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Die digitale Straßenverkehrs-Ordnung: Sei nicht dumm im Internet!

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Valerie und Fabian sind Schülersprecher, gewählt an der Staatlichen Realschule Bad Kissingen, um die Interessen der Schülerinnen und Schüler zu vertreten. Trotzdem schrieben Valerie Heuring und Fabian Keller Anfang März einen Leserbrief an die örtliche Zeitung, in dem sie sich von einer ihrer Mitschülerin distanzierten: „Sie hat“, schrieben sie, „zwei beliebte Lehrkräfte unserer Schule aufs Übelstes beleidigt und muss dafür die Konsequenzen tragen.“ Dass Schüler ihrer Lehrer beleidigen, kommt auf Deutschlands Schulhöfen regelmäßig vor: Vermutlich zu jeder großen Pause. Was war also passiert, dass eine 14-Jährige aus Bad Kissingen nicht nur den Unmut ihrer Mitschüler zu spüren bekam, sondern auch die Staatliche Realschule verlassen musste? Das Internet ist Schuld. Und auf mainpost.de kann man nachlesen, wie es dazu kam: Die 14-Jährige (dort Anna genannt) hatte sich für den Ort der wüsten Lehrerbeschimpfung die Online-Gemeinschaft SchülerVZ ausgesucht. Dort lud sie - gemeinsam mit einer Freundin - Bildmaterial hoch und ihren Ärger über die Lehrer ab. Kein Wunder also, dass die beschimpften Lehrer nicht über die Schmähungen hinweggingen. Sie erstatteten Anzeige und besorgten der Staatsanwalt Schweinfurth so eine Premiere: Erstmals musste man sich dort mit einem solchen Fall befassen. Mittlerweile scheinen die Web-Wellen in Franken wieder geglättet, das Problem jedoch bleibt bestehen. In seiner Ausgabe vom Freitag berichtet der Tagesspiegel über eine Gruppe junger Hotel-Angestellter, die das Netz (genauer die Website StudiVZ) dazu nutzen, um über ihren Chef zu lästern und offenbar „sogar zu Anschlägen gegen die Firma“ aufzurufen. Die „neun jungen Mitarbeiter“ sind mittlerweile fristlos entlassen worden, sie argumentieren, „das Forum im Internet sei nur Spaß gewesen“.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Wer sich im Straßenverkehr bewegt, muss auch auf Regeln achten. Diese sind oftmals komplizierter als die digitale Straßenverkehrsordnung. Foto: dpa Ob Spaß oder nicht, die beiden Fälle belegen beispielhaft, dass nur weil es technisch einfach ist, im Netz aktiv zu werden, das noch lange nicht heißt, dass es auch wirklich leicht ist. „Das Internet ist kein rechtsfreier Raum, auch online gilt es, Recht zu achten und Pflichten einzuhalten“, haben wir im Vorspann zu dem Interview geschrieben, das wir mit Till Kreutzer geführt haben, der eine Broschüre zum sicheren Surfen im Netz erstellt hat. Die Beispiele aus Bad Kissingen und Brandenburg zeigen: So selbstverständlich dieser Satz klingt, er ist es nicht. Deshalb auf der nächsten Seite die wichtigsten fünf Ausprägungen der digitalen Straßenverkehrsordnung für die Reise auf der Datenautobahn, die sich auf eine Regel zusammenfassen lässt: Sei nicht dumm!


1. Das Internet ist ein öffentlicher Raum. Auch wenn es sich noch so gemütlich anfühlt, daheim vor dem Rechner: Alles, was du online stellst, wird von anderen gesehen. Deshalb immer an die einfachste und wichtigste Frage denken: Würdest du das, was du gerade posten willst, auch in einem Internet-Cafe laut vorlesen? 2. Das Internet vergisst nicht. Deine Texte, Bilder und Filme sind also nicht nur öffentlich, sie bleiben es auch. Dabei spielt es überhaupt keine Rolle, ob du deinen Account löschst, deine Seite aus dem Netz nimmst oder schon lange eine neue Site online gestellt hast. Angeboten wie der Wayback Machine ist das egal, sie finden dich. 3. Auch Google findet dich - und zwar überall. Zu glauben, dass Google in den Kommentaren von jetzt.de oder auf MySpace nicht suche, kann sich als fatal erweisen. Vor allem, wenn man nicht nur über sich, sondern auch über andere schreibt. 4. Sei auf die Antwort gefasst: Alles, was man über andere schreibt oder veröffentlicht, sollte man der betreffenden Person auch ins Gesicht sagen können. Menschen gewöhnlichen Anstands vermeiden so Verleumdungs- oder Beleidigungsklagen. Wer auch im persönlichen Gespräch dazu neigt, ausfallend zu werden, sollte sich hingegen im Netz doppelt zügeln. 5. Verbreite nur, was dir gehört: In Blogs, in jetzt-Texten oder auf deiner Profilseite in einem anderen Netzwerk gilt: Bilder darf man nur hochladen, wenn man sie selber gemacht hat oder man sicher weiß, dass man dieses Motiv benutzen darf. Bilder von anderen Seiten zu kopieren und an anderer Stelle hochzuladen, ist nicht rechtmäßig. Wenn man dann dazu schreibt: „Bild via spiegel.de“ macht es das auch nicht besser. Wer es genauer wissen will: Die Bundeszentrale für politische Bildung hat ein Dossier Urheberrecht zusammengestellt, das alle Fragen beantwortet.

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