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Die Probleme unserer Zeit

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Die Welt ist so deprimierend wie schon lange nicht mehr. Die Nachrichten aus Japan – man mag es kaum für möglich halten – werden seit zwei Wochen jeden Tag noch ein bisschen schlimmer. In Libyen schießt ein im Zelt wohnender Psychopath sein Volk zusammen. Der deutsche Außenminister hält es aber lieber mit China und Russland und irgendwo in Afrika ist wie immer Krieg, aber damit kann man sich jetzt nicht auch noch beschäftigen. So viel Elend hält schließlich niemand aus!

Der Mensch in der westlichen Hemisphäre hat ja auch seine eigenen Probleme. Ist das nicht auch die Grundaussage der Masslow-Pyramide? Sind die Grundbedürfnisse wie Nahrung, Hygiene, Zugehörigkeit erst einmal befriedigt, entstehen sofort neue Wünsche. Der Mensch, mag es ihm materiell auch noch so gut gehen, hat er auch iPod, Flachbildfernseher, Audi und zu Mittag ein Schnitzel, ist nie zufrieden.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


Der Hashtag der Woche heißt deswegen auch #firstworldproblems. Hier sammeln sich seit Tagen bei Twitter all die kleine Unannehmlichkeiten, mit denen ein Mensch im wohlstandgesättigten Teil der Welt zurecht kommen muss. „Warum", lamentiert eine Userin „muss ich vom Bett aufstehen, um das Licht auszuschalten?". Ein anderer ist sich nicht sicher, ob er weiterleben kann angesichts der Tatsache, dass die neue Mad-Men-Staffel erst 2012 erscheint. Ein weiterer steht vor dem Dilemma, zwar seine Sonnenbrille in seinem Wohnzimmer aufbehalten zu wollen, andererseits so aber nicht an seiner Präsentation am Computer arbeiten zu können. Auch ein neuer Barrista im Stamm-Starbucks kann höchst ärgerlich sein, wenn man ihm erklären muss, dass man seine Latte Macchiatto auf eine ganz spezielle Art und Weise wünscht.

Zynisch das, könnte man einwenden, weil in Japan gerade eine Kernschmelze stattfindet und Libyen Krieg ist. Aber irgendwie auch beruhigend. So lange „My bacon is not crispy enough" für manche Menschen ein Problem ist, kann die Welt noch nicht völlig aus den Fugen geraten sein. 

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