit die Fenster öffnen müssen, um die beißenden Dämpfe rauszulassen. Dass so viele aggressive Mittelchen auf den Markt gebracht wurden, liegt auch an unser aller Unlust auf Schrubben, Scheuern und Co. – von Industrie und Werbung geschickt bedient mit immer neuen „Ultra-Konzentraten mit 5fach-Power“. Badezimmer klinisch sauber in zwei Minuten? Her damit! Dabei leben doch die meisten in einem Haushalt und nicht auf der Intensivstation. Je konzentrierter das Mittelchen, desto weniger Arbeit für uns, aber umso mehr Stress für die Umwelt. Denn keiner der bequemen Supersaubermacher löst sich nach der Anwendung in Luft auf. Auch wenn heute überall draufsteht „100 % biologisch abbaubar“: Putzmittel mit Tensiden auf Erdölbasis (und das trifft auf die meisten „nicht-Bio-Putzmittel“ zu) sind oft nur schwer und langsam abbaubar und damit eine hartnäckige Belastung für die Umwelt.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Als Konsument sollte man bestimmte Putzmittel darum gar nicht erst kaufen, wie beispielsweise die „antibakteriellen“ Reiniger. Die machen zwar alles keimfrei, aber sie können Formaldehydabspalter (Triclosan) enthalten, lösen verstärkt Allergien aus, machen resistent gegen Antibiotika, und stehen im Verdacht krebserregend zu sein – von den umweltschädlichen Wirkungen gar nicht zu reden. Spülmittel mit Brombeerduft ist so überflüssig wie alles, was Farb- oder künstliche Duftstoffe enthält – zur Reinigungswirkung trägt es nicht bei, aber im Abwasser macht es einen Unterschied. WC-Reiniger und Backofensprays gehören zu den giftigsten Haushaltsprodukten. Selbst vermeintlich harmlose Sachen wie Spülmittel gehören zu den häufigsten Vergiftungsursachen bei Kindern. Und ist es nicht widersprüchlich, sein Biogemüse in einer Küche zuzubereiten, die kurz zuvor in Chemikalien gebadet wurde? „Greener is cleaner“, mit diesem Schlachtruf treten seit Mitte der 90er Jahre verstärkt umweltbewusste Hersteller wie Sodasan, Sonett, Ecover gegen die Armee der „antibakteriellen“ Reiniger an. Wie spannend das sein kann, sieht man in den USA. Dort wirbeln seit 1999 zwei coole Typen aus San Francisco viel Staub im Putzmittelbusiness auf. Mit umweltfreundlichen Spülmitteln, Reinigern, Waschmitteln und Wischmops – so gut designt, dass man sie neben den iPod legen kann. Utopia ist das Internetportal für strategischen Konsum und nachhaltigen Lebensstil.

Text: anne-henneken - Illustration: Katharina Bitzl

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