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Hauptsatz: "Morgen soll es ja schneien!"
Es gibt auch ein Sommer-Äquivalent zu diesem Satz, das lautet: "Morgen soll es ja über 30 Grad werden." Mit diesen beiden Prognosen ist das Wetterpotenzial Mitteleuropas auch weitgehend abgehandelt. In exponierten Landstrichen wie Gröbenzell oder Teilen von Zella-Mehlis kann es passieren, dass beide Sätze innerhalb einer einzigen Woche zum Einsatz kommen. Aber eigentlich ist ihre Saison nur jeweils zu Beginn der beiden XXXL-Jahreszeiten Sommer und Winter. In München wird also seit Anfang September der Schnee-Satz geflüstert, erst nur von wenigen Wetter-Wichtigtuern, jetzt munkelt es mächtig von allen Seiten. Kein Wunder, denn mit diesem Satz wird man zum Herold, der himmlische Kunde ins taube Volk trägt. Erreichen will man, dass den Zuhörern körbeweise Stöhngeräusche entfleuchen und vielleicht der erschrockene Ausruf "Mais non, escht? Und isch kleine Arsch abe gar keine Winterreifen!" Meistens bleibt es aber bei routinemäßigen Unmutsbekundungen und einer sagt: "Stimmt, hab' ich auch im Radio gehört." Dazu blickt die ganze Small-Talkshow betreten gen Himmel, wo vom Schnee nix zu sehen ist, sondern ein brezntrockener Föhn an der 20-Grad-Grenze rumfummelt.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Sehr wichtig ist am Tag vor dem Tag, an dem es angeblich schneien soll, dass man irgendwann noch mal in den Himmel schaut. Dann hebt man nur jenen Arm, an dem man seinen Zeigfinger befestigt hat, zeigt hoch und brüllt: "Die Wolken da, die sehen nach Schnee aus!" Das zeitigt dann wieder ein hübsches Durcheinander, bei dem jeder Anwesende die betreffende Wolke auf ihre Schneeschwangerschaft prüft. Da gibt es unterschiedlichste Erfahrungswerte: Der eine hält eine dickbauchige, gelbliche Wolke für trächtig, der andere wartet auf die typisch rosigen Wulstwolken und ein Dritter wieder gibt zu Protokoll, dass seine Mume den Schnee zwar nicht mehr sehen und hören, wohl aber riechen kann.
Jedenfalls, Meteorologen, herrscht Uneinigkeit darüber, wie Schneewolken aussehen. Vielleicht könnte man einen Volkshochschulkurs anbieten? Kurstitel wäre: Warten auf den Schnee in deutschen Großstädten. Fein, oder? Klingt wie etwas, das später den Deutschen Filmpreis gewinnt.
Text: max-scharnigg - Illustration: Katharina Bitzl