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Selber spammen!

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Illustration: dirk-schmidt Ein E-Mailverteiler ist eine feine Sache. Wer sich mitteilen möchte, kann dies mit seiner Hilfe reichweitenstark tun. Auf einen Schlag bekommen ganz viele Menschen Post. Das haben auch so genannte Spam-Versender entdeckt. Deshalb sind die meisten E-Mailverteiler geschlossen – d.h. man kann von außen keine Mails über sie verschicken. Manchmal kommt es jedoch auch vor, dass brave, einfältige Bürger zu Spam-Versendern werden. Wir zeigen dir, wie einfach das geht. Du musst dich nur an ein paar simple Regeln halten: 1. Trage dich auf jeden nur möglichen Verteiler ein. Egal, ob es um den korrekten Gebrauch der Strickliesel oder um neue Kniffe bei der Anwendung des Gartenhäckslers geht: Du bist interessiert. 2. Wo das eigene Interesse groß ist, möchte auch das Mitteilungsbedürfnis nicht zurückstehen. Informiere also auch deine Freunde und entfernte Bekannte, deren Mailadresse du unter Ankündigung lebenslanger Kommunikation bekommen hast, über die interessanten Angebote der Newsletter und Mailverteiler. Nur so kannst du sicherstellen, dass spätere Diskussionen über den Verteiler auch von deinen Freunden wahrgenommen werden – die dir im Streitfall hoffentlich zur Seite stehen. 3. Hoffe auf einen Fehler im System. Die besten Diskussionen sind nämlich die, deren Anlass man nicht mehr zurückverfolgen kann. Zum Beispiel eine Viren-Warnung: „Action on virus found: The attachment details.zip contains WORM_NETSKY.P virus. ScanMail has Deleted it. Warning to recipient. ScanMail has detected a virus“ 4. Übe dich in Geduld. Wenn tatsächlich eine Viren-Warnung über einen Verteiler geschickt wurde, dauert es zumeist nur wenige Minuten bis eine Reaktion verschickt wird. Irgendein technischer Leiter, Systemadministrator oder Werksstudent wird sich finden, der Verweise wie diesen hier verschickt: es ist nicht gerade sehr freundlich uns als Virenverteiler zu beschuldigen, ohne vorher nachzuvollziehen von woher die eMail stammt. 5. Jetzt ist deine Stunde gekommen: Du musst dich zu Wort melden. Dabei unbedingt wichtig: Stelle sicher, dass deine Antwortmail wirklich an den Verteiler geschickt wird. Wenn du nur an den technischen Leiter, Systemadministrator oder Werksstudent schreibst, um deine empörte Zustimmung zu übermitteln, bist du bloß ein einfacher, naiver Mitläufer. Um ein echter Spammer zu werden, musst du unbedingt an den Verteiler schreiben. Keine Sorge: Der technische Leiter, Systemadministrator oder Werksstudent bekommt deine Mail auch – und nicht nur der. 6. Was du schreibst ist eigentlicht egal. Wichtig ist, dass du schnell bist und möglichst keinen relevanten Inhalt übermittelst. Gut sind also Quatsch-Beipflichtungen wie „richtig“, „dito“, „eben“ oder „genau“. 7. Bei aller gebotenen Eile: Vergiss nicht, deine Signatur anzuhängen. Sollen doch schließlich alle wissen, dass du PR-Managerin, Eventhelfer oder Online-Redakteur bei einem führenden Großunternehmen bist. 8. Wenn du freiberuflich tätig bist, solltest du das unbedingt ebenfalls in der Mail vermerken. Wer weiß, wer den Verteiler liest. Vielleicht wichtige Personalmanager, die nur auf der Suche sind nach einem oder einer wie dir. Deshalb: ruhig einen Hinweis auf die eigenen „Webpräsenz“ (wichtiges Wort) oder deinen persönlichen Blog ergänzen. 9. Jetzt aber raus mit der Mail. Und sicherheitshalber noch mal kontrollieren: Geht die Mail wirklich an den gesamten Verteiler? Gut, dann senden! 10. Dann geht der Spaß los. Innerhalb der nächsten Minuten wirst du (so es sich um einen anständigen Verteiler handelt) einige Abwesenheitsnotizen bekommen. Diese unbedingt in Ruhe studieren. Hier kannst du dir ein paar wichtige Tricks abgucken: zum Beispiel unbedingt von „Out of office“ reden, auch wenn du gar kein Office hast. Oder sicherheitshalber die eigene Abwesenheit auch auf englisch und französisch mitteilen. 11. Wenn etwa vier weitere Unterstützer-Mails über den Verteiler gegangen sind („Auch jawoll!“ oder „also echt. Scheiß Verteiler“), bist du wieder am Zug: Erkläre allen im Verteiler, dass sie jetzt also bitte wirklich nicht mehr schreiben sollen. Zum Bespiel so: „Es ist eine wahre Zumutung, was hier getrieben wird. Es muss doch einleuchten, dass das Antworten auf den Verteiler keinen Sinn macht.“ 12. Ab jetzt beginnt die gute Laune. Es werde noch fünf weitere wortgewaltige Verteiler-Schimpfer zu Wort kommen. Du kannst dich währenddessen beruhigt zurücklehnen – du bist zu einem perfekten Spammer geworden. Herzlichen Glückwunsch!

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